Lebenslust, in Musik gekleidet

Hassel · Dem Publikum den Spaß am gemeinsamen Singen vermitteln sollte das Konzert der Gesangvereine Hassel und Herbitzheim. Das ist gelungen. Der Vortrag der beiden Klangkörper sorgte bei Chorleiter Erwin Lück für Gänsehaut pur. Kein Wunder, die rund 70 Sänger brannten auf ihren Auftritt,

 Die Gesangvereine Hassel und Herbitzheim unter der Leitung von Erwin Lück boten in Hassel ein kurzweiliges Konzert. Foto: Cornelia Jung

Die Gesangvereine Hassel und Herbitzheim unter der Leitung von Erwin Lück boten in Hassel ein kurzweiliges Konzert. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Lebensbejahend sollte das Konzert der Gesangvereine Hassel und Herbitzheim am vergangenen Sonntag in Hassel sein und dem Publikum den Spaß am gemeinsamen Singen vermitteln. Freude am Auftritt unter dem Motto "Sag Ja zum Leben" hatten indes Zuhörer und Sänger gleichermaßen.

Dabei fordert Chorleiter Erwin Lück die rund 70 Sänger nicht nur vor den Auftritten. Disziplin gepaart mit Sangeslust führen zu einer enorm hohen Probenbeteiligung. Und auch das Pensum vor dem Sonntagskonzert mit Ständchen, obligatorisch und Generalprobe, führte nicht etwa zur Ermüdung der Sängerinnen und Sänger . Nein, sie brannten förmlich darauf, ihr Repertoire in der alten Schulturnhalle zu Gehör zu bringen. "Sag ja zum Leben", "Nimm dir Zeit zu Leben", so lauteten nur zwei der musikalischen Rezepte fürs Glücklichsein. Nutze den Augenblick, schien das Stück "Das gibt's nur einmal" zu sagen, egal welchen Alters du bist. Mit "Herr, nun bin ich also sechzig" oder "Mit 66 Jahren" zeigten die Chöre auf, dass mit Freude am Leben, wie sie sie sängerisch ausstrahlten, altersmäßig nach oben alles offen ist. Und dass es nicht erstrebenswert ist, den Lebensweg alleine zu gehen.

Das fängt bei den Stimmen im Chor an, wie "Der vierstimmige Chor" bewies. Ein Chor nur mit Bass oder nur mit Sopran? Undenkbar! "Es wird viel besser klingen, wenn wir zusammen singen", lautete deshalb die Botschaft dieses Stückes. Obwohl Ronald Lück, ein Cousin des Chorleiters, am Klavier, Bongos und Fußtrommeln auch als "Alleinunterhalter" der Stimmungsmacher war.

"Improvisation steht auf meinem Zettel, was mach ich denn jetzt?", sagte er scheinbar ratlos. Seine Frau habe den Rock 'n' Roll-Kurs aus Angst vorm Schulterwurf geschmissen, aber der Rhythmus ließe ihn nicht los. Zum Hopsen wäre die Bühne zu klein, also verlegte er sich beim ersten Stück am Tasteninstrument auf ein lateinamerikanisches Medley. Cha Cha, Rumba und Mambo waren gekonnt gespielt und mit Witz gewürzt, was ganz nach dem Geschmack des Publikums war. Von dem zeigte sich der Dirigent begeistert, denn dessen Stimmung sprang auch auf die Akteure auf der Bühne über. "Die Texte und Musik haben den Chor zum Mitmachen verleitet", sagte Erwin Lück nach dem Konzert begeistert. Die American Folksongs waren gemeint, bei denen der Chor beinahe tanzte. Und bei den Liedern von Udo Jürgens würden "die Hasseler aufgehen wie die Dampfnudele", wie er die Stimmung bei den Zuhörern umschrieb. Bei so viel Zuneigung des Publikums und Singfreude auf der Bühne fiel es Erwin Lück leicht, sich bei "ich war noch niemals in New York" des Anzugs zu entledigen und etwas freizügiger die musikalische Leitung zu übernehmen.

Mit Hawaiihemd und zerrissenen Jeans habe er "verboten" ausgesehen. Die Besucher dankten es, sangen und klatschten mit. "Sogar rhythmisch", wie der Chorleiter wohlwollend bemerkte. "Ich habe Gänsehaut gehabt. Ich leite die beiden Chöre seit 14 Jahren, aber das Konzert war das beste der letzten zehn Jahre. Es hat meine Erwartungen übertroffen. Es war ein Highlight", schwärmte der Chorleiter noch einen Tag später. Und wer sich jetzt ärgert, nicht dabei gewesen zu sein, kann die in Musik gekleidete Lebenslust am Sonntag, 23. Oktober, um 18 Uhr noch einmal hören, dann aber in der Bürgerhalle in Herbitzheim.

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