Leserbrief Wertvolles Biotop und Treffpunkt
Bebauung Fidelisstraße
Sowohl der damalige Oberbürgermeister Werner Hellenthal als auch sein Nachfolger Winfried Brandenburg haben mir und anderen, die von der Stadt selbst Baugrundstücke erworben haben, versichert, dass die südlich verbleibende unbebaute Restfläche des Baugebiets um die Albert-Weisgerber-Allee herum als Grünanlage für immer bestehen bleibt. Was sind offizielle Aussagen von Verwaltungschefs wert, wenn sie für die Nachfolger schließlich doch nur unverbindlich sind?
Aus der ehemaligen Wiese entstand durch die Anpflanzung von Sträuchern und Bäumen von einem Anrainer über mehr als 35 Jahre ein sehr vielfältiger Mischwald, der sich heute zwischen Kinderspielplatz und Bolzplatz gegenüber der Südschule erstreckt. Dieser Anrainer wurde vereinzelt unterstützt durch Pflanzungen einiger anderer benachbarter Anwohner. Der Gartenbauverein ergänzte den Baumbesatz mit dem Setzen von diversen Obstbäumen.
Der Wald wird von vielen Kindern als (Abenteuer-)Spielplatz genutzt. Hier können sie sich mal so richtig austoben, Baumhäuser bauen, auf einen Baum klettern – eine willkommene Abwechslung zum Spielen mit genormtem und TÜV-geprüftem Spielzeug. Die Grünanlage kann auch von den alten Bewohnern des Fidelishauses leicht erreicht werden. Es gibt keine Barrieren und der Weg dorthin ist kurz und eben. Nach einer Bebauung wäre dies hinfällig! Aber nicht nur ältere Anwohner, auch Jugendliche und junge Erwachsene können allein, zu zweit oder mit ihrem Hund spazieren gehen, ohne erst mit dem Auto irgendwo hinfahren zu müssen.
In dem Wäldchen hat sich eine Vielzahl größerer und kleiner Vögel angesiedelt. Unter anderem gibt es neben mehreren Meisenarten, Sperlinge, Bachstelzen, Amseln, Elstern, Krähen auch Eichelhäher und Spechte. Tauben, die es früher hier gab, haben sich nach dem Auftauchen eines Wanderfalken wieder entfernt. Außerdem gibt es mehrere rote und schwarze Eichhörnchen. In den Sommermonaten tauchen abends Fledermäuse auf. Drei oder vier Hobbyimker haben in dem Bereich ihrer Bienenvölker aufgestellt. Diese Vielfältigkeit zeigt, wie intakt dieses Biotop ist. Auf dem Bolzplatz treffen sich besonders an den Wochenenden Jugendliche und junge Erwachsene mit ihren Kindern zum Ballspiel. Jugendliche treffen sich dort auch „einfach nur so“. Wesentliche Randale habe ich dort nicht erlebt. Soll das alles verschwinden? Die ehemalige ursprünglich ökologisch nicht besonders wertvolle Wiese wurde zu einem wertvollen Biotop und Treffpunkt für die Bürger im Wohngebiet. Die Stadt hat dazu nichts beigetragen. Verantwortlich sind lediglich einzelne aus eigenem Antrieb handelnde und engagierte Bürger, die der Allgemeinheit und der Umwelt ohne lange zu fragen einen verantwortungsvollen Dienst geleistet haben. Zu einem Zeitpunkt, als alle zwar schon von Umweltschutz sprachen, aber noch keiner etwas getan hat. Soll das alles jetzt einer Wohnanlage geopfert werden? Gibt es keine Alternative?