Lesung in St. Ingbert Über 50 Frauen, die Paris lieben

St Ingbert · Mit einer Lesung im St. Ingberter Restaurant „Jérome“ im Rahmen des saarländischen Literaturforums „erLESEN“, stellte die St. Ingberter Übersetzerin Martina Panzer das Buch „La Parisienne“ von Lindsey Tramuta vor.

 Die St. Ingberterin Martina Panzer, die das Buch „La Parisienne“ aus dem Französischen übersetzt hat, las im Rahmen des Saarländischen Literaturforums „erLESEN“ im Restaurant „Jérôme“ aus dem Werk.

Die St. Ingberterin Martina Panzer, die das Buch „La Parisienne“ aus dem Französischen übersetzt hat, las im Rahmen des Saarländischen Literaturforums „erLESEN“ im Restaurant „Jérôme“ aus dem Werk.

Foto: Jörg Martin

Mittwochabend in der Innenstadt. Es ist mit 26 Grad endlich sommerlich heiß. Beinahe ein wenig drückend. Einige Menschen finden in der Kaiserstraße ihren Weg zum Restaurant „Jérôme“, welches an diesem Abend den Außenbereich gesperrt und durch ein rotes Band gekennzeichnet hat. Ein Schild weist daraufhin, das heute eine geschlossene Gesellschaft das Lokal für sich hat. Drinnen, in der oberen Etage, findet vermutlich die erste  kulturelle, St. Ingberter, Veranstaltung seit dem Spätsommer 2020 statt.

Vorbei die Zeit, als keine Events stattfinden durften. Dem gesunkenen Inzidenzwert und den gelockerten Corona-Einschränkungen sei Dank. „Ich freue mich sehr – sehr, sehr, sehr, dass Sie hier sitzen“, brachte Gastgeberin Ute Strullmeier von der Buchhandlung Friedrich ihre Freude über die Lesung zum Ausdruck.

Wobei – ganz korrekt war das nicht. Nicht die Autorin selbst las, sondern die Frau, die das Werk aus dem Französischen ins Deutsche übersetzte. Man müsse auf die Uhr schauen, denn der Alkoholausschank ist ja derzeit nur bis 22 Uhr erlaubt, meinte Strullmeier und hatte dabei die Lacher auf ihrer Seite. Es wurde auch, passend zu einem französischen Buch, landestypisch getafelt. Dafür sorgte das Gastgeber-Ehepaar Denise und Jérôme Bour mit seinem Überraschungs-Menü. Und zwischen den Gängen stellte, im Rahmen des Saarländischen Literaturforums „erLESEN“, die St. Ingberter Übersetzerin Martina Panzer das Buch „La Parisienne“ von Lindsey Tramuta vor. „Es war schon länger geplant, dann aber wegen Corona verschoben worden“, blickte Panzer im Gespräch mit unserer Zeitung zurück. Normalerweise kümmert sich die Diplom-Übersetzerin um den Transfer von englischen oder französischen Fachtexten aus den Bereichen Software und Technik. Das Buch sei ihr begegnet und so schlug sie vor, es ins Deutsche zu übersetzen. „Es ist das schönste Projekt seit 30 Jahren“, freute sie sich. Und, obwohl die Texte nicht von ihr waren, sorgte Panzer dafür, dass man das Gefühl hatte, als sei man in der Seine-Stadt.

Die in Kalifornien geborene Lindsey Tramuta ist Reisejournalistin, beschäftigt sich mit Lifestyle und betreibt einen eigenen Blog. Seit gut 15 Jahren lebt sie in der französischen Hauptstadt. Irgendwann stellte sie fest, dass das Frauenbild nicht die Realität wiederspiegele. Multi-Kulti und Randgruppen, die die Stadt ausmachten, kämen in dem - von Marketing-Experten geschickt einseitig transferierten - Bild gar nicht vor, so die Autorin.

Paris sei mehr als Parfum und Genuss. „Das sind Menschen wie du und ich“, bekräftigte Panzer. Das Buch habe sie besonders angesprochen, weil es die Frauen anders darstelle. Dabei sind die Frauen nicht neu. Sie seien immer schon so gewesen. Deshalb hat sie 50 Personen interviewt. „es ist mir richtig schwergefallen, eine Auswahl zu treffen“, gestand Panzer.

Etwa die aus London stammende Heidi Evans, die nun als Reiseleiterin arbeitet. Sie hat festgestellt, dass historische Frauen in der Seine-Stadt kaum Beachtung finden würden. Deshalb hat sie auch das Unternehmen „Woman of Paris“ gegründet, das Exkursionen zu den anderen Frauen der Stadt anbietet. Es gebe nur eine Handvoll Frauen, deren Werke etwa im Louvre ausgestellt sind, habe Evans festgestellt. Die Frauen in Paris seien unsichtbar. Anders als in Evans Heimat. In der englischen Hauptstadt sorge alleine die Queen für Bewusstsein.

Oder die Arbeitsrechtlerin Elia Rojas, die sich gegen die Diskriminierung von Behinderten einsetzt. Rojas liebt die Stadt abgöttisch, kann sie wegen ihrer Beeinträchtigung aber nur bedingt erleben. Sie macht Dinge öffentlich, die man nicht vermutet. So sei die Arbeitslosenquote von Behinderten in Frankreich mit 18 Prozent doppelt so hoch wie bei Nicht-Behinderten.

Spontan kam Martina Panzer bei der Lesung dem Wunsch einer Frau nach, doch auch die Passagen über die Pariser Bürgermeisterin vorzustellen. Anne Hidalgo hatte sie eigentlich nicht ausgewählt, weil sie die Promis nicht in den Vordergrund stellen wollte, so Panzer. Dennoch erfuhr man an diesem Abend so einiges über die rührige Umweltpolitikerin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort