Rohrbacher Mühle Ein jazziges „Geburtstagsständchen“

Rohrbach · Die Stimme von Sängerin Magda Piskorczyk hat weltweit Fans – und nicht nur in ihrer Heimat Polen. Nun war sie in der Rohrbacher Mühle und beging dort mit den Gästen ihres Konzerts den polnischen Nationalfeiertag.

 Magda Piskorczyk und Band kamen aus Polen in die Rohrbacher Mühle und feierten dort ihren Nationalfeiertag.

Magda Piskorczyk und Band kamen aus Polen in die Rohrbacher Mühle und feierten dort ihren Nationalfeiertag.

Foto: Cornelia Jung

Der Auftritt der polnischen Musikerin Magda Piskorczyk war am Samstagabend ein wahres Highlight. Wer die in Frankreich als „Schwarze Stimme im weißen Kleid“ bekannte Blues-Sängerin in der Rohrbacher Mühle erleben durfte, wird den Auftritt der jungen Frau und ihrer Band, zu der Marcin Zales an der akustischen und elektrischen Gitarre sowie Bartosz Kazek an den Perkussionsinstrumenten gehörten, so schnell nicht vergessen. Ihre dunkle, warme Stimme erfüllte schon mit dem ersten Ton den Raum, die gemeinsam mit den begleitenden Instrumenten einen Rhythmus vorgab, der die vielen Gäste einfach nur gefangen nahm. Ihre Art, mit der Stimme zu spielen, die Spannung, auch beim Publikum, bis zur letzten Note zu halten, das hatte tatsächlich etwas Magisches.

Manches Mal ruhte sie in der Musik, hörte den Tönen mit geschlossenen Augen hinterher und schien den Auftritt in der Mühle, die an diesem Abend Clubcharakter hatte, selbst sehr zu genießen. Soul, Blues, Funk, Jazz, Rock und Gospel sind ihre Passion und egal, was sie sang, sie riss die Zuhörer mit. Einige ihrer Landsleute waren in die Rohrbacher Mühle gekommen, um sie zu hören. Magda Telus, sie stammt selbst aus Polen, und Andreas Meiser, gaben die perfekten Gastgeber und waren mächtig stolz, solche Musiker in ihrem Haus begrüßen zu dürfen. Siegfried Wack, ehemaliger Landrat und Gründer der Deutsch-Polnischen Gesellschaft im Saarland, war der Ideengeber für dieses „Wohnzimmerkonzert“. Er, der auch für das Programm der polnischen Kulturtage verantwortlich ist, wünschte sich, die Frau mit der „Reibeisenstimme“ in die Region zu holen.„Es gibt eine Reihe von Plattformen, wo man sich über die polnische Kultur informieren kann“, so Wack, „ich wollte auch gern mal Jazz in die Reihe der Kulturtage aufnehmen, denn der polnische Jazz ist eine besondere Marke. Die Musikrichtung war zu kommunistischen Zeiten ein Ventil, um sich zu artikulieren. Aktuell gibt es in Polen auch viele Interpreten, die weltweit gefragt sind. Dieser Drang nach Freiheit – das ist was typisch Polnisches.“

Den besonderen Ruf hat Polens Jazz noch immer und Wack freute sich, dass seinem Wunsch entsprochen wurde und Magda Piskorczyk dem Ruf nach Rohrbach folgte. Einen Tag später trat sie noch in St. Wendel auf, doch das Konzert in den historischen Mauern der Mühle dürfte auch bei Magda Piskorczyk, die weltweit unterwegs ist, bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Und das nicht nur wegen des in der Pause gereichten, polnischen Imbiss‘, den Magda Telus‘ Freundinnen mit zubereiteten. Die Gäste bekamen als zusätzliches Schmankerl zum Konzerterlebnis auch die Fotografien von Magdas Manager und Produzent Ireneusz „Irek“ Graff in einem Nebenraum obendrauf.

Er ist in Polen als einer der besten Naturfotografen bekannt und damit selbst ein Star. Die in Rohrbach gezeigten Fotografien wurden auf dem Weg zu einer Ausstellung nach Luxemburg laut Telus kurzerhand „in die saarländischen Sümpfe“ nach Rohrbach „umgeleitet“. Die Bilderrahmen stellte das Trafo-Projekt „Kultur+“ zur Verfügung.

Das alles war Teamwork wie sie Magda Telus liebt. Für sie als gebürtige Polin und Übersetzerin war es eine besondere Freude, diese Veranstaltung am Vorabend des 100. Jahrestags der polnischen Unabhängigkeit bei ihrer Familie in der Mühle präsentieren zu können. „Morgen kann es in Warschau wieder Krawalle von Rechtsextremen geben, die die Unabhängigkeit für sich beanspruchen wollen. Doch wir feiern anders in diesen Tag hinein, mit Musik und tollen Bildern“, so Telus. Landrat Theophil Gallo war als Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft besonders dankbar für den Auftritt der polnischen Musiker, denn „die deutsch-polnische Freundschaft voranzubringen ist mir ein persönliches Anliegen“. Bei solchen Gelegenheiten könne man das Nachbarland und seine Bewohner kennenlernen.

„Musik verbindet die Völker“, sagte eine Besucherin in der Rohrbacher Mühle angesichts des internationalen Musiker-Publikum-Gespanns. Für den Initiator der Veranstaltung, Siegfried Wack, war es nicht weniger als „Musik für die Seele“. Und auch nach „Magda mit dem gewissen Timbre in der Stimme“ und ihrer Einlage am Schlagzeug war noch lange nicht Schluss in der Mühle – denn die danach folgende Jam-Session heizte Musikern und Publikum nochmal richtig ein.

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