Kunst in St. Ingbert Letzter „Feinschliff“ für den kleinen „Stiefel“

St Ingbert · Seit einem Monat arbeiten sieben Bildhauer an einer Nachbildung des St. Ingberter Wahrzeichens.

 Solch ein Mini-Stiefel bekam Ulli Meyer von den Künstlern geschenkt. Er wird bald das Dienstzimmer des OB zieren. Foto: Cornelia Jung

Solch ein Mini-Stiefel bekam Ulli Meyer von den Künstlern geschenkt. Er wird bald das Dienstzimmer des OB zieren. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Ein Werk mit Anspruch entsteht also, denn die St. Ingberter Bürger identifizieren sich mit ihm. Auf das Kunstwerk werden sich nicht nur deshalb alle Augen richten, weil es künftig den Kreisel an der Schnittstelle Ensheimer- und Südstraße schmücken soll und damit nicht zu übersehen ist. Sondern auch, weil die Gestaltung des Rondells per se schon für Diskussionsstoff sorgt. Zumindest in der Vergangenheit, als der ebenfalls aus Sandstein gefertigte Heilige Ingobertus bei vielen in Ungnade fiel, was allerdings eher politische Gründe hatte. In einem Internet-Filmchen hatte damals jemand die steinerne Komposition aus Schutzheiligem und biosphärischen Gräsern als Deutschlands hässlichsten Kreisel bezeichnet. Den Kritikern der auch als „Ingobertia“ verunglimpften Statue sollte der Stiefel als deren Nachfolger also kein Stein mehr im Auge sein. Ideengeber für die kleinmaßstäbliche Stiefel-Kopie waren der Ortsrat und der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins, Konrad Weisgerber. Bisher haben die Bildhauer, nicht immer zur Freude der Nachbarn, insgesamt rund 350 Stunden ehrenamtliche Arbeit in die Bearbeitung des Sandsteins aus den Vogesen gesteckt. Noch einmal so viele werden schätzungsweise dazu kommen.

Unter den wachsamen Augen und der handwerklichen Begleitung ihrer „Chefin“ Heike M. Spohn legen sich fünf Männer und eine Frau mächtig ins Zeug, um das kleine Ebenbild des großen Naturdenkmals nachzubilden. Wobei zwar beide aus einem roten Sandstein bestehen, aber der „Franzose“ wegen eines hohen Quarzanteils um einiges härter ist. Das merken die sieben mit jedem Schlag beziehungsweise Schnitt. Nur selten kommt eine Maschine zum Einsatz, sodass das Abschlagen der groben Masse mittels Knüpfel und Spitzeisen größtenteils Handarbeit ist. Ein kleines Modell aus weißem Ytong, das die spätere Form vorgibt, steht auf dem größten der drei Steine, der zu Beginn 2,5 Tonnen wog.

Am Samstag besuchten Oberbürgermeister Ulli Meyer, Ortsvorsteherin Irene Kaiser und VHS-Chefin Marika Flierl die Künstler vor Ort und zeigten sich begeistert vom bisherigen Fortschritt. Der OB bedankte sich für das Engagement an dem Werk, „was zum Südviertel auch einen Bezug hat“. Als Dank für die Unterstützung bekamen Meyer und Kaiser von den Künstlern einen Mini-Stiefel, der von ihnen allerdings aus Pfälzer Sandstein gefertigt wurde. Damit der Kreisel-Stiefel später auch gut wirkt, soll er als Basis eine Aufhügelung mit einer umgebenden Trockensteinmauer bekommen und damit wirken, als stünde er auf (s)einem Felsplateau. „Wenn alles klappt, kann das noch in diesem Jahr erfolgen“, so Kaiser.

 Ortsvorsteherin Irene Kaiser (links) und OB Ulli Meyer (Dritter von links) besuchten am Samstag einige der Stiefel-Bildhauer (von links: Erich Morlo, Heike Spohn und Josef Matuschek).

Ortsvorsteherin Irene Kaiser (links) und OB Ulli Meyer (Dritter von links) besuchten am Samstag einige der Stiefel-Bildhauer (von links: Erich Morlo, Heike Spohn und Josef Matuschek).

Foto: Cornelia Jung

Die Ortsvorsteherin hat alle Maße des Kunstwerks im Kopf und ist sich sicher, dass es die richtigen Dimensionen hat, um im Kreisel Wirkung zu entfalten. Die Arbeit macht allen Spaß, versichern die Bildhauer, ja sie genießen sie sogar. Das Gröbste, der Massenabtrag, sei geschafft. „Nun geht es an die Feinarbeit“, so Erich Morlo. Sagt‘s und hat das Werkzeug schon wieder in der Hand...

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