Metaller streikten in Rohrbach

Rohrbach · Rund 1000 Teilnehmer hatte der gestrige Warnstreik in der Ortsmitte in Rohrbach, zu dem die Industriegewerkschaft Metall aufgerufen hatte. Neben 6,5 Prozent mehr Lohn ging es um die unbefristete Übernahme von Auszubildenden und mehr Rechte für Leiharbeiter.

Rohrbach. Für Autofahrer gab es gestern an der Drehscheibe in Rohrbach zwischen elf und 13 Uhr kein Durchkommen, die Obere Kaiserstraße war gesperrt. Grund war ein Warnstreik der Industriegewerkschaft Metall, bei dem 1000 Teilnehmer erwartet wurden.Dreh- und Angelpunkt für die Streikenden von Festo und Thyssen Krupp Fördertechnik aus Rohrbach, Voit St. Ingbert, MTD Products Bübingen und der Saar-Metallwerke Saarbrücken war die Forderung nach 6,5 Prozent mehr Lohn, unbefristete Übernahme von Auszubildenden und gleiche Rechte für Leiharbeiter. In breiter Front rollte die erste Warnstreikwelle gestern vom Festo-Werk bis in die Rohrbacher Ortsmitte. Die mit Transparenten, roten Westen und Mützen ausgestatteten Teilnehmer waren mit Trillerpfeifen und Megaphonen "bewaffnet" gekommen, um sich Gehör zu verschaffen. Ganz vorn dabei viele junge Leute, die dem zweiten Bevollmächtigten der IG Metall Saarbrücken, Patrick Selzer, applaudierten, als er dafür plädierte, der Jugend eine Chance auf eine eigene Familie zu geben, indem ihr durch die Übernahme in ein "ordentliches" Arbeitsverhältnis eine Planungssicherheit für ihre Zukunft eingeräumt werde. Der "Anführer" Selzer forderte die Metaller mit einem "Jetzt geht's los" zum Mitkämpfen für ihre Rechte auf. Drei Prozent mehr Lohn waren von Arbeitgeberseite angeboten worden, doch das war ihnen nicht genug. "Wir haben aber neben der quantitativen auch eine qualitative Umsetzung gefordert, denn es geht ebenso um die Frage des Ausbildungszugangs. Eines unserer größten Anliegen ist es, dass die jungen Leute eine Chance bekommen", rief Selzer der Menge entgegen.

"Festos know how - nicht für lau" und "Facharbeiter sind Mangelware - Leiharbeiter keine Durchreichware" waren nur einige der Aufschriften auf den Plakaten. Hier ging es um mehr als pures Dampf ablassen. 38 Prozent der neuen Kollegen seien aus der Leiharbeitsbranche, das sei zuviel. Dagegen sei der marginale Teil im Betrieb der Lohnkostenanteil, den die Metaller mit 16 Prozent für zu wenig erachten. Auch Michael Meinecke, Betriebsratsvorsitzender bei Festo, ergriff das Wort und bedankte sich bei den zahlreichen Teilnehmern: "Leider haben viele Kollegen im Werk die Situation noch nicht erkannt. Sie sind nicht mitgegangen. Dafür sind Kollegen hier, die gar nicht in der Gewerkschaft sind. Die Arbeitnehmer sind unser wichtigstes Gut. Die einen sagen es nur, wir wissen, dass es so ist."

Roland Marx von Voit freut es, dass "der Laden dank ZF und des neuen Getriebes brummt und die Auftragsbücher voll sind", weshalb eine Lohnerhöhung nur fair sei. "Wir haben die Arbeitswelt von unseren Enkeln geliehen und haben die Pflicht, ihnen ein intaktes Arbeitsleben zu hinterlassen. Mit befristeten Verträgen, Leiharbeit und dazwischen noch ein paar Schleifen drehen, ist das nicht drin", so Manfred Essigkrug von Saarmetall, "das ist legalisierte Sklaverei." Selzer ist sich sicher, dass dies nicht der letzte Streik war, "denn die Arbeitgeber werden nicht besser." "Die Arbeit-

nehmer sind unser wichtigstes Gut."

Michael Meinecke

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