Faasenachtsumzug Matrosen und Piraten in ihrem Element

St. Ingbert · 25 000 Zuschauer verfolgten den Fastnachtsumzug durch St. Ingbert. Die Party in der Stadthalle musste abgebrochen werden.

 Vorn Matrosen der „dann wolle ma emol", im Hintergrund die Dengmerter Dusch Partei.

Vorn Matrosen der „dann wolle ma emol", im Hintergrund die Dengmerter Dusch Partei.

Foto: Cornelia Jung

Man muss närrisch sein, um sich das Wetter am Sonntag beim Fastnachtsumzug schönzureden. Oder optimistisch. Es war gerade 14.11 Uhr, als sich der Zug in Bewegung setzte und einer der Sprecher „16 Grad im Schatten“ bei knapp über Null und Regen versprach. Doch einen richtigen Fasebooze stört das nicht, er ist hart im Nehmen und am Ende der Session einiges gewöhnt.

Als Zuschauer – und deren Zahl schätzten die Veranstalter auf immerhin rund 25 000 – zog man sich warm als wildes Tier an, zückte einen Schirm und stellte sich unter Dachüberstände. Nicht ganz so einfach hatten es die Akteure des Lindwurms, aber auch hier wusste man sich zu helfen. Die tapferen Gardemädels wärmten ihre trainierten Waden mit Stulpen, die Hüte waren in Plastktüten verpackt. Trotz der Kälte zeigten sie kein gefrorenes Lächeln, sondern echte Freude am Umzug. Die Kirkeler erwärmten mit akrobatischen Einlagen, während die St. Ingberter Turner diesmal auf der nassen Straße  Handstand und Co. sparsam einsetzten.

Gut bedient war, wer sich schon beizeiten mit dem Thema Wasser auseinandergesetzt hatte. Piraten, Matrosen und Bootsführer wie die kleine „Marlene“ trotzten dem leichten Regen und so mancher Böe. Clever war die Gruppe „Mir sin halt so“, die in ihren eigenen Dusch-Kabinen kam und mit einer neuen Gruppierung im Stadtrat schwanger ging. Die Dengmerter Dusch Partei versprach, dass mit ihnen keiner baden gehe. „Für einen sauberen Stadtrat! Wir sorgen für ein reines Gewissen.“ Alleh Hopp! Heute schon geduscht? Nein? Aber gegessen und getrunken, denn das hält Leib und Seele zusammen, wie auch die Rohrbacher Becker Bier Buwe wissen. Sie schwören nicht nur auf das St. Ingberter Gebräu, sondern ihnen ist auch „GroKo, Kenia und Jamaika egal, Becker‘s Stubbi ist die beste Wahl“. Nicht ganz, denn der Stubbi-Nachwuchs kam „alkoholfrei“ als gelbes V3-Männchen mit seinen ziehharmonikaähnlichen Armen und Beinen daher. Die Werbefigur der Limonaden-Marke der Becker-Brauerei erlebte so ein Revival.

Ob eine Wiedergeburt ansteht? Vielleicht, denn an einem mitgeführten Wagen war ein Datum Anfang Mai angepinnt. Die Rohrbacher trinken also nicht alles, andere sind zumindest beim Essen wenig wählerisch. So verkleideten sich die Teilnehmer der Fußgruppe „Hühner“ als allesfressende Raupen Nimmersatt und nahmen die Kaiserstraße unter die vielen Füße. Gefahren wurden hingegen die Tollitäten und Lieblichkeiten, die im Cabrio sitzend Kusshände und Gutzjer verteilten und dem närrischen Volk huldvoll zuwinkten.

Das an sich ist nichts Ungewöhnliches. Neu dagegen ist das Prinzenpaar, für das der Hasseler Karnevalsverein, der diesmal „Zirkus“ zum Thema hatte, die Manege frei machte und mit dem er sich zu Recht schmückte. Ein Hingucker waren auch die Super Mario Brothers der DJK-Sportgemeinschaft sowie die Gruppe „Hauptsach‘ Spaß“, die im Hippie Look und ihrem ganz eigenen VW-Bulli um den Bauch geschnallt die 60er Jahre wieder lebendig werden ließ. Das war Flower Power neu interpretiert und kreativ umgesetzt.

 Die Seeräuber vom Hobels stachen mit „Marlene“ in See.

Die Seeräuber vom Hobels stachen mit „Marlene“ in See.

Foto: Cornelia Jung
 Die Flower Power Bulli Parade der St. Ingberter Gruppe „Hauptsach' Spaß“.

Die Flower Power Bulli Parade der St. Ingberter Gruppe „Hauptsach' Spaß“.

Foto: Cornelia Jung
 Die Rohrbacher Becker Bier Buwe mit dem Stubbi-Nachwuchs als gelben V3-Männchen mit dabei.

Die Rohrbacher Becker Bier Buwe mit dem Stubbi-Nachwuchs als gelben V3-Männchen mit dabei.

Foto: Cornelia Jung

Nach eineinhalb Stunden hatte sich der Gaudiwurm durch die City geschlängelt – danach wurde in der Stadthalle gefeiert. Doch die traditionsreiche Veranstaltung mit 500 Besuchern musste vorzeitig abgebrochen werden. Jemand in der Halle hatte Reizgas versprüht, was zu einem Großeinsatz von Polizei und Rettungskräften führte. 22 Personen klagten über starke Beschwerden, sie litten unter Atemnot und Reizungen, mussten sich übergeben. Nach einer ersten Behandlung in einem Zelt wurden zehn in die umligenden Kliniken gebracht.

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