Rathausgalerie St. Ingbert Vielfalt unter Ausschluss der Öffentlichkeit

St. Ingbert · 40 Künstlerinnen der Gruppe Steinberg präsentieren ihre Werke im St. Ingberter Rathaus. Einem breiten Publikum bleiben die Werke noch vorenthalten. Die Stadtverwaltung will sie aber online präsentieren.

 „Des Saarländers Glück“ heißt dieses ausgestellte Werk von Erika Hönig.

„Des Saarländers Glück“ heißt dieses ausgestellte Werk von Erika Hönig.

Foto: Monika Maier-Speicher

Zur Zeit haben rund 40 Malerinnen der Künstlergruppe „Steinberg“ ihre jüngsten Werke in der St. Ingberter Rathausgalerie aufgehängt. Allerdings konnte die Ausstellung wegen der aktuellen Zugangsbegrenzungen nicht besichtigt werden.

Die Gruppe feiert mit der Ausstellung ihr 30jähriges Bestehen. Der Ort der Gruppengründung ist Wadern-Steinberg. Heute arbeiten die Künstlerinnen, die meisten mit eigenen Ateliers, mit renommierten und engagierten Dozenten aus dem ganzen Bundesgebiet in St. Ingbert. Trotz der jahrelangen gemeinsamen Arbeit konnte jede Künstlerin ihre eigene charakteristische Handschrift entwickeln. So sehr sie sich unterscheiden, so unterschiedlich sind auch die Themen. Trotzdem kann man in dieser Ausstellung Schwerpunkte feststellen. Bis heute gehört die Darstellung des Menschen in Aktion, kurz Akt genannt, zur Ausbildung des Künstlers. Besonders in der Renaissance erweckte der sich bewegende Mensch in Anlehnung an die antiken Skulpturen der Griechen das künstlerische Interesse, um dem Leben so nah wie möglich zu kommen. Esther Bach spürt in den Aktstudien den unterschiedlichen Haltungen des Modells nach. Ruth Lünskens bindet die Figur in autonome Farbflächen ein. Christel Hartz und Petra Beck setzen den Menschen in einen Zusammenhang mit ihrer Umwelt, und Renate Hurth geht über die Abstrahierung hinaus fast bis zur völligen Abstraktion. Die Sinnenfreuden haben es besonders den Menschen im Barock angetan. Das großformatige Bild „Des Saarländers Glück“ von Erika Hönig zeigt diese Sinnenlust in aller Detailtreue und lässt das Objekt der Begierde messerscharf vor unsere Augen treten. Susanne Burkhardt und Barbara Würtz experimentieren mit collagierten Elementen aus Zeitschriften und Naturfundstücken, die mit Zeichnung oder Druckgrafik kombiniert werden und zu überraschenden Ergebnissen führen. Irmtraud Fritsch geht bei ihrer Montage mit aufgeschlitzten Wasserflaschen ganz ins Dreidimensionale. Ulla Valerius verfremdet ein reales Objekt, das in Stücke geschnitten und farblich gefasst zur neuen Einheit findet. Die Blumenstillleben gemahnen an die Vergänglichkeit. Christiane Kühr thematisiert dies in der Serie Amaryllis. Sabine Molter und Gisela Heintz feiern mit ihren formatfüllenden luftigen Blumenbouquet die Farben der Blüten und Margret Martin verleiht ihrer Kaktuspflanze schlangengleiches Leben.

In der Romantik erreicht die Landschaftsdarstellung ihren Höhepunkt. Sie galt und gilt heute immer noch als Spiegel der Seele, in der wir die Ruhe finden, die in der Hektik des Alltags verloren geht. Christina Fuchs zeigt auf Bäume, die auf ihr Wesentliches reduziert und damit zu Zeichen geronnen sind. Hille Neumann ist im Wald auf den Spuren des frühlingsfrischen Grüns. Gabriele Maurer-Simon erlaubt dem Betrachter durch eine Reihe von Baumstämmen einen Blick auf St. Ingbert. Danielle Bailly-Salins macht das Rauschen des erfrischenden Wassers hörbar. Bei Eva Quack werden blaue und grüne Farbflecken zur abstrakten Wasserlandschaft. Greta Weiland-Asbach stellt ihre Figuren mit dem Rücken zum Betrachter in die Landschaft. Auch für Monika Scholz-Bauer ist das Wasser mit seiner ewigen Bewegung ein wichtiges Landschaftselement. Anne Holtz-Stephan bringt Eindrücke von Meer und Strand in die Ausstellung. Karin Domanowsky und Edith Harner untersuchten in ihrem diesjährigen Arbeitsaufenthalt in Island die Strukturen und atmosphärischen Erscheinungen der Landschaft. Monika Maier-Speichers und Ingrid Kiefer-Heeps Landschaften sind dagegen eher von der Vorstellung von Vorgängen des Erdinneren geprägt, die die Oberfläche ständig verändern und zu bizarren Landschaftsformationen führen. Hildegard Zippels Liebe gilt den Bergen und dem Aquarell. Abstrahiert sind Else Langs und Christiane Eymanns Landschaften, in welchen lediglich die Horizontlinie Anhaltspunkt für die Trennung zwischen Himmel und Erde ist. Zu einem erweiterten Landschaftsbegriff zählen die Stadtansichten von Saarbrücken von Sabine Berhard.

In der abstrakten Malerei dominieren die bildimmanenten Elemente Fläche, Form und Farbe, nicht mehr die Illusion. Iris Rickart erzeugt durch die Farbwerte Gelb und Orange in Kombination mit Schwarz die Bildtiefe. Isabell Gawron thematisiert durch die Laufspuren den Malakt selbst und die Zeit. Evelyn Bachelier erzeugt durch die Schichtung mit Folie ein räumliches Spannungsfeld. Jutta Rosche verlebendigt ihre Malerei durch ein feines frei bewegliches Liniengespinst. Gisela Däges drückt die Farbe von hinten durch die Leinwand. Den Farbcharakter von Rot und Grün untersucht Susann Scheidt. Eva Schneider lotet in der Kombination der Formen Kompositionsmöglichkeiten aus, und Karina Gölzer untersucht in der Überlagerung der Farbschichten deren Verdichtung und Mischung.

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