Lesung in St.Ingbert Ein ganzer Abend zu Ehren von Erich Kästner

St Ingbert · Das St. Ingberter Literaturforum (ILF) widmete dem bekannten Autor eine Veranstaltung in der Stadtbücherei.

 Bei der Kästner-Lesung in der St. Ingberter Stadtbücherei: (von links) Jürgen Bost, Ursula Ochs-Steinfeld und Albrecht Ochs.

Bei der Kästner-Lesung in der St. Ingberter Stadtbücherei: (von links) Jürgen Bost, Ursula Ochs-Steinfeld und Albrecht Ochs.

Foto: Sonja Colling-Bost

(red) „Der Weltkrieg hatte begonnen, und meine Kindheit war zu Ende“ – dieser Satz Kästners verfehlte – wie viele andere treffende Zitate – nicht seine Wirkung auf das Auditorium in der bis auf den letzten Platz besetzten Stadtbücherei St. Ingbert. Der Kästner-Abend, zu dem das St. Ingberter Literaturforum (ILF) eingeladen hatte, sollte dazu beitragen, neue Facetten im Leben und Werk eines von der Nachwelt vielfach unterschätzten Autors zu entdecken und ihm den gebührenden Rang im Kontext der Moderne zuzuweisen.

Ob Gedichte, Theaterstücke, Romane, Presseartikel, Kritiken oder die unsterblichen Kinderbücher – jeder Leser schätzt eine andere Seite dieses Schriftstellers. Seine Beliebtheit zeigt sich an den anhaltend hohen Verkaufszahlen seiner klassischen Erfolge oder dem großen Publikumserfolg aller Verfilmungen aus den letzten Jahrzehnten. Kästner schreibt stets geistreich und bleibt dabei doch fassbar für Groß und Klein.

ILF-Sprecher Jürgen Bost führte in seinem biografischen Abriss zu wichtigen Stationen von Kästners Leben, den Großstädten Dresden, Leipzig, Berlin und München und bot Ursula Ochs-Steinfeld und Albrecht Ochs immer wieder Gelegenheit, ihre große Sprechkunst zu entfalten. Bekannte Lyrik wie die „Sachliche Romanze“, „Die Entwicklung der Menschheit“ oder die Beantwortung der Frage „Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?“ kam dabei ebenso zur Geltung wie lange verborgene Schätze, etwa das 1931 erschienene Kinderbuch „Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee“.

Der Vortrag von Epigrammen aus der Zeit des Nationalsozialismus oder von Auszügen aus dem geheimen Kriegstagebuch (dem „Blauen Buch“) ließ den nicht emigrierten, mit Schreibverbot belegten und trotzdem weiterhin aktiven Schriftsteller als Zerrissenen in den historischen Wogen erscheinen. Der multimedial agierende Erfolgsautor präsentierte sich in seinen vielgestaltigen Texten selbst als Zweifler, der versucht, sich den Unsicherheiten der Moderne schreibend zu stellen. Dabei blieb er seinem antimilitaristischen und sozialen Engagement bis zuletzt treu. Ausgesprochene Schmankerln beschlossen einen höchst unterhaltsamen Abend.

Zum Abschluss wies Jürgen Bost noch auf weitere Lesungen bis zum Jahresende hin: Abende mit der Münchner Schriftstellerin Andrea Heuser, dem Liedermacher Hans Bollinger und dem Krimiautor Klaus Brabänder stehen noch auf dem Programm des Literaturforums, das in diesem Jahr auf sein vierzigjähriges Bestehen zurückblicken kann.

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