Kommentar Ein Bärendienst für den Umweltschutz

Jagd und Umweltschutz? Beides Sachen, die sich nicht zwangsläufig ausschließen, wie unser Autor meint.

Mit dem Zerstören von Jagdsitzen erweist man dem Umweltschutz einen Bärendienst
Foto: SZ/Robby Lorenz

Es mag für den einen oder anderen paradox klingen: Die Jagd gehört zum Umweltschutz dazu. Selbst wenn ein Großteil der Gesellschaft komplett auf Fleisch verzichten oder sein Bedarf daran auf ein Minimum reduzieren würde – was angesichts der sich stetig verschärfenden Klimakrise immer dringender notwendige zu werden scheint –, so wird es doch weiterhin notwendig sein, dass gejagt wird.

Nicht etwa weil die Jagd zu einem der ältesten Bestandteile menschlicher Kultur zählt, sondern aus wesentlich profunderen Gründen. Die jahrhunderte alte Losung: „Die Natur regelt das schon von selbst“ ist schlicht nicht mehr gegeben. Nachdem der Top-Prädator in unseren Wäldern, der Wolf, systematisch von uns Menschen an den Rand der Ausrottung getrieben wurde, haben Wildschweine und andere Wildtiere freie Bahn. Hinzu kommen milde Winter, reiche Mastjahre sowie das „Futterparadies“ Maisfeld, die zu einer beispiellosen Zunahme der Wildschweinpopulation in der Region geführt hat.

Eine der Grundregeln in der Natur lautet jedoch: Zu viel von etwas ist nie gut. Und so sind zu viele Wildschweine genauso schädlich für ein funktionierendes Ökosystem, wie auch eine zu starke Bejagung. In der faktisch völligen Abstinenz natürlicher Fressfeinde fällt uns Menschen zwangsläufig die regulierende Rolle des Jägers zu. Diese Entwicklung kann und sollte man kritisieren. Man kann für alternative Formen der Regulierung eintreten. Was man jedoch nicht tun sollte, ist denjenigen das Leben schwer zu machen, die mit ihrer Arbeit einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Andernfalls erweist man diesem sprichwörtlich „einen Bärendienst.“

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