Mit den Nachbarn in die neue Zukunft – Syrer leben die Integration

St Ingbert · Sie begleitet Flüchtlinge im täglichen Leben, gibt ihnen Deutschunterricht: Eine SZ-Leser-Reporterin berichtet, wie drei Syrer in St. Ingbert Fuß fassen. Die Ehrenamtlerin hilft dabei auch, Möbel zu organisieren.

 Dieses Foto der Flüchtlinge bei ihrem Treffen mit den Nachbarn hat uns die SZ-Leser-Reporterin per Handy geschickt. Foto: SZ-Leser-Reporterin

Dieses Foto der Flüchtlinge bei ihrem Treffen mit den Nachbarn hat uns die SZ-Leser-Reporterin per Handy geschickt. Foto: SZ-Leser-Reporterin

Foto: SZ-Leser-Reporterin

Da sitzen sie im Wohnzimmer ihrer ersten eigenen Wohnung: Mohammad, sein Bruder Walleed und sein Cousin Bader. Sie haben ihre neuen Nachbarn eingeladen. Sie wollen sich vorstellen, denn sie wissen, wie wichtig eine gute Nachbarschaft ist. So wie es aussieht, haben die drei jungen Männer aus Syrien Glück. Alle Nachbarn sind gekommen. Mohammad kann schon ein wenig Deutsch. Er ist Ansprechpartner und übersetzt für seine beiden Verwandten. Er erzählt, wie sie nach Deutschland gekommen sind: von Damaskus nach Libyen, von dort mit einem kleinen Schiff nach Lampedusa in Italien, weiter mit dem Bus und der Bahn quer durch Italien und Frankreich nach Deutschland. Ein Freund, der bereits in Saarbrücken lebt, hat sie ins Aufnahmelager nach Lebach gebracht. Die nächste Station war dann die Sammelunterkunft in St. Ingbert .

Es beginnt das Warten auf die Anerkennung als Flüchtling - und auf einen Sprachkurs sowie eine eigene Wohnung.

Was so einfach klingt, stellt sich für die Flüchtlinge alles andere als einfach heraus. "Viele Vermieter scheuen sich, Flüchtlingen eine Wohnung zu vermieten", berichtet eine St. Ingberter Leser-Reporterin, die sich ehrenamtlich um die Flüchtlinge kümmert. Sie fährt fort: "Die Vermieter wissen nicht, was sie erwartet."

Aber Mohammad, Walleed und Bader hatten Glück. Ihre Vermieterin, eine "umgängliche und weltoffene ältere Dame", vermietet ihnen eine Wohnung mitten in St. Ingbert .

Das wäre geschafft. Daraufhin macht sich die ehrenamtliche Helferin - vermittelt durch Birgit Schöndorf , die zuständige Sozialarbeiterin bei der Stadtverwaltung St. Ingbert - mit den Flüchtlingen auf die Suche nach gebrauchten Möbeln und Haushaltswaren. Sie organisiert auch den Transport der Möbel und die Installation der Küche. Vor dem Einzug bringen die Flüchtlinge mitsamt der Ehrenamtlerin die Wohnung auf Hochglanz - nach einem kleinen Putzlehrgang klappt das super.

Jetzt, wo alles fertig ist, wollen sie ihren Nachbarn natürlich zeigen, wie sie leben, wollen ihnen von ihren Zukunftsplänen erzählen und natürlich Kontakte knüpfen. Mit einem Studenten der Hausgemeinschaft verabreden sie sich spontan zum Training im Fitness-Studio, eine Familie bietet Möbel an, die sie nicht mehr braucht, eine andere Nachbarin stellt einen Teppich zur Verfügung, der dringend in der Küche benötigt wird. "Das ist gelebte Integration", freut sich die ehrenamtliche Helferin.

Denn sie betont im Gespräch mit unserer Zeitung: "Hinter dieser Geschichte verbirgt sich eine große Problematik. Denn in der Regel sind die Flüchtlinge mit all diesen Dingen auf sich alleine gestellt."

Start ohne Sprachkenntnisse

Sie gibt zu bedenken, dass die Flüchtlinge die deutsche Sprache nicht beherrschen, sich mit geringsten staatlichen Hilfen ihren Hausstand einrichten. Die Ehrenamtliche weiter: "Sie wissen nicht, wo sie was bekommen, wie sie geschenkte Möbel transportieren können, ohne dass sie dafür viel Geld bezahlen müssen, wer ihnen einen elektrischen Herd unentgeltlich fachmännisch anschließt, wer Spüle oder Waschmaschine installiert."

Solche und ähnliche Probleme können laut der Ehrenamtlerin nur in einem Netzwerk von vielen ehrenamtlichen Helfern gelöst werden - am besten würde sie Patenschaften finden. Auch sei es wichtig, die Flüchtlinge im täglichen Leben zu begleiten. Dabei gehe es um Dinge wie das Lesen von amtlicher Post, die Begleitung zum Jobcenter oder das Knüpfen von Kontakten zu deutschen Familien und Vereinen. Die Helferin, die den Flüchtlingen auch Deutschunterricht gibt, betont: "Die Flüchtlinge sind eine Bereicherung für uns alle." So handelt es sich teilweise bei den Neubürgern um Apotheker, Ärzte und Zahnärzte, die gern ihre Arbeitskraft einbringen möchten.

Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von einer SZ-Leser-Reporterin. Wenn Sie Interessantes zu erzählen haben, hinterlassen Sie eine Nachricht unter Tel. (06 81) 5 95 98 00, mailen Sie an leser-reporter@sol.de oder nutzen Sie das Onlineformular unter saarbruecker-zeitung.de/leserreporter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort