Ministerin in der Metzgerschürze

Oberwürzbach · Schon im Sommer wollte Anke Rehlinger bei einer Tour durch Handwerksbetriebe ein „Praktikum“ bei der Metzgerei Petermann machen. Der Termin platzte damals, doch die Wirtschaftsministerin hielt ihr Versprechen, ein anderes Mal in Sachen Fleisch und Wurst nach Oberwürzbach zu kommen.

 Anke Rehlinger beinte in Oberwürzbach unter Anleitung von Metzgermeister Thomas Petermann einen Schweinebauch aus. Foto: Cornelia Jung

Anke Rehlinger beinte in Oberwürzbach unter Anleitung von Metzgermeister Thomas Petermann einen Schweinebauch aus. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Mit etwas mehr als drei Monaten Verspätung trat Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger jetzt ihren "Dienst" in der Metzgerei Petermann in Oberwürzbach an. So führte ihre "Sommertour", nachdem sie das Handwerk unter anderem bereits im Dachdeckergewerbe, beim Bildhauer oder in der Kunstschmiede kennenlernte, nun auch in einen Betrieb, der hochwertige Lebensmittel produziert. Diesen habe sie sich ausgesucht, weil er stellvertretend für hervorragende Handwerksbetriebe stehe, wie es einige im Saarland gebe.

Als die Ministerin pünktlich um sieben Uhr ins Geschäft von Metzgermeister Thomas Petermann kam, war der Arbeitstag dort bereits eine Stunde alt. Anke Rehlingers Tag in der Metzgerei begann mit einer Arbeitsbesprechung bei Kaffee und Fleischkäsweck. So testete sie nicht nur gleich eines der Produkte der Petermanns, sondern informierte sich über Arbeitsabläufe, Lieferzeiten und Herkunft der Ausgangsprodukte der Fleisch- und Wurstherstellung und über das Sortiment. Sie erfuhr von Thomas Petermann, dass in seine Produkte nichts "Gekünsteltes" komme und was er von Analogkäse und Sojaeiweiß hält, nämlich nichts.

Noch intensiver fragte die Ministerin nach, wie es um die Ausbildung in dem Oberwürzbacher Geschäft steht. "Wir bilden gerne aus", so der Metzgermeister. "Wenn wir jemand finden", schob er hinterher, "mir ist egal, wo meine Azubis herkommen, Hauptsache sie wollen arbeiten." Beim Erzählen schwang durchaus Stolz in der Stimme mit, was aus einigen seiner rund 45 Auszubildenden geworden ist und dass es mehrere bis zum Landesbesten geschafft haben. Auch vom Förderprogramm "Ausbildung jetzt", das Anke Rehlinger in Beisein des Hauptgeschäftsführers der Handwerkskammer des Saarlandes , Arnd Klein-Zirbes, ansprach, habe man in Oberwürzbach schon profitiert. Eine feine Sache sei das für Betriebe, die sich dazu entscheiden, einem Azubi mit "schwierigem Hintergrund" eine Chance zu geben, war man sich einig. Nach dem einführenden Gespräch hieß es für die Ministerin, sich entsprechend der auf sie zukommenden Arbeit angemessen zu kleiden.

Der Blazer wurde gegen die Metzgerschürze getauscht, auf den Kopf kam eine Haube und die Füße steckten in festem Schuhwerk. Sie ließ sich die Fleischzerkleinerung zeigen, bekam die Werkzeuge und Maschinen erklärt und "stopfte" den Rinderkranzdarm selbst mit der vorbereiteten Füllung, nachdem sie die Gewürzmischung zugegeben hatte. "So sehen also die Zwischenstationen auf dem Weg zum Lyoner aus", sagte sie, bevor sie die fertigen Ringel auf eine Stange schob, um sie in den Ofen zu hängen. Danach ging es an das Ausbeinen eines Schweinebauchs und später noch an die Theke, wo sie Fleischkäsweck belegte.

"Es ist für mich eine super interessante und spannende Arbeit, auch weil es ein Familienbetrieb ist", sagte Anke Rehlinger , die mit dieser Aktion für die Attraktivität des Handwerks und die Ausbildung werben will. Es sei sehr interessant zu verfolgen, wie aus dem Rohzustand das fertige Produkt werde, das man dann verkaufe. Neben dem Umgang mit Lebensmitteln sei es eben auch dieser Kundenkontakt, der die Arbeit so reizvoll mache. "Außerdem sind die Sachen noch verdammt lecker", lobte die Kurzzeit-Auszubildende die Ware, die sie kurz zuvor über die Theke reichte.

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