Leben, lügen, lieben auf der Bühne

Homburg. Ob die ganze Welt nun eine Bühne ist, das mag jeder selbst entscheiden. Wer aber bestimmte Stücke dieser Welt auf einer Bühne erleben möchte, der ist noch ein paar Mal im Saalbau richtig, bevor in den Sommermonaten die eher kulturarme Zeit beginnt. Zunächst steht am Donnerstag, 21. Februar, 20 Uhr, der Krimi "Das Verhör" auf dem Programm

 Annette Müller und Oda Zuschneid vom hessischen Landestheater Marburg in einer Szene des Stückes "Endstation Sehnsucht". In Homburg ist dieses am 25. April zu sehen. Foto: Ramon Haindl

Annette Müller und Oda Zuschneid vom hessischen Landestheater Marburg in einer Szene des Stückes "Endstation Sehnsucht". In Homburg ist dieses am 25. April zu sehen. Foto: Ramon Haindl

Homburg. Ob die ganze Welt nun eine Bühne ist, das mag jeder selbst entscheiden. Wer aber bestimmte Stücke dieser Welt auf einer Bühne erleben möchte, der ist noch ein paar Mal im Saalbau richtig, bevor in den Sommermonaten die eher kulturarme Zeit beginnt.

Zunächst steht am Donnerstag, 21. Februar, 20 Uhr, der Krimi "Das Verhör" auf dem Programm. Das Stück, präsentiert von den Leda Gastspielen, basiert auf dem Bestseller-Roman "Brainwash" von John Wainwright. Zwei Mal wurde es bereits verfilmt: "Garde à Vue" (Das Verhör) mit Lino Ventura und Michel Serrault und dessen amerikanisches Remake "Under Suspicion" (Unter Verdacht) mit Morgan Freeman und Gene Hackman. Diesen Stoff hat Eddie Cornwell in einem Kammerspiel für die Bühne adaptiert.

Mit "Bezahlt wird nichts" in einer Neufassung von Dario Fo, angesiedelt irgendwo zwischen Farce und Politklamauk, geht es am 21. März im Saalbau weiter. Zwei Frauen zetteln dabei in einer italienischen Kleinstadt eine soziale Revolution an, einen Generalstreik, eine Supermarkt-Plünderung. Ihr Motiv: Die Preise steigen und die Haushaltskasse ist leer. Doch ihren Männern, gefangen in Obrigkeitshörigkeit und Karrieresucht, rutscht das Herz in die Hose, und die Behördevertreter haben ihre liebe Not.

Um Lebenslügen, Luftschlösser und Liebessehnsucht dreht es sich dann in Homburg am 25. April. "Endstation Sehnsucht" von Tennessee Williams hat gerade jetzt mit dem Hessischen Landestheaters Marburg auf dessen Heimatbühne Premiere. Und knapp drei Monate später kann man dann im Saalbau erleben, wie sich das Drama um Selbsttäuschung und Illusion entwickelt.

Im Mittelpunkt steht darin Blanche DuBois, die alles verloren hat. Ihr einziger Zufluchtsort ist die Behausung ihrer Schwester Stella, die sich durch die Hochzeit mit dem Arbeiter Stanley in eine kleinbürgerliche Existenz gerettet hat. Doch die einfachen Verhältnisse und vor allem die Derbheit ihres Schwagers sind Blanche zuwider. Aber auch Blanche stößt mit ihrem überheblichen Verhalten und ihrem verklärten Weltbild auf wenig Gegenliebe. Noch während sich Blanche in Sicherheit wähnt und ein Neuanfang mit dem schüchternen Mitch möglich scheint, holt Stanley bereits Erkundigungen über sie ein, die ein unheilvolles Ende ahnen lassen.

Tennessee Williams' Stück "Endstation Sehnsucht" gilt als eines der berühmtesten Dramen des 20. Jahrhunderts und bescherte ihm 1947 sowohl den New York Drama Critics' Circle Award als auch den Pulitzer-Preis. Zu Zeiten Tennessee Williams', der das Drama in New Orleans ansiedelte, ließ sich die Gegenüberstellung von Blanche und Stanley als Sinnbild für den Untergang der Südstaatenaristokratie deuten, die auf die nach oben drängende Arbeiterschicht prallte, schreibt das Theater zu den Hintergründen. Aus diesem Gegensatz zwischen der Freiheit, die sich Stella erkämpft, und Blanches Hingabe an ein überholtes Ideal bezieht das Stück seine Aktualität.

Neben den großen sollen auch die kleinen Theaterfans bis zum Sommer noch einmal auf ihre Kosten kommen. Zu sehen ist am Dienstag, 19. März, "Die kleine Hexe". Gerade erst war Otfried Preußlers bekannter Kinderklassiker - er erhielt dafür 1958 den deutschen Jugendbuchpreis - im Gespräch. Als nämlich diskutiert wurde, ob aus älteren Kinderbüchern Wörter gestrichen werden, die nicht mehr politisch korrekt sind. Die Geschichte jedenfalls fasziniert die Kinder heute genauso wie einst. Die kleine Hexe, gerade erst 127 Jahre alt und damit viel zu jung für die Teilnahme am Hexentanz, möchte in der Walpurgisnacht zusammen mit den "großen" Hexen auf dem Blocksberg feiern.

 Eine Szene aus dem Kindertheaterstücke "Die kleine Hexe". Das Landestheater Dinkelsbühl gastiert damit im März im Homburger Saalbau. Foto: Hans von Draminski

Eine Szene aus dem Kindertheaterstücke "Die kleine Hexe". Das Landestheater Dinkelsbühl gastiert damit im März im Homburger Saalbau. Foto: Hans von Draminski

So übt sie fleißig die Zaubersprüche, um die Prüfung vor dem Hexenrat zu bestehen. Dabei ist sich ihr sprechender Rabe Abraxas sicher, dass sie eine gute Hexe ist, weil sie vielen mit ihren Zaubereien hilft. Bei der Prüfung meistert sie sämtliche Zaubereien, doch als die Oberhexe von ihren guten Taten erfährt, gerät die kleine Hexe unerwartet in Schwierigkeiten. Die kleine Hexe erreicht ihre Ziele aber am Ende mit gesundem Selbstvertrauen und Sinn für Gerechtigkeit. ust

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