Mit Freude am Gesang

Rohrbach. "Das ist das größte kirchenmusikalische Ereignis in diesem Jahr", zog Christoph Jakobi am Ende Bilanz. Man wagte kaum, den Ausspruch des Organisten der Christuskirche Rohrbach anzuzweifeln, da er viel Wahres in sich hatte

Rohrbach. "Das ist das größte kirchenmusikalische Ereignis in diesem Jahr", zog Christoph Jakobi am Ende Bilanz. Man wagte kaum, den Ausspruch des Organisten der Christuskirche Rohrbach anzuzweifeln, da er viel Wahres in sich hatte.

Stehende Ovationen - auch bei leider etwas überschaubarer Besucherschar - beim Jubiläumskonzert zum Erntedank, sind das, was Künstler brauchen wie das tägliche Brot. Der Sonntagabend in der Kirche in der Blücherstraße war mehr als kurzweilig. Hatte man beim dritten Konzert nach Abschluss der Renovierungsarbeiten doch die Evangelische Kantorei St. Ingbert (Leitung: Helmut Haag) anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Kirche auf dem Franzosenkopf zu Gast. Geistliche Motetten stellten den Schwerpunkt der auf durchweg hohem Niveau präsentierten Aufführung dar.

Die Kantorei spannte den Bogen in ihrer Liedauswahl dabei recht weit. Ob "Man singt mit Freunden" von Walter Kraft, "Gott lebet noch" von Johann Sebastian Bach oder "Er hat alles wohl gemacht" von Melchior Franck: Selten konnte man einen kirchlichen Chor mit einer solch hohen Freude am Gesang erleben.

Die Sänger vermittelten einen mehr als harmonischen, in sich geschlossenen und tonsicheren Eindruck. Auch Organist Jakobi steuerte hierzu nicht nur einen Beitrag bei. Das Concerto I in G-Dur für Orgel solo BWV592 lag als Eröffnung ebenso in seiner sicheren Hand wie der "Lustgarten Neuer Teutscher Gesäng" von Hans Leo Hassler für Orgel.

Bei der Sonate in F-Dur von Georg Friedrich Händel wurde er von Julia Dressler an der Querflöte begleitet. Händels "Er weidet seine Herde" und Bartholdys "Sein stille dem Herrn" wurden von der Sopranistin Ann Kristin Balzer und dem Organisten vorgetragen. Balzer war es auch, die "Gammal fäbodpsalm" von Oskar Frederik Lindberg mit ihrer Trompete eine besondere Note verlieh.

Lieder von Brahms

Die Zigeunerlieder von Johannes Brahms für vier Stimmen und Klavier op. 103 oblagen dann wieder in der chorgesanglichen Hand der Evangelischen Kantorei und von Thomas Betz (Klavier). Letzterer war bereits vor sechs Jahren Gast in der Christuskirche. Die Sopranistin Sabine von Blohn verstärkte vier Zigeunerlieder gesanglich: "Wisst ihr, wann mein Kindchen am allerschönsten ist", "Lieber Gott, du weißt, wie oft bereut ich hab", "Röslein dreie in der Reihe blüh'n so rot" und "Kommt dir manchmal in den Sinn, mein süßes Lieb".

Am Ende trat einer der Akteure noch vor die Konzertbesucher und äußerte einen Wunsch: Christoph Jakobi begehe zwar erst in den kommenden Tagen sein 30. Jahr als Organist der Rohrbacher Christuskirche. Aber wer konnte ihm angesichts dieses respektvollen Jahrestages den Wunsch, das letzte der Zigeunerlieder gleichzeitig als Zugabe nochmals zu singen, abschlagen? "Rote Abendwolken zieh'n am Firmament" passte dann auch irgendwie zur herbstlichen Abendstimmung.

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