Mit Beton zu neuen Dimensionen

St. Ingbert. Während im Beckerturm des St. Ingberter Innovationsparks "Turmkunst" gezeigt wurde, lud ein paar Schritte weiter die Keramikerin Sigrid Caspar zum offenen Atelier ein. Am Samstagabend und Sonntagmittag konnten Kunstinteressierte ihr bei der Arbeit über die Schulter schauen, fachsimpeln und sich für neue Kurse anmelden

St. Ingbert. Während im Beckerturm des St. Ingberter Innovationsparks "Turmkunst" gezeigt wurde, lud ein paar Schritte weiter die Keramikerin Sigrid Caspar zum offenen Atelier ein. Am Samstagabend und Sonntagmittag konnten Kunstinteressierte ihr bei der Arbeit über die Schulter schauen, fachsimpeln und sich für neue Kurse anmelden. Natürlich standen die Arbeiten im Vordergrund, und bei eingehender Betrachtung der Werke im Atelier selbst und im Garten ließ sich viel Neues entdecken. Überall hocken, stehen, hängen und winden sich die Ton- und Betonarbeiten. Kaum senkt oder hebt man den Blick, sieht man liebenswerte, teilweise skurrile Figuren und mehrteilige Arbeiten, die eine ganze Geschichte erzählen können.Neuestes "Kind" von Sigrid Caspar sind Arbeiten aus Beton. "Ich wollte große Objekte machen, was mit Ton nicht geht", so die Künstlerin. Überdimensionale Tonobjekte mussten, damit sie zum Brennen in den Ofen passten, immer in mehreren Etappen gebrannt und später wieder zusammengesetzt werden. Nun haben sich mit dem für Sigrid Caspar neuen Material auch neue Welten eröffnet: "Damit bin ich endlich in der Lage, groß zu bauen, wo ich mit Ton an Grenzen gestoßen bin."

Mit einem Spezialmörtel, Draht und Folie ist sie in der Lage, Figuren mit über 1,70 Meter Größe zu schaffen, deren Außenhaut mit Salzen so bearbeitet wurde, dass man meinen könnte, eine Skulptur aus Metall vor sich zu haben, die gerade Patina ansetzt. Auch die Ziegen, die im Garten und auf dem Dach hocken, verdanken ihr rostiges Aussehen dieser Spezialbehandlung. Die Oberfläche kann aber auch das Aussehen von Marmor bekommen. Entgegen ihrem Aussehen sind diese Objekte "federleicht" und ideal für den Außenbereich. "Draußen wirken die einfach gigantisch", schwärmt Caspar von dieser Kunst. Aber nicht nur die großen und massiven Formen waren vertreten, sondern auch zarte und nahezu zerbrechlich anmutende Stücke.

Aktuelles Thema ist Befreiung, Ausbruch und Aufbruch. Damit verbundene Emotionen versucht die Keramikerin dreidimensional darzustellen. Ihre dreigeteilte Installation "Freiheit" empfängt den Besucher als Ziegelwand, auf deren Rückseite ein Gesicht und Hände gerade den Durchbruch wagen. Es geht der Künstlerin hier um die aktuelle Situation in der Welt, um Veränderung und Bewegung, und deshalb sei es wohl eher was, "was man sich nicht ins heimische Wohnzimmer stellt". Das Objekt weckt aber Emotionen, genau wie die drei modellierten menschlichen Köpfe, an denen die Vergänglichkeit des Äußeren sichtbar wird. Durch Zuhilfenahme von Metalloxiden ist bereits die Oberfläche ungewöhnlich, wirkt metallisch, fast wie erkaltete Lava und damit gleichzeitig wie etwas zutiefst Irdisches.

Sigrid Caspar möchte mit ihrer Kunst erfreuen, der Humor kommt nicht zu kurz, und ihre Glückskäfer als Mitbringsel sind schon legendär. Doch genauso möchte sie, dass man stehenbleibt, innehält und zur Ruhe kommt. Was fürs Auge sind ihre Tiernachbildungen. Die Idee dafür stammt aus einem Tierbuch, die Ergebnisse überraschen. Geier, deren Körper aus Holz, der Kopf aber aus Ton sind, ein Skarabäus, der auf einer schlichten Tonkugel silbrig-schwarz glänzt, ein Insekt, ein Hahn, Pinguine und Chamäleons. Da war zum Schauen und Kaufen am Wochenende für jeden was dabei.

Auf einen Blick

Sigrid Caspar ist in ihrer Werkstatt für Gestaltung im Innovationspark am Beckerturm, Kaiserstraße 170 - 174, zu erreichen. Für ihren neuen Kurs "Kugel aus Beton" vom 14. bis 17. September kann man sich telefonisch unter (0 68 94) 3 88 90 02 oder (01 76) 22 17 57 35 anmelden. Oder per E- Mail an info@sigridcaspar.de. con

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