Nach Verboten in Düsseldorf und Würzburg Ärger um Layla: Wird Ballermann-Hit bei Malle-Fete der St. Ingberter Fastnachter gespielt? (mit Videos)

St. Ingbert · Wutschnaubende Entrüstung bis unbändige Gelassenheit – so die Reaktionen auf einen Mallorca-Partysong. Die einen werfen den Interpreten Sexismus vor. Die anderen können die Aufregung nicht nachvollziehen. Sogar Aufführverbote gibt es mittlerweile. Wie hält es die Dengmerter Narrezunft mit dem Hit, wenn ihre Speck-Freida-Fete mit viel Malle-Flair in der St. Ingberter Stadthalle startet? Die SZ sprach mit Vereinschef Thomas Zeimet.

 Party der Dengmerter Narrezunft mit umstrittenem Ballermann-Hit. (Symbolbild)

Party der Dengmerter Narrezunft mit umstrittenem Ballermann-Hit. (Symbolbild)

Foto: dpa/Jens Kalaene

Menschen grölen im Festzelt den Song nach Leibeskräften, stehen auf Bierbänken, klatschen, filmen sich gegenseitig. Eine Fete außer Rand und Band. Dabei dürfte der Titel überhaupt nicht angestimmt werden. Denn die Stadt erteilte ein Aufführverbot. Das schert aber niemanden. Das junge Publikum stimmt textsicher in einen ohrenbetäubenden Chor ein: „Ich hab’ ’nen Puff. Und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler. La, la, la, la, la, la, la, Layla. La, la, la, la, die wunderschöne Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler...“ Der Refrain wird schier endlos fortgeführt.

Volksfest-Besucher in Würzburg singen gegen Layla-Verbot an

So geschehen in Würzburg auf dem Kiliani-Volksfest. Dort hatte die Stadtverwaltung durchsetzen wollen, dass dieser umstrittene Ballermann-Hit von DJ Robin & Schürze nicht zu hören ist. Die Verantwortlichen rechneten offensichtlich nicht mit dem Widerstand der Besucher. Ein Video auf der Internetplattform Youtube zeigt die feiernde Meute. Ähnlich will Düsseldorf agieren, ein Verbot auf der einwöchigen Rheinkirmes durchsetzen, die an diesem Freitag, 15. Juli startet.

Im Saarland steht unterdessen wenig später der vierte Speck-Freida an, zu dem die Fastnachter der Dengmerter Narrezunft in die St. Ingberter Stadthalle laden. Am Freitag, 29. Juli, soll die Fete starten, die als klassische Malle-Party durchgeht. Mit Szene-Größen wie Lorenz Büffel und Doppelhorn.

Und was ist mit DJ Robin & Schürze sowie ihrer Layla? „Die wollten wir verpflichten“, sagt Thomas Zeimet unumwunden. „Das hätte auch fast geklappt.“ Doch dann habe ein anderer Veranstalter ihm und seinen Narren das zurzeit gefragteste Ballermann-Duo vor der Nase weggeschnappt, sagt der Chef der Dengmerter Narrezunft. „Wir standen beide auf der Reservierungsliste, die anderen vor uns – und haben dann die Option gezogen. Pech.“

Wird Layla in St. Ingbert bei der Malle-Party der Fastnachter verboten?

Aber das bedeute nicht, dass der Titel über die verlockende Frau aus dem Bordell nicht zu hören ist. Oder gilt hier ebenfalls ein Verbot wie in Würzburg und Düsseldorf? Eine Selbstzensur werde es definitiv nicht geben, kündigt der 54-Jährige an. Mehr noch: „Darauf kannst du dich verlassen, dass Layla läuft. Der Titel wird öfter an diesem Abend gespielt.“

Zeimet könne die Aufregung um dieses Lied um Sexismusvorwürfe nicht nachvollziehen. Er erinnert dabei an die aus seiner Sicht ebenso unnötige Kontroverse 1982 um denTitel der Münchner Band Spider Murphy Gang, „Skandal im Sperrbezirk“. Darin heißt es unter anderem: „In München steht ein Hofbräuhaus. Doch Freudenhäuser müssen raus, damit in dieser schönen Stadt das Laster keine Chance hat. Doch jeder ist gut informiert, weil Rosi täglich inseriert. Und wenn dich deine Frau nicht liebt – wie gut, dass es die Rosi gibt.“ Bis heute dürfe dieser Hit auf vielen Partys nicht fehlen.

Vergleich mit Spider Murphy Gang und dem Song „Skandal im Sperrbezirk“

Jeder kenne die Zeilen „Ja, Rosi hat ein Telefon. Auch ich hab‘ ihre Nummer schon. Unter zwounddreißig sechzehn acht herrscht Konjunktur die ganze Nacht.“ Niemand stoße sich mehr daran, fährt Zeimet fort.

„Wir sollten die Kirche im Dorf lassen“, fordert er und widerspricht damit etwaigen Verboten. Auf der Facebookseite seines Vereins teilte er unlängst einen entsprechenden Eintrag zur Unterstützung des jetzt so heftig als sexistisch kritisierten Songs unter #FREELAYLA.

Der Vereinsvorsitzende verweist auf weitere Texte weiterer Mallorca-Fetenhits, die ebenfalls von Kritikern als frauenfeindlich angesehen werden. Icke Hüftgolds Vers „Dicke Titten, Kartoffelsalat“ werde von der Masse ebenso unbekümmert mitgesungen.

Weiter Ballermann-Hits und ihre Texte: sexistisch oder billiger Spaß?

Tatsächlich zeichnen sich etliche Ballermann-Songs durch platte Erotikanspielungen aus. Jack Gelee brachte es 2018 so auf den Punkt: „Sie ist vorne gut gebaut, und sie hat superlange Beine. Dazu blickt sie ganz versaut. Ich wär‘ gern mit ihr alleine.“

Ein Jahr zuvor hatte Honk mit Deejay Matze auf der Insel und anderen Sonnenpartys mit „Anna-Lena“ einen Saisonerfolg. Darin bringen sie es kurz und bündig auf einen Nenner: „Geiler Arsch, geiler Blick, geiles Stück – Anna-Lena."

In die gleiche Kategorie passt Mickie Krauses 2016er-Stück „Die Krankenschwester“ mit diesen Versen: „Ich brauch' nicht Vater, Mutter, Bruder. Ich will ein schneeweißes Luder. Die ist schöner, blonder, fester, denn sie ist 'ne Krankenschwester."

Kritik an den bisherigen Layla-Aufführverboten kommt von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP). Er lässt via Kurznachrichtendienst Twitter wissen: „Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel.“

Die Vorbereitungen auf den St. Ingberter Speck-Freida laufen unterdessen weiter. Und Layla wird wohl auch da sein.

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