Madame Anne bringt neuen Wind in die Pariser Banlieu

St Ingbert · Cineasten in St. Ingbert entschwinden in diesen Tagen nach Paris, in den Weltraum und nach Serbien – so sie denn die Kinowerkstatt besuchen. Die hat auch kurz vor den Festtagen wieder einiges zu bieten.

Wieder einmal gibt es bewegendes Kino aus Frankreich, diesmal über eine engagierte Lehrerin: "Die Schüler der Madame Anne" (Frankreich 2014) ist weiterhin zu sehen in der Kinowerkstatt St. Ingbert am heutigen Freitag um 19 Uhr und am Montag um 20 Uhr. In der 11. Klasse des Léon-Blum-Gymnasiums stehen Ohrfeigen, Frotzeleien und Zwischenrufe an der Tagesordnung. Den meisten Schülern ist sowieso alles egal, denn als Kinder des sozialen Brennpunkts Créteil am Stadtrand von Paris verfügen sie nicht gerade über rosige Zukunftsaussichten. Die meisten der Pennäler um den muslimischen Malik (Ahmed Dramé), den schüchternen Théo (Adrien Hurdubae) und die streitsüchtige Mélanie (Noémie Merlant) können sich ohnehin nur noch vage Chancen auf das Abiturzeugnis ausrechnen. Die neue Klassenlehrerin Anne Gueguen (Ariane Ascaride) dringt im Gegensatz zum Kollegium zu den Jungen und Mädchen durch. Den Einwänden des Schulleiters zum Trotz meldet sie die Problemklasse bei einem nationalen Schulwettbewerb an. Eine freiwillige Projektarbeit soll an das Schicksal von jüdischen Kindern und Jugendlichen in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten erinnern.

Der erste Star-Wars-Film: "Eine neue Hoffnung" war im Filmkolleg der Kinowerkstatt am vergangenen Mittwoch Gegenstand der Filmanalyse - jetzt läuft er in voller Länge am heutigen Freitag um 21 Uhr und am Montag um 18 Uhr.

Lachen und Staunen

Ein kunterbuntes verrücktes Märchen zum Lachen und Staunen, das vor kindlicher Fantasie schier übersprudelt, steht auf dem Spielplan der Kinowerkstatt am Sonntag um 16 Uhr. Bullerbü war gestern, jetzt kommt Bollersdorf in "Quatsch und die Nasenbärbande" (Deutschland, 2014). Das Leben der Kinder von Bollersdorf könnte so schön sein, wenn der Ort wegen seiner Durchschnittlichkeit nicht von der Gesellschaft für Konsumforschung entdeckt worden wäre. Hier sollen neue Produkte getestet werden. Was den Bollersdorfern gefällt, lässt sich überall gut verkaufen, wissen die Marktforscher. Doch während die Eltern des Ortes begeistert mitmachen, haben ihre Kinder schnell die Rotznasen voll von den lästigen Warentestern. Erst recht, als sie ihre geliebten Omas und Opas ins Heim abschieben wollen, damit der Altersdurchschnitt wieder passt. Das ist ein Fall für die Nasenbärbande! Gemeinsam mit dem pfiffigen Nasenbären Quatsch hecken die Kinder einen cleveren Plan aus: Mit abenteuerlichen Erfindungen und verrückten Weltrekorden wollen sie Bollersdorfs Einzigartigkeit beweisen, damit die Konsumforscher endlich wieder verschwinden. In der Tradition frecher Kinderhelden wie Pippi Langstrumpf , Michel aus Lönneberga und Die kleinen Strolche mischen sechs Kindergartenknirpse und ein putziger Nasenbär mit verrückten Ideen ihren Heimatort auf.

Auf Wunsch des Publikums

Auf vielfachen Wunsch läuft am Sonntag um 18 und um 20 Uhr noch einmal "My Beautiful Country - Die Brücke am Ibar" (Deutschland 2011/2012). Kosovo, 1999: Während Kampfjets der Nato das Morden zwischen Serben und Albanern stoppen sollen, lebt die junge Serbin Danica mit ihren zwei Söhnen in einer serbisch-albanischen Siedlung in ständiger Angst. Nur der Fluss trennt den serbischen vom albanischen Teil der Stadt. Danicas Ehemann wurde von albanischen Soldaten umgebracht, ihre beiden Söhne haben das Trauma dieser Bluttat noch nicht verarbeitet. Als sich eines Tages der schwerverletzte UCK-Soldat Ramiz in ihrem Garten versteckt, beschließt Danica ihm zu helfen, anstatt ihn an die serbischen Milizen auszuliefern - trotz der Gefahr, der sie sich und ihren Söhnen damit aussetzt. Als Ramiz schließlich von einer Nachbarin verraten wird, spitzt sich die Situation zu, denn Danicas Sohn Danilo folgt dem Mann in den albanischen Teil der Stadt. Ein Flüchtlingsdrama, das sehr sensibel zeigt, warum man seine Heimat verlässt.

Kinowerkstatt.de

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