Mehr Musik und weniger Konzert

St. Ingbert. Hört man den Begriff Fiddle-Music, so kommt einem direkt das Wort "Fiedel" in den Sinn. Und dabei liegt man gar nicht so falsch. "Die Fiedel", der umgangssprachliche Ausdruck für die Geige, spielt nämlich bei dieser Musikgattung eine entscheidende Rolle

St. Ingbert. Hört man den Begriff Fiddle-Music, so kommt einem direkt das Wort "Fiedel" in den Sinn. Und dabei liegt man gar nicht so falsch. "Die Fiedel", der umgangssprachliche Ausdruck für die Geige, spielt nämlich bei dieser Musikgattung eine entscheidende Rolle. Auch dann, wenn man berücksichtigt, dass die Fiedel ein wenig anders gebaut ist und auch leicht anders gespielt wird. Doch das spielte beim Konzert der städtischen Musikschule am Sonntagabend im Pfarrheim St. Josef keine große Rolle. Leiterin Friederike Tosolini hatte nämlich ausnahmsweise gleich zu Beginn ihren Schützlingen das "Go" für den Handgriff am Geigenhals erteilt, den sie sonst gar nicht mag. Schließlich sollen die Musikschüler ja lernen, wie man das Instrument richtig hält.

Doch es ging an diesem Abend auf dem Hobels ohnehin recht locker zu. Tosolini forderte die leider nur in überschaubarer Anzahl erschienenen Konzertbesucher auf, sich während des Konzertes zu unterhalten, zu Essen und zu trinken. Wann gibt es das schon bei einer solchen Veranstaltung? Somit trifft man das Wesen der Fiddle-Music. All das sei nämlich typisch. Doch was ist überhaupt Fiddle-Music? Streng genommen geht es um die Musik der Einwanderer, die etwa aus Irland, Schottland oder Frankreich in die USA kamen. Meist wurden sie in den Südstaaten wie Florida sesshaft. Sie vermischten sozusagen ihre Volksmusik mit dem, was sie vor Ort aufschnappten. Vordergründige Instrumente waren neben der Geige/Fiedel auch die Zither, Mundharmonika und Gitarre.

Die Fiddle-Music hat durch den ständigen Wandel alle möglichen Musikrichtungen beeinflusst: Ob Rock, Jazz, Blues oder Rock'n'Roll. Davon zeugte auch das sehr umfangreiche Programm, welches die städtische Musikschule im Pfarrheim zum Besten gab. Rund zwei Dutzend Titel hatten die Schüler sich vorgenommen. Dabei hatten einige Kinder aus dem Publikum gleich den Raum zwischen Tischen und Bühne zum Tanzen genutzt. Und genau dazu forderte auch beispielsweise John/Peg Ryan's Polka indirekt auf. Manch einer erinnerte sich direkt an Westernfilme. Volksmusik pur auf ihre sympathischste Art und Weise konnte man sagen. Und den Leuten gefiel es."Bravo!"-Rufe gab es ab dem ersten Lied. Da stellte sich schnell heraus, dass ein irisches Lied mit christlichem Hintergrund durchaus locker sein kann, wie man bei Larissa Lutz erkennen konnte. Die Schülerin sang den Titel "Slane".

Und die Zuschauer erfuhren dank der Moderation immer wieder Neues. So werden die Iren "Paddys" genannt. "Die Schüler hatten den Vorschlag, ein solchen Konzert zu veranstalten, immer wieder gebracht", erklärte Everad Sigal, der Leiter der Musikschule, den Hintergrund des Konzertes. Sie hätten mehr Musik gewollt und weniger Konzert. Diese Leidenschaft war spürbar. Nicht nur wegen diverser Klassiker wie "Sailing" oder "Cotton Eyed Joe". Und dann soll noch mal jemand auf die Idee kommen und meinen, die Jugend von heute stünde nicht auf Volksmusik.

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