Mit erhobenem Zeigefinger

St. Ingbert. Bis zum 28. September zeigt Anja Fuchsgruber 51 Skulpturen in der Bank1 Saar. "Unsere Bürgerpflichten werden zunächst als Untertanenpflichten wahrgenommen: Ruhe bewahren, Gehorsam, Hinnehmen", erklärt Anja Fuchsgruber vor ihrer Skulptur, die den gleichnamigen Titel trägt

St. Ingbert. Bis zum 28. September zeigt Anja Fuchsgruber 51 Skulpturen in der Bank1 Saar. "Unsere Bürgerpflichten werden zunächst als Untertanenpflichten wahrgenommen: Ruhe bewahren, Gehorsam, Hinnehmen", erklärt Anja Fuchsgruber vor ihrer Skulptur, die den gleichnamigen Titel trägt. "Doch als mündiger Bürger sollten wir hinschauen, hinhören und unsere Bedenken und unseren Protest auch kundtun", meint die studierte Germanistin und Historikerin, die in ihren Werken solche und ähnliche Themen veranschaulichen will. So hat sie diese Specksteinskulptur mit zwei Ansichtsseiten versehen; auf der einen sind ein Mund, ein Ohr und ein Auge verschlossen dargestellt, auf der anderen Seite sind sie zum Reden, Hören und Sehen bereit. Beide Seiten sind glatt und glänzend gearbeitet, während der Rest des grauen Specksteins seine raue Oberfläche behalten hat und damit einen reizvollen Kontrast einbringt.

Viele der im Erdgeschoss und im ersten Stock der Bank1 Saar ausgestellten 51 Skulpturen sind abstrakten Themen gewidmet. Und immer wieder ist in diesen Werken ein erhobener Zeigefinger auszumachen. Schmunzelnd tut die St. Ingberter Bildhauerin kund, dass "Denken Hand und Fuß haben sollte". Dabei zeigt sie auf die Plastik "Denken", die in einer der Vitrinen im Erdgeschoß zu sehen ist: Eine Büste aus Ton, die eine Hand an den Kopf hält und statt der anderen Hand einen Fuß hat. Direkt und unverblümt nähert sie sich kritischen Themen und packt sie in eine skulpturale Hülle, die der Betrachter zu entschlüsseln hat.

Doch daneben setzt Anja Fuchsgruber auch antike Themen um und schafft Werke wie "Sisyphus streikt" oder "die Büchse der Pandora". Oder sie widmet sich dem Menschen, zeigt formschöne figurale Plastiken alleine oder in trauter Zweisamkeit. Manchmal aber, so sagt sie, gehe es ihr ganz einfach nur um die Form, um das harmonische Zusammenspiel von Linien und Flächen.

Hier wie dort bedient sie sich eines breiten Materialspektrums und arbeitet technisch sehr versiert und gekonnt mit Kalk- oder Sandstein, mit Marmor, Schiefer, argentinischem Tuffstein, Speckstein, Ytong oder Ton. Da sie ihr Können gerne in Kursen weitergibt, freut sie sich ganz besonders, dass auch ihre Kursteilnehmer mit von der Partie sind und in einer Vitrine ihre Werke präsentieren.

Auf einen Blick

"Ansichten - Einsichten" Skulpturen von Anja Fuchsgruber. Bis zum 28. September. Bank1 Saar, Kaiserstr. 17, während der regulären Öffnungszeiten. Anja Fuchsgruber wurde 1936 in Stuttgart geboren. Seit 1963 lebt sie im Saarland, arbeitete bis 1995 im Lehrberuf und widmet sich seither intensiv der Bildhauerei. Ihr in zahlreichen Kursen und Weiterbildungen erworbenes Können gibt sie weiter als Dozentin an der Akademie für Ältere in Saarbrücken und an den VHS'en in Saarbrücken, St. Ingbert und Elversberg. qb

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