Literaturforum St.Ingbert Passagen aus dem Kriegstagebuch von Ruth Schier

St Ingbert · Die Lesung des Ehepaars Ochs aus den Erinnerungen der 2018 verstorbenen St. Ingberterin in der Stadtbücherei fand großes Interesse.

 Ursula Ochs-Steinfeld und Albrecht Ochs boten mit ihrer ausgefeilten Sprechkunst Ausschnitte aus dem "Kriegstagebuch der Ruth Schier".

Ursula Ochs-Steinfeld und Albrecht Ochs boten mit ihrer ausgefeilten Sprechkunst Ausschnitte aus dem "Kriegstagebuch der Ruth Schier".

Foto: Jürgen Bost

Bereits lange vor dem Lesungstermin waren alle Plätze ausgebucht, so groß war das Interesse an der Präsentation des von Ruth Schiers verfassten und im Conte-Verlag veröffentlichten Kriegstagebuchs „Gestern war ein sehr schwerer Tag für uns hier in St. Ingbert“ im Rahmen einer Veranstaltung des St. Ingberter Literaturforums (ILF) in der Stadtbücherei.

Unter den zahlreichen Gästen konnte ILF-Sprecher Jürgen Bost auch die Herausgeberin des Bandes, Heidemarie Ertle, die Leiterin des Stadtarchivs, begrüßen, der das Verdienst zukommt, dieses authentische und sehr persönliche Dokument als wertvolles Zeugnis für die Stadtgeschichte einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Diese noch von Ruth Schier selbst für die Veröffentlichung vorbereiteten Texte bilden nicht nur eine wertvolle Quelle für die Erforschung der Stadtgeschichte, sondern repräsentieren auch sehr berührende Momentaufnahmen einer schrecklichen Zeit.

Ruth Schier (1921 - 2018) wuchs in St. Ingbert auf, wo ihre Eltern in der Kaiserstraße ein Stoffwarengeschäft betrieben. 1943 heiratete sie Otto Schier, den Sohn des damaligen Bürgermeisters Norbert Schier, der in den schweren Jahren von 1930 bis 1945 sein Amt ausübte. Ihr junger Bräutigam war zu dieser Zeit als Offizier in Nordfrankreich stationiert. Als die Korrespondenz zwischen den Ehepartnern im Mai 1944 unvermittelt abriss, vertraute Ruth Schier ihrem Tagebuch ab dem 30. Juni 1944 die lokalen Geschehnisse und ihr persönliches Erleben der letzten Kriegsmonate bis zum 8. Mai 1945 an.

Ursula Ochs-Steinfeld und Albrecht Ochs boten mit ihrer ausgefeilten Sprechkunst und in perfekt abgestimmtem Wechselspiel eine eindrucksvolle Tour d´horizon durch jene dunklen Monate im Leben in St. Ingbert. Sie brachten dabei immer wieder auch eigene, zum Teil recht tragische Erlebnisse in ihren Vortrag ein und verstanden es auch, die Stimmen der im Auditorium anwesenden Zeitzeugen unaufdringlich in ihre Präsentation einzubeziehen.

Es war ein recht langer und sehr bewegender Abend. Die nächsten Veranstaltungen des Literaturforums kündigte Jürgen Bost zum Abschluss an: Am Donnerstag, 4. November, 2021, wird Andrea Heuser in der Mittelstadt zu Gast sein, die ihren kürzlich im Kölner DuMontVerlag erschienenen und viel beachteten Roman „Wenn wir heimkehren“ präsentieren wird. Am Mittwoch, 17. November, ist der Liedermacher Hans Bollinger Gast des Literaturforums. Er bringt seine Neuerscheinung „Auf vielen Straßen dieser Welt“ mit, ein Buch über seine musikalische Wanderlust.

Den Abschluss des Lesungsjahres beim St. Ingberter Literaturforum bildet Klaus Brabänder am Mittwoch, 8. Dezember, mit einer musikalisch umrahmen Krimi-Präsentation. Er wird in gewohnter Frische sein aktuelles Werk mit geschickt verwobenen Fällen vorstellen, einen neuen Text aus seiner Feder voller Lokalkolorit und wie gewohnt mit viel Ironie.

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