Landratswahl bereits 2013?

Homburg/St. Ingbert. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, die Diskussion um die Besetzung des Präsidentenpostens bei den saarländischen Sparkassen ist seit gestern jedoch voll im Gange (wir berichteten). Gerade im Saarpfalz-Kreis, für den diese Entscheidung weit reichende Konsequenzen haben könnte

 Landrat Clemens Lindemann (links) und Kreisbeigeordneter Peter Nagel. Foto: Thorsten Wolf/SZ

Landrat Clemens Lindemann (links) und Kreisbeigeordneter Peter Nagel. Foto: Thorsten Wolf/SZ

Homburg/St. Ingbert. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, die Diskussion um die Besetzung des Präsidentenpostens bei den saarländischen Sparkassen ist seit gestern jedoch voll im Gange (wir berichteten). Gerade im Saarpfalz-Kreis, für den diese Entscheidung weit reichende Konsequenzen haben könnte. Dies ist besonders deswegen so, weil SPD-Kreisvorsitzender Stefan Pauluhn den Namen Clemens Lindemann für die Nachfolge des in den Ruhestand wechselnden Sparkassen-Präsidenten Franz Josef Schumann genannt hat. Würde Lindemann tatsächlich zur Sparkasse wechseln, müsste im Saarpfalz-Kreis möglicherweise früher als geplant ein neuer Landrat gewählt werden. Diese Direktwahl sollte ursprünglich zeitgleich mit der Kommunalwahl 2014 sein.Clemens Lindemann, 65, hielt sich gestern auf Nachfrage unserer Zeitung bedeckt, wollte sich, wie er sagte, nicht an den Spekulationen beteiligen: "Ich habe meinen Landratskollegen, die für die Neubesetzung des Sparkassen-Chefsessels gemeinsam mit den Sparkassenvorständen verantwortlich sind, gesagt, dass dieses Thema augenblicklich nicht ansteht." Schumann mache seine Arbeit sehr ordentlich und sei außerdem noch 14 Monate im Amt. Frühestens im Februar oder März 2013 werde man sich mit dem Thema befassen. "Ich weiß im Moment nicht, was ich mache, falls mein Name dann tatsächlich gehandelt würde", versichert Lindemann.

Aber was passiert, wenn der Landrat das ihm angediente Amt annimmt? Wählt der Saarpfalz-Kreis dann vielleicht schon im kommenden Frühjahr oder Frühsommer einen Lindemann-Nachfolger? Laut Amtsinhaber gäbe es dann zwei Varianten: "Entweder führt der Erste Beigeordnete die Amtsgeschäfte kommissarisch für ein halbes Jahr bis zu den Kommunalwahlen 2014 weiter, oder der Urnengang wird auf 2013 vorgezogen und läuft am Tag der Bundestagswahlen." So oder so würde den Bürgern ein zusätzlicher Urnengang erspart. Das war im Übrigen auch der Grund, weshalb Lindemanns Amtszeit im vergangenen Jahr vom Kreistag bis 2014 verlängert wurde. Der 65-Jährige betont im Gespräch mehrmals, dass er gern Landrat sei und auch noch bis Anfang 2015 gewählt ist - "dann wäre ich 30 Jahre im Amt". Aber Lindemann ist auch seit 27 Jahren Verwaltungsratsvorsitzender der Kreissparkasse Saarpfalz, zudem derzeit stellvertretender Vorsitzender des Sparkassenverbandes und gilt als Kenner der Sparkassenlandschaft.

Sein Alter sieht Clemens Lindemann im Übrigen nicht als Problem. "In Rheinland-Pfalz dürfen Politiker bis 73 Landrat bleiben, und auch in der großen Politik sind viele Ältere zu finden."

Und was macht die CDU, die sich bislang öffentlich noch nicht auf einen Landratskandidaten festgelegt hat? Der Fraktionsvorsitzende im Kreistag und Erster Kreisbeigeordneter, Peter Nagel, will am parteiinternen Fahrplan festhalten: "Wir werden unseren Landratskandidaten erst nach der Bundestagswahl nominieren - es sei denn, die Situation würde kurzfristig ein Umdenken erfordern." Nagel, der bereits zwei Mal gegen Lindemann in Urwahlen mit passablen Ergebnissen angetreten war, wollte sich gestern noch nicht klar äußern, ob er selbst erneut kandidieren möchte. Aber als Fraktionschef und Erster Beigeordneter besitzt er den "ersten Zugriff". CDU-Kreisvorsitzender Stephan Toscani sieht keinen Grund, vom ursprünglich mit der SPD ausgehandelnden Wahltermin 2014 abzuweichen. Daran werde auch kein Weggang Lindemanns etwas ändern: "Vereinbarungen sind dazu da, eingehalten zu werden."

Meinung

Wahlkämpfer auf dem Sprung

Von SZ-RedakteurPeter Neuheisel

Es sind sicherlich noch viele Fragen zu beantworten, bevor aus den Gerüchten um Clemens Lindemann Tatsachen werden. Aber die Kommunalpolitiker im Kreis wären gut beraten, sie würden sich auf einen kurzfristigen Wahlkampf einstellen. Denn geht Lindemann wirklich als Sparkassen-Chef nach Saarbrücken, dann wird im Saarpfalz-Kreis ein neuer Landrat gesucht. Durchaus möglich, dass wir also im Herbst nächsten Jahres nicht nur einen neuen Bundestag wählen. Während die SPD mit dem Bexbacher Theophil Gallo ihren Kandidaten bereits nominiert hat, der Lindemann beerben soll, muss die CDU erst noch Flagge zeigen. Ob deren Fahrplan, ihren Mann oder ihre Frau erst nach den Bundestagswahlen zu präsentieren, eingehalten werden kann, scheint zumindest fraglich. Doch nicht nur dieser Fahrplan könnte durcheinander geraten. Die SPD hat nicht zuletzt deshalb Gallo so frühzeitig ins Rennen geschickt, damit dieser seinen Bekanntheitsgrad steigern kann.

Die von Lindemann genannte zweite Variante, dass der Erste Kreisbeigeordnete nach dem Ausscheiden des Landrates dessen Amtsgeschäfte für ein halbes Jahr bis zur Kommunalwahl kommissarisch führen könnte, ist für die SPD riskant. Der Beigeordnete heißt Peter Nagel (CDU). Trotz aller Zurückhaltung derzeit: Er ist erster Ansprechpartner seiner Partei, wenn es um die Landratswahlen geht. Und die Arbeit als vorübergehender Dienstherr im Landratsamt würde seine Chancen sicher nicht schmälern. Ganz gleich, ob 2013 oder 2014 gewählt wird, die aktuellen Gerüchte werden den Wahlkampf befeuern.

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