Ausstellungen Turmkünstler feierten Bauhaus-Jubiläum

Homburg/St. Ingbert · Im Innovationspark in St. Ingbert fand mit mehr als 30 Ausstellern zum mittlerweile 13. Mal die „Kunst am Beckerturm“ statt.

 Erstmalig wurden bei „Kunst am Turm“ auch Glasobjekte gezeigt. Sie bildeten mit ihrer Filigranität einen Kontrast zur Industriearchitektur und kamen genau deshalb besonders gut zur Geltung.

Erstmalig wurden bei „Kunst am Turm“ auch Glasobjekte gezeigt. Sie bildeten mit ihrer Filigranität einen Kontrast zur Industriearchitektur und kamen genau deshalb besonders gut zur Geltung.

Foto: Cornelia Jung

Eigentlich ist der Raum, in dem die kupfernen Sudkessel stehen, das „Wohnzimmer“ der Turmkünstler. Normalerweise findet deshalb auch dort die Eröffnung statt. Doch zur 13. Ausgabe von „Kunst am Beckerturm“ im benachbarten St. Ingbert gab es ein Novum, denn die Einstimmung auf zwei Wochenenden Kunstgenuss fand nun ein paar Etagen unterhalb im ehemaligen Büro des Fastnachtsmuseums statt. In diesem Raum sei es möglich gewesen, alle Künstler unter einen Hut zu bringen, wie Astrid Woll-Herrmann, die Geburtshelferin und Ideengeberin der Turmkunst, anlässlich der Vernissage sagte.

In diesem Jahr habe man unter dem Motto „100 Jahre Bauhaus“ ausgestellt, und jede Künstlergruppe habe in dem Raum, den sich die Künstler neu erschlossen, die Gelegenheit erhalten, sich mit ihren Objekten gemeinsam zu präsentieren. Das machte es auch Laudatorin Brigitte Quack leichter, die die Besucher nun anhand einzelner personalisierter Objekte noch besser in die Ausstellung einführen konnte. Malerei, Skulpturen, Möbel und andere Installationen zeigten an einem Ort konzentriert, was die Turmkunst so besonders macht. Auch deshalb kommt Reinhold Jost immer wieder gern auf das ehemalige Brauereigebäude. Die Veranstaltung, bei der der Umweltminister bereits zum dritten Mal die Schirmherrschaft übernommen hatte, ist für ihn mehr als ein Pflichttermin. „Die Turmkunst hat sich bei mir nicht nur im Terminkalender eingebrannt, sondern auch hinsichtlich meiner Verbundenheit mit diesem Projekt.“ Es sei eine einzigartige Geschichte, bei der Kunstfertigkeiten der verschiedensten Persönlichkeiten zusammengebracht werden. Ab 1933 sei diese Art der Kunst nicht mehr erwünscht gewesen, weil sie unkonventionell und offen war. „Sie haben sich alle der Offenheit verschrieben und gewünscht, dass man mit Ihnen diskutiert und keinen ausgrenzt“, stellte Jost den Vorteil der Gegenwart heraus, „gerade in Zeiten, in denen Hass wieder hoffähig zu sein scheint, hat Kunst eine ganz besondere Aufgabe und Bedeutung.“

Es war auch in diesem Jahr die Vielfalt der Objekte von Malerei, Glaskunst, über Skulpturen, Speckstein-, Beton- und Holzarbeiten, Möbeln, Edison-Punk bis hin zur Fotografie, die einen dreistündigen Rundgang wie eine kurze Stippvisite erscheinen ließ. Musik, Poesie, Führungen zur Brauereikultur und viele kleine Details lassen die gegenständliche Kunst jedes Jahr in einem anderen Licht erscheinen. Bereits bei der Vorbereitung zur Ausstellung hätten die Gedanken von Hausherr Stefan Braun Purzelbäume geschlagen, wie er bei der Eröffnung sagte. So habe er von dem Begriff „Kunst am Beckerturm“ automatisch Brücken zum Sudhaus, dem Brauhaus und damit zum Bauhaus und dessen Jubiläum gebaut. Die Gäste stünden im Beckerturm in einem Einzeldenkmal, das wichtig für die Denkmalschützer, aber auch für die Mieter und vor allem die Künstler sei, die dort ihre Inspiration fänden. Denkmal heiße, „dem Erinnern Raum und Zeit zu geben“. Erinnern bedeute aber auch, das schon Dagewesene zu bedenken und neu zu beurteilen. „Genau das war die Leistung des Bauhaus in Weimar“, so Braun.

In dieser Zeit, als die Avantgarde der Klassischen Moderne etwas völlig Neues mit der Vereinigung von Kunst und Handwerk schuf, entstand auch der Beckerturm nach Plänen des Architekten und „Vordenkers“ Hans Herkommer. Leitbild der „Bauhäusler“ sei es gewesen, die Architektur als Gesamtkunstwerk mit anderen Künsten zu verbinden. Das zeichne auch Kunst im Turm aus. „Schauen Sie sich um, es ist offensichtlich, wie alles zusammen fließt, der Bau und die Funktion als Braustätte über sechs Etagen in damals industriellem Maßstab. Betrachten wir beispielsweise nur die Fliesen, ihre Farben, ihre Formen – das ist kein Standard – nein, hier sieht man die Liebe, die beim Planen und Erstellen dabei gewesen ist. Diese Liebe steckt auch in allen Künstlern, die dieses Jahr wieder Kunstwerke geschaffen haben“, so der Geschäftsführer des Innovationsparks.“

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