Macht hat viele Gesichter

St. Ingbert. Spannende und kontroverse Dokumentarfilme erwarten den Zuschauer der Kinowerkstatt St. Ingbert an diesem Wochenende und in den kommenden Wochen. Am heutigen Freitag, 26

 Sandrine Bonnaire im Film "Die Frau des Leuchtturmwärters". Ihre erste Regiearbeit hat die französische Schauspielerin ihrer autistischen Schwester Sabine gewidmet. Foto: SZ/Verleih

Sandrine Bonnaire im Film "Die Frau des Leuchtturmwärters". Ihre erste Regiearbeit hat die französische Schauspielerin ihrer autistischen Schwester Sabine gewidmet. Foto: SZ/Verleih

St. Ingbert. Spannende und kontroverse Dokumentarfilme erwarten den Zuschauer der Kinowerkstatt St. Ingbert an diesem Wochenende und in den kommenden Wochen. Am heutigen Freitag, 26. Februar, startet dort um 19 Uhr das bundesweite Filmfestival über Macht mit drei Filmen zu den Themen "Autismus", "Magersucht und Essstörungen" und "Gentechnik"; weitere Themen folgen. Die Filmtournee von "Die gesellschafter.de" und der "Aktion Mensch" ist 2009/2010 in 120 deutschen Städten zu Gast. Jede Woche spielt das Programm des Filmfestivals in anderen Städten: 13 Dokumentarfilme regen zum Nachdenken an über die Macht, ihre Kontrolle, über nötige und unnötige Regeln und die besten Wege zu mehr Selbstbestimmung. Publikumsdiskussionen und Filmgespräche finden zu jeder Vorführung statt. An diesem Wochenende vom 26. bis 28. Februar ist die Filmtournee zu Gast in der Kinowerkstatt St. Ingbert. Die Kinowerkstatt, Pfarrgasse 49, eröffnet das bundesweite Filmfestival am heutigen Freitag, 26. Februar, um 19 Uhr mit dem Film "Ihr Name ist Sabine" der französischen Schauspielerin Sandrine Bonnaire. Sabine und Sandrine Bonnaire sind Schwestern. Sabine ist Autistin. Sandrine dagegen gehört zu den großen Stars am Kinohimmel. Ihre erste Arbeit als Regisseurin hat sie ganz ihrer Schwester gewidmet. Ihr Film erzählt, wie das ursprünglich quirlige Mädchen in eine emotionale Krise stürzt und in die Psychiatrie eingewiesen wird. Sabine wird massiv mit Psychopharmaka behandelt - fünf Jahre lang. Danach sind ihre kreativen Fähigkeiten und persönliche Ausdruckskraft nahezu zerstört. Heute lebt sie in einer Wohngruppe in der französischen Provinz, die mit Hilfe ihrer Schwester aufgebaut wurde. Hier lernt Sabine neu leben. Im Anschluss an den Film steht Anne-Rose Kramatschek-Pfahler, Geschäftsführerin des Autismus-Therapie-Zentrums gGmbH, Saarlouis, als kompetente Gesprächspartnerin den Zuschauern zur Verfügung. Der zweite Abend, Samstag, 27. Februar, ab 20 Uhr, ist mit dem Film "Die dünnen Mädchen" (Deutschland 2008) von Maria Teresa Camoglio (FSK 12) dem Thema "Magersucht und Essstörungen" gewidmet. "Die dünnen Mädchen", das sind acht junge Frauen zwischen 18 und 29 Jahren, die seit langem an Essstörungen leiden und versuchen, diese zu bekämpfen. Sie haben gehungert bis zur Selbstauflösung und können einfach nicht damit aufhören. Diagnose: Magersucht. Die Krankheit frisst sich in ihr Leben - bis zur vollständigen Machtübernahme. Maria Theresa Camoglios Film dokumentiert, wie die jungen Frauen wieder eine Beziehung zu ihrem Körper aufbauen, um damit auch die Kontrolle über ihr Leben zurückgewinnen. Kompetente Gesprächspartnerin, die für Fragen bereit steht und Kontaktadressen zu Selbsthilfegruppen herstellen kann, ist Karin Heid-Schuck vom Gesundheitsamt des Saarpfalz-Kreises, die seit vielen Jahren im Bereich Magersucht und Essstörungen berät. Am Sonntag, 28. Februar, um 20 Uhr wird der Film "Monsanto, mit Gift und Genen" (Frankreich 2007) von Marie Monique Robin (109 Minuten, deutsche Fassung; FSK 12) gezeigt. Genetisch veränderte Lebensmittel sind sicher. Das sagen die Hersteller-Firmen. Marie-Monique Robins brillante Recherche über den Biotechnologie-Konzern Monsanto untersucht, wie die "wissenschaftlichen Beweise" für diese Behauptung zu Stande kommen. Sie findet heraus, dass Gen-Manipulierer auch Forschungsergebnisse manipulieren. Gegenstimmen bringt Monsanto systematisch zum Verstummen. Robins Film enthüllt die Einflussnahme des Konzerns auf Politik und Kontrollbehörden bei seinem weltumspannenden Griff nach der Macht über unser Essen. Kompetenter Gesprächspartner ist hier Helmut Müller, Diplom-Biologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität des Saarlandes. red

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