Martin-Luther-Kirche Unbefristet Helferin für Heil und Leben

St. Ingbert · Nach über drei Jahren Dienst in der Martin-Luther-Gemeinde wurde Michelle Scherer als Pfarrerin installiert.

 Dekan Peter Butz (Dritter von rechts) „installierte“ Michelle Scherer (Mitte) zur Pfarrerin auf Lebenszeit.

Dekan Peter Butz (Dritter von rechts) „installierte“ Michelle Scherer (Mitte) zur Pfarrerin auf Lebenszeit.

Foto: Cornelia Jung

Nicht nur für einige Mitglieder der Martin-Luther-Gemeinde war die Installation von Pfarrerin Michelle Scherer ein Ereignis, das es so nicht alle Tage gibt. Auch die Würdenträger der katholischen Kirche hatten mit dem Begriff der Installation so ihre Schwierigkeiten. „Installiert werden Sie?“, hatte man die Pfarrerin angesprochen, als die Einladung zum Installationsgottesdienst am vergangenen Sonntag ergangen war, „sie sind doch kein Heizkörper.“ Außerdem ist die junge Frau in St Ingbert längst keine Unbekannte mehr, arbeitet sie doch bereits seit dreieinhalb Jahren in der Martin-Luther-Kirche und bekam bereits 2015 ihre Ordination.

Doch die ersten Amtsjahre nach dem Vikariat sind ein Probedienst „zur Anstellung“, die Übertragung der Stelle war deshalb bisher vorläufig. Nun wurde Michelle Scherer die Pfarrstelle von Dekan Butz unbefristet übertragen und zur Pfarrerin auf Lebenszeit ernannt. Der Dekan nahm den zu Beginn des Gottesdienst erklungenen Titel „Die Tür macht hoch, das Tor macht weit“, vorgetragen von der evangelischen Kantorei (Leitung: Carina Brunk), zum Anlass, über den Heiland und das Amt der Pfarrerin zu sprechen. „Im Lied war klar, wem die Gemeinde ihr Herz öffnen sollte“, so Butz.

Gott sei gemeint, der Helfer, der Heil und Leben mit sich bringe. Manchmal würde man auch das Amt des Pfarrers so begreifen. Er solle alles können und alles richten. Die Gemeinde gebe sich teilweise der Täuschung hin „dass ein Pfarrer die Vollkommenheit des Heilands an sich habe“. Doch „wir Christen sind begnadigte Sünder“. Auch Pfarrer seien nur Menschen, mit den positiven Seiten aber auch Fehlern – sie seien ins normale Leben „verstrickt und können nicht aus ihrer Haut“. Pfarrer hätten bis ins vorvorige Jahrhundert das Amt inne gehabt, um die Gemeinde zu leiten, zu lehren und die Sakramente zu spenden. Heute sei alles differenzierter. Pfarrer sein heiße nun „mit anderen Prozesse modellieren, Räume öffnen, kommunizieren, miteinander Konzepte erarbeiten und ermutigen, wie man Glaube leben kann“.

In ihrer Zeit in St. Ingbert habe sich die Pfarrerin des Amtes würdig erwiesen, wie Butz sagte. Doch er bat die Gemeinde um Toleranz, da auch eine Pfarrerin nicht perfekt sei. „Auf Lebenszeit ernannt heißt aber nicht lebenslänglich, sondern, dass ihr die Gemeinde nicht mehr aberkannt werden kann“, erklärte der Pfälzer Dekan, was es mit der Installation auf sich hat. Presbyterin Elke Doepke beschrieb die Arbeit in der Pfarrei mit allen Höhen und Tiefen sinnbildlich als Fahrwasser, das mal schmal mal breit mit hohen Wellen zu kämpfen habe oder auch mal spiegelglatt sei. „Ich selbst habe entschieden, ich bleibe“, sagte Michelle Scherer, „ich bin froh, dass ich so herzlich aufgenommen wurde.“

Ihr Kollege Fred Schneider-Mohr kam als ein Gratulant, „der nun am anderen Ende des Weges steht“, den die Pfarrerin gerade beginnt. Er wünschte Zeit zum persönlichen Rückzug, aber vor allem Rückhalt in der Gemeinde. Gemeindereferent Holger Weberbauer, Kaplan Walter Höcky und der Vorsitzende des Pfarreirats der Pfarrei Heiliger Ingobertus brachten Geschenke mit, die die Installation im Handwerklichen verorteten, zu dem sie Gemeinsamkeiten fanden. Mit der Rohrzange könne man Verbindungen schaffen aber auch lösen, Festgefahrenes lockern genauso wie man mit einem Ventil Wassermengen regulieren oder auch mal Dampf ablassen könne. Eine mitgebrachte Schlauchklemme stünde für Flexibilität. „Du wirst vom Installateurmeister, dem Einrichter schlechthin, installiert – von Gott. Du bist seine Gesellin, seine Arbeiterin. Er gibt dir das richtige Werkzeug in die Hand, damit du in seinem Sinne wirken kannst“, wünschte Höcky der Pfarrerin in okumenischer Verbundenheit eine gute Arbeitskraft.

Oberbürgermeister Hans Wagner wünschte die Kraft, sich nicht vom Weg abbringen zu lassen, auch wenn es mal „eruptiv“ werde. Man habe in Stadt und Kirche viele gemeinsame Aufgaben zu bewältigen. Die zentrale Aufgabe einer Pfarrerin sah Ortsvorsteher Ulli Meyer darin, die Menschen und Aufgaben so anzunehmen wie sie sind und das Amt mit Liebe und Herzblut auszufüllen. Ihr Vorgänger im Amt, Roland Wagner, sprach für die Sänger der Kantorei: „Wir sind die Mitarbeiter im Ehrenamt. Das ist unser Beitrag zu deinem Dienst, bei dem wir dich flankierend unterstützen, so oft es nötig ist.“

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