Kunst mit Nadel und Faden

St. Ingbert. Denkt man an den mundartlichen Ausdruck "Fliggstigga", so fällt einem Ausgebessertes, kaputte Jeans, Ellenbogenlöcher an Jacken und früher bunte Bildchen auf Hosentaschen bei Kindern ein. Doch "Fliggstigga" hat in der Mittelstadt noch eine ganz andere Bedeutung

St. Ingbert. Denkt man an den mundartlichen Ausdruck "Fliggstigga", so fällt einem Ausgebessertes, kaputte Jeans, Ellenbogenlöcher an Jacken und früher bunte Bildchen auf Hosentaschen bei Kindern ein. Doch "Fliggstigga" hat in der Mittelstadt noch eine ganz andere Bedeutung. Es ist der Name einer seit rund 13 Jahren bestehenden Freizeitgruppe, die sich dem Quilten verschrieben hat. 22 Frauen treffen sich seitdem in der Altenbegegnungsstätte der Caritas hinter der Alten Kirche, um diesem Hobby nachzugehen.Quilten kann man frei mit Nähen und mit Steppen übersetzen. Alle drei Jahre veranstalten die Frauen eine Ausstellung und zeigen dadurch nicht nur ihr Hobby, sondern verkaufen und verlosen auch ihre Werke. Der Erlös ist immer für einen sozialen Zweck bestimmt. Am zurückliegenden Wochenende war es wieder soweit: Im Rathauskuppelsaal hatte man zwei Tage lang die Chance, Decken, Topflappen und sogar Adventskalender zu sehen. Und: Taschen. "Taschen sind immer ein Thema", erklärt Margarete Junk, die Kassiererin der Gruppe. Für sie sei das Hobby die Entschleunigung. Und Susanne Schmitt, Art-Direktorin der "Fliggstigga", pflichtet ihr bei. Doch die Gruppe fertigt auch Kleidungsstücke. So trägt Schmitt eine gequiltete Weste.

Bereits die fünfte Ausstellung ist es für die ganz und gar weibliche Truppe. "Indonesische Impressionen" hieß dieses Mal das Motto. Dabei kaufe man keinen ganzen Stoffballen. Lediglich einen halben Meter. 50 auf 55 Zentimeter sind die Rechtecke, die eigentlich wie Quadrate aussehen und "Patches" genannt werden, genau.

Je mehr, desto besser

Dabei gilt die Devise: Je mehr, desto besser. Immerhin soll es ja ein buntes Stück an Vielfalt werden, welches wiederum aus weiteren zahlreichen Stücken besteht. Da die Stoffe nicht günstig sind und besondere Designer voll im Trend liegen, ist das Ganze eine kostspielige Angelegenheit. Ein Quadratmeter kann bis zu 250 Euro kosten. Berechnet man den Zeitaufwand, manchmal sind es bis zu 60 Stunden, merkt man, dass die Preise der Ausstellung absolute Liebhaberpreise sind. Auch bei "Indonesische Impressionen" - das Motto ist gleichzeitig auch der Name eines Quilts, der als Hauptpreis verlost wurde - war dies genauso. Die Besonderheit: Der Stoff wurde von Gerda Schütz gespendet. Es sollte nicht nur etwas genäht, sondern der Erlös auch gespendet werden. Die Jugendgruppe der Caritas wird sich dieses Mal darüber freuen.

Die Ausstellungsbesucher, die einen Quilt gekauft oder bei der Tombola ein entsprechendes Stück gewonnen haben, werden sich nicht nur über das Design freuen. Es handelt sich nämlich um präzises Handwerk. Somit sind die Gegenstände einerseits waschbar sowie Trockner geeignet. Andererseits wurden sie auf beiden Seiten präzise genäht. Bis zur nächsten Ausstellung 2015 ist noch eine Weile hin. In dieser Zeit werden Ausstellungen besucht und per Internet - das "Mekka" des Quilts sind die USA und Japan - Neuigkeiten geprüft und ausprobiert.

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