Marathon-Mann macht langsamer

St Ingbert · 26 Mitglieder des alten St. Ingberter Stadtrates gehören nicht mehr dem neuen Rat an. Unter ihnen auch der Christdemokrat Alois Ohsiek, der stolze 39 Jahre dabei war. Komplett steigt der 74-Jährige aber noch nicht aus der Politik aus. Er gehört dem Ortsrat Oberwürzbach an.

 Alois Ohsiek mit Fahrrad vor dem Waschhaus in seinem Heimat-Stadtteil Oberwürzbach. Foto: Cornelia Jung

Alois Ohsiek mit Fahrrad vor dem Waschhaus in seinem Heimat-Stadtteil Oberwürzbach. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Seit 1975, also über 39 Jahre ununterbrochen Mitglied des Stadtrates zu sein, das ist schon ein Zeichen besonderer Ausdauer. Da verwundert es kaum, dass der Oberwürzbacher Alois Ohsiek auch gerne mal einen Marathon läuft oder den Pilgerweg unter die Füße nimmt. In der konstituierenden Sitzung des neuen Stadtrats hat Oberbürgermeister Hans Wagner den Christdemokraten und 25 weitere Räte verabschiedet. Ein Umbruch, besonders auch, weil viele bekannte Gesichter das Gremium verlassen haben, unter ihnen zum Beispiel der langjährige Erste Beigeordnete Rainer Hoffmann (CDU /UCD).

Ohsiek hatte für den Stadtrat nicht mehr kandidiert. Er habe über diesen Schritt schon länger nachgedacht, sagt der Mann, der unter all den jüngst Ausgeschiedenen mit den 39 Ratsjahren unangefochtener Rekordhalter ist. Ohsiek macht darum kein großes Aufhebens. Der 74-Jährige ist sowieso kein Mann der lauten Worte. Wenngleich er im Stadtrat durchaus seine Positionen zu vertreten wusste und auch für eine humorvolle Replik zu haben war. Etwa in der Hoch-Zeit der Auseinandersetzung zwischen CDU-Räten und deren Abspaltung Unabhängige Christdemokraten (UCD). Da antwortete Ohsiek mal auf die immer wiederkehrende Redefloskel "Wir als Christdemokraten…" seines Ex-Fraktionschef Markus Gestier mit den Worten "Wir als echte Christdemokraten". Er hatte die Lacher auf seiner Seite. 20 Jahre lang war der Oberwürzbacher umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion. In dieser Funktion mahnte er auch immer wieder den Ausbau des Radwegenetzes an und stritt für das Biosphärenreservat, besonders für die Aufnahme der gesamten Stadt St. Ingbert in das Reservat. Als Natur- und Landschaftsführer bringt er Interessierten den Umweltgedanken, aber auch kultur- und siedlungsgeschichtliche Aspekte seiner Heimat näher. In seiner politischen Bilanz erinnert er auch an den Wertstoffhof, den er und Alfons Wirtz schon früh gefordert hätten. In seinem Berufsleben hatte er bei Saarberg und dem Bundesgrenzschutz gearbeitet, ehe er eine Umschulung zum Grundschullehrer machte und bis zu seiner Pensionierung 37 Jahre in der Grundschule Lautzkirchen Kindern das Abc und die Grundrechenarten beibrachte. Vor Ohsiek in Wander- oder Joggingschuhen hatte jedes Stadtratsmitglied Respekt. 6000 Kilometer im Jahr auf dem Fahrrad - auch das muss man dem Kommunalpolitiker erst einmal nachmachen. Er war zum Marathon in Metropolen wie New York, London, Paris oder Rom. Titel holte er beim Saarland- und Dresden-Marathon. Bei Volkswanderungen und Wandermarathons ist er regelmäßig Gast. Neben dem Sport engagiert er sich in verschiedenen Ortsvereinen, vor allem im Heimatverein. Auch wenn Alois Ohsiek nun nicht mehr dem St. Ingberter Stadtrat angehört, ist ihm - wen sollte es verwundern - die kommunalpolitische Puste nicht ausgegangen.

Er gehört jetzt wieder dem Ortsrat seines Heimatdorfs Oberwürzbach an, wo er in früheren Jahren schon zwei Amtszeiten Einfluss genommen hatte. Ein wenig wolle er noch mitgestalten, sagt er ruhig. So wie man den Ausdauer-Politiker aus dem Stadtrat kennt.

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Auf einen BlickDie Amtszeit des alten Stadtrates hat am 2. Juli geendet. Diese 26 Mitglieder sind nicht mehr im neuen Rat: Petra Baltes, Hanspeter Bauer, Thomas Baumann, Thomas Berrang, Klaus Bian-Rosa, Heinz Dabrock, Markus Derschang, Hans-Werner Hartmann, Dieter Henne, Rainer Hoffmann, Marion Kaschek, Hans Reiner Kirn, Jürgen Klein, Oliver Kleis, Udo Klemp, Birgit Meydanci, Alois Ohsiek, Uta Orschekowski, Reinhard Ottlik, Josef Pressmann, Christine Sassenberger, Lydia Schaar, Dieter Schörkl, Josef Schwab, Gerhard Selgrad und Wolfgang Weisgerber. mbe

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