Hilfe für Bedürftige Eine Tafel, die echten Mehrwert bietet

Saarpfalz-Kreis · Ministerin Anke Rehlinger informierte sich über die Arbeit der Tafel Homburg und die Kooperation mit der Aquis.

 Roland Best (r.) und Anita Graf-Fischbach (l.) erläuterten Anke Rehlinger (2.v.l), Theophil Gallo (3.v.l.) und Ulrike Zawar, die Arbeit der Tafel.

Roland Best (r.) und Anita Graf-Fischbach (l.) erläuterten Anke Rehlinger (2.v.l), Theophil Gallo (3.v.l.) und Ulrike Zawar, die Arbeit der Tafel.

Foto: Jennifer Klein

Ein wenig bringt der hohe Besuch an diesem Morgen die Abläufe bei der Tafel in Homburg schon durcheinander. Wirtschafts- und Arbeitsministerin Anke Rehlinger informierte sich vor Ort über die Tafel und auch die Zusammenarbeit mit der Aquis, Gesellschaft für Arbeit und Qualifizierung im Saarpfalz-Kreis. Roland Best, Vorsitzender der Tafel, und seine Stellvertreterin Anita Graf-Fischbach führten die Gästeschar, darunter Landrat Dr. Theophil Gallo, Aquis-Geschäftsführerin Ulrike Zawar und Dietmar Schönberger, Leiter des Jobcenters, durch Ausgabe-, Kühl-, Sortier- und Lagerräume sowie durch die Kleiderkammer und berichteten von der Arbeit.

Die Tafel als Sammel- und Ausgabestelle für Lebensmittel für bedürftige Menschen in Homburg lebt von ehrenamtlichem Engagement. Nichtsdestotrotz ist der organisatorische und logistische Aufwand beträchtlich, „das ist ein straff durchorganisierter Integrationsbetrieb“, brachte es Landrat Theophil Gallo auf den Punkt.

Denn der Betrieb der Tafel ist beileibe kein Selbstläufer, wie die Ausführungen von Roland Best schnell zeigten. Monatlich rund 5000 Euro laufende Kosten wie Miete, Nebenkosten, Fahrzeugmiete, Benzin, Versicherungen, Büromaterial müssten bezahlt werden. Mit ihrem Beitrag – zwei, vier oder fünf Euro, gestaffelt nach Haushaltsgröße – leisten die Tafelkunden einen Beitrag, um die laufenden Betriebskosten zu finanzieren. Ein Großteil der Kosten wird durch Spenden gedeckt.

Und eigentlich unbezahlbar ist das Engagement der Ehrenamtlichen, die regelmäßig helfen und zum Teil seit Jahren dabei sind. Denn auch wenn es viele spendenwillige Geschäfte gibt – die Lebensmittel müssen abgeholt und zur Tafel gebracht werden, dort werden sie sortiert, und zur Ausgabe vorbereitet. Da gerade bei frischen, leicht verderblichen Lebensmitteln das Zeitfenster recht knapp bemessen ist, herrscht gerade an den Ausgabetagen für die Helfer schon mal Zeitdruck. Ausgabetage sind Montag und Freitag, 15 bis 17 Uhr. „Die Tafel in Homburg versorgt aktuell rund 150 bis 200 Haushalte mit Lebensmitteln“, erklärte Best – es fehlen derzeit vor allem Milchprodukte.

Seit acht Jahren arbeiten die Gesellschaft für Arbeit und Qualifizierung im Saarpfalz-Kreis (Aquis) und die Homburger Tafel zusammen; das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr fördert die Maßnahmen der Aquis GmbH zum Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt.

Die Aquis-Teilnehmer, derzeit fünf an der Zahl, arbeiten unter anderem bei der Verteilung der Lebensmittel mit oder auch als Fahrer. Für Tafel-Leiter Roland Best sind die fünf Aquis-Leute ein Gewinn und eine Stütze im täglichen Betrieb: „Man kann sich auf sie verlassen“, sagt er, zusammen mit dem festen Stamm ehrenamtlicher Mitarbeiter, sei das ein wirklich gutes Team. „Sonst würde es auch nicht funktionieren.“

Diese Kooperation bringe nicht nur Gewinn für den Einzelnen, der so wieder Beschäftigung, neuen Lebensmut und Anerkennung finde, zugleich werde damit auch ein Mehrwert für die Gesellschaft geschaffen, so Anke Rehlinger, die interessiert Bests Ausführungen verfolgte. Natürlich, räumte sie ein, „wäre es uns am liebsten, wir bräuchten Einrichtungen wie die Tafeln gar nicht. Aber die Tafeln wie auch Sozialkaufhäuser tragen auf beiden Seiten zu sozialer Teilhabe bei und schaffen Raum für Begegnung.“ Gerade das ehrenamtliche Engagement verleihe der Arbeit einen anderen Charakter und biete Raum für individuelle Ausgestaltung, „das ist dann eben nicht ,die Behörde‘, sondern das macht das Ganze auch menschlicher.“ Vor diesem Hintergrund sei auch die Ergänzung mit Kleider- und Spielzeugkammer in Homburg „eine tolle Idee.“ Im Gespräch mit den fünf Aquis-Mitarbeitern wurde deutlich: Die fühlen sich in der Maßnahme wohl und auch in der Zusammenarbeit mit Chef Roland Best und den Ehrenamtlichen. Auf Rehlingers abschließende Frage hin „Was würden Sie sich denn wünschen oder uns mit auf den Weg geben?“, kam einhellig die Antwort: Der Wunsch ist ein fester Job, eine langfristige Perspektive. Und dass die Unternehmen auch ältere Mitarbeiter einstellten, fügte einer der Männer an.

Die Unternehmen müssten sich ihrer sozialen Verantwortung stellen, waren sich Gallo und Rehlinger einig. Die Langzeitarbeitslosigkeit stelle eine wesentliche Herausforderung dar. Ziel müsse es sein, so Rehlinger, „Menschen in Arbeit zu bringen, anstatt nur die Arbeitslosigkeit zu finanzieren“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort