Mit offenen Augen die Vögel beobachten

St Ingbert · Der Nabu ruft unter dem Motto „Stunde der Gartenvögel“ zur Zählung von Vögeln auf. Auch in St. Ingbert wird mit einem Infostand informiert.

Vom 12. bis 14. Mai ruft der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) unter dem Motto "Stunde der Gartenvögel" zum 13. Mal zu einer bundesweiten Zählung von Vögeln auf. Interessierte sollen die Vögel ihres Wohnumfeldes beobachten, zählen und die erhobenen Daten per Brief oder Internet an den Nabu melden. Ziel der Zählung ist ein bundesweites und möglichst detailliertes Bild von der Vogelfauna in den deutschen Ortschaften zu erhalten. Exakte Bestandszahlen der beobachteten Vogelarten zu bekommen ist dabei nicht möglich. Es geht vielmehr darum, Anteile und Trends von lokalen Populationen zu ermitteln. Die erfassten Daten können dann über mehrere Jahre verglichen werden. Aus den Vergleichen werden Grundlagen und Kenntnisse zur Entwicklung der Populationen einzelner Vogelarten sowie zu deren regionalen Verbreitungsmustern gewonnen. Mit Spannung wird erwartet, ob die starken Verluste des Jahres 2016 wieder kompensiert werden konnten. Die Zählung der überwinternden Vögel Deutschlands im Januar 2017 brachte interessante, allerdings nicht nur positive Neuigkeiten. Deutlichen Bestandszuwächsen bei Amseln und Staren standen teils starke Verluste bei ansonsten häufigen Arten gegenüber. So haben Kohl-, Blau- und Tannenmeisen 2016 im Saarpfalz-Kreis offenbar mehr als die Hälfte ihres Bestandes eingebüßt. Ebenso stark fiel der Rückgang bei den robusten Rabenkrähen aus. Weidenmeisen und Kleiber verloren sogar fast Dreiviertel ihrer Population.

Als Ursache für die Rückgänge wird die nasskalte Witterung der ersten Jahreshälfte von 2016 angesehen. Als Folge von niedrigen Temperaturen und permanenter Feuchtigkeit starben viele der frisch geschlüpften Nestlinge an Unterkühlung und an Pilzkrankheiten. Letztlich fehlte es auch an Nahrung für die Jungvögel. Meisen und Kleiber füttern ihre Brut überwiegend mit Insekten und Spinnen. Aufgrund der Witterung waren jedoch auch von diesen weit weniger vorhanden als sonst. Für Meisen und Kleiber wird eine durchschnittliche Lebenserwartung von drei bis fünf Jahren vermutet. Allerdings werden angeblich nur wenige Blau- und Kohlmeisen älter als zwei Jahre. Kohlmeisen haben meistens eine Brut pro Jahr, Blaumeisen zwei. Der weit gehende Verlust einer Brutgeneration stellt also einen tiefen Einschnitt für die Bestandsgröße dar. Derartige Verluste könnten jedoch in guten Jahren von Meisen, Kleibern und Rabenkrähen wieder ausgeglichen werden. Diese Option haben viele Insektenarten wahrscheinlich nicht mehr, ihre Zahl wird von Dekade zu Dekade auch in Deutschland geringer. Bei gut untersuchten Gruppen wie Tag- und Nachtfaltern, Käfern, Wanzen, Wildbienen, Wespen, Libellen oder Heuschrecken werden die Bestandsverluste, wie bei den Honigbienen, wenigstens noch erkannt.

Bei anderen (Zikaden, Schaben, Fliegen, Mücken oder auch die wenig geschätzten Läuse und Flöhe) verläuft das Aussterben weit gehend unbemerkt. Die früher benutzten Fliegenfänger-Klebestreifen, die an der Zimmerdecke befestigt wurden und voll mit kleben gebliebenen Insekten hingen, werden heute kaum noch benötigt. Auch die zerquetschten Insekten auf Windschutzscheiben von Fahrzeugen gehören der Vergangenheit an.

Zahlen über den Rückgang der Insektenarten sind nur sehr schwer zu finden. Der Entomologische Verein Krefeld publizierte 2013 Ergebnisse von Kartierungen mit Untersuchungsfallen. Die Zahlen aus den Erhebungsreihen von 1989 und 2013 zeigen einen Rückgang der Fangmengen flugaktiver Insekten um 75 Prozent. Erhalten geblieben sind dabei überwiegend "Allerweltsarten". Solche mit etwas spezielleren Ansprüchen an den Zustand ihres Lebensraumes sind nahezu verschwunden.

Zum Thema:

Die Nabu-Ortsgruppe St. Ingbert will dieser Entwicklung entgegenwirken. Anlässlich des Parkfestes "Fit in St. Ingbert" am Samstag, 6. Mai, ist der Nabu mit seinem Info-Stand dabei. Neben kostenlosen Broschüren und Flyern zum Thema werden auch Nisthilfen für Vögel (Halbhöhlen, Nistkästen) und kleine Insektenhotels (besonders geeignet für Wildbienen) zum Selbstkostenpreis angeboten. Der Nabu-Stand ist in der Gustav-Clauss-Anlage zu finden und von 12 bis 16 Uhr besetzt.

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