Theatertage Spitzeninszenierung von Langs „Metropolis“

Saarpfalz-Kreis · Schüler des Mannlich-Gymnasiums sorgten für einen Glanzpunkt bei der Theaterwoche der Kreissparkassen-Stiftung und der Kunstschule Artefix.

 Jenny Streitbürger in der Rolle der „Maria“, Adam Coulibaly als Joh Fredersens Sohn „Freder Fredersen“ und Samira Scharley in der Doppelrolle des „Konzernbesitzers Joh Fredersen“ und des Wissenschaftlers „C. A. Rotwang“ (von links) inmitten von Langs Klassiker „Metropolis“.

Jenny Streitbürger in der Rolle der „Maria“, Adam Coulibaly als Joh Fredersens Sohn „Freder Fredersen“ und Samira Scharley in der Doppelrolle des „Konzernbesitzers Joh Fredersen“ und des Wissenschaftlers „C. A. Rotwang“ (von links) inmitten von Langs Klassiker „Metropolis“.

Foto: Thorsten Wolf

Es gibt gute Ideen, es gibt sehr gute Ideen, und es gibt Ideen, die sich das Prädikat „genial“ verdienen. Wer nun auch immer bei der Bewegungstheater-AG des Homburger Mannlich-Gymnasiums den Einfall hatte, Fritz Langs Meisterwerk „Metropolis“ als 50-minütige Bühnenversion mit multimedialem Charakter zu inszenieren, der hatte einen echten Geistesblitz. Am Donnerstagabend war die Mannlich-Produktion Teil des einwöchigen Programms „Theaterwoche trifft Theatercocktail“ im Homburger Kulturzentrum Saalbau, ausgerichtet von der Stiftung „Kultur und Umwelt“ der Kreissparkasse Saarpfalz und der freien Kunstschule Artefix. Und was es da an diesem Abend zu sehen gab, das war wirklich sehens- und erlebenswert.

Das Konzept dabei so einfach wie eben auch genial: Während im Hintergrund auf einer Leinwand eine auf 50 Minuten gekürzte Version von Langs „Metroplis“ lief, setzten die jungen Darstellerinnen und Darsteller des Mannlich-Gymnasiums das Original in gekonntes Bewegungstheater um. Im besten Sinne wusste man da gar nicht, was man mehr genießen sollte und wollte. Einen guten Teil zur Faszination trug, neben dem Können der Akteure, auch die Bühnengestaltung und die Beleuchtung bei. Die zeigte sich gut akzentuiert, das Bühnenbild auf ein paar wenige Sitzwürfel reduziert. Damit erlag man nicht der Versuchung, Langs bildüppiger Inszenierung nacheifern zu wollen und ließ den Darstellern stattdessen Platz, sich und die Geschichte zu entwickeln – eine Geschichte, die in ihrer Präsentation trotz des Überwerks auf der Leinwand eine unbestrittene Eigenständigkeit hatte und nicht nur als schlichte Bühnen-Kopie daherkam.

Noch bevor der erste Vorhang für „Metropolis“ hochging, hatte die Theater-AG des St. Ingberter Leibniz-Gymnasiums mit Szenen aus „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ die Bühne, dann kam die Mannlich-Inszenierung von „Metroplis“ mit Wucht. Wolfram Peters, der Schulleiter des Gymnasiums, führte die Gäste in die Aufführung seiner Bewegungstheater-AG ein. „Jetzt kommt etwas ganz anderes, nicht textlastig, sondern textfrei. Wir spielen Bewegungstheater. Bewegungstheater ist eine Darstellungsform, die nur auf Mimik, Gestik und Action beruht.“ Oft habe man für die AG, so Peters, Stücke selbst geschrieben und dazu die Musik ausgesucht. Oder man habe auf Basis von Musik ein entsprechendes Stück konzipiert. „Heute ist alles anders. Wir haben uns einen Film ausgesucht, der auch nicht spricht, einen Stummfilm, Metropolis aus dem Jahr 1927. In dem spielen wir jetzt mit.“ Dazu habe man das Gesamtwerk auf 50 Minuten gekürzt. Schon diese Kürzung an sich war wirklich gelungen. Was die Darsteller dann buchstäblich vor dem Hintergrund des Meisterwerks ablieferten, das hätte wohl sogar den Metropolis-Schöpfer Lang selbst beeindruckt. Nun ist es nie ganz fair, bei einer solch rundum gelungenen Inszenierung ein Bühnenlicht gezielt auf einen Darsteller zu richten. Trotzdem gibt es immer den einen oder die andere, die ein bisschen mehr Verantwortung für das Gelingen haben. Am Mittwoch waren das vor allem Samira Scharley in der Doppelrolle des „Konzernbesitzers Joh Fredersen“ und des Wissenschaftlers „C. A. Rotwang“, Jenny Streitbürger in der Rolle der „Maria“ und Adam Coulibaly als Joh Fredersens Sohn „Freder Fredersen“. Gemeinsam mit dem Gesamtensemble gaben die drei Langs Parabel von der Klassengesellschaft und deren Abhängigkeitsgeflecht, der Entmenschlichung der Arbeit, aber auch vom Brückenbau über gesellschaftliche Grenzen hinweg mit ihrer Mimik, Gestik und Bewegung eine Stimme, die zwar dem Genre des Bewegungstheaters entsprechend nicht zu hören war, aber lautlos durch den Saal tönte.

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