Kopfnicken und Schmunzeln bei der Mundart-Lesung

St. Ingbert. Mundart spricht man meist vollkommen automatisch - quasi wie einem "der Schnabel gewachsen ist" - und macht sich keinerlei Gedanken darüber. Oft hat sie einen lokalen Bezug zum Wohnort und zu den Menschen dort. Da kann es sein, dass der gleiche Begriff eine Stadt weiter schon wieder anders ausgesprochen wird. Grund genug für das St

 Manfred Kelleter und Edith Braun beim Mundartabend in der St. Ingberter Stadtbibliothek. Foto: Jörg Martin

Manfred Kelleter und Edith Braun beim Mundartabend in der St. Ingberter Stadtbibliothek. Foto: Jörg Martin

St. Ingbert. Mundart spricht man meist vollkommen automatisch - quasi wie einem "der Schnabel gewachsen ist" - und macht sich keinerlei Gedanken darüber. Oft hat sie einen lokalen Bezug zum Wohnort und zu den Menschen dort. Da kann es sein, dass der gleiche Begriff eine Stadt weiter schon wieder anders ausgesprochen wird. Grund genug für das St. Ingberter Literaturforum (ILF), einmal Autoren und Dichter aus St. Ingbert gemeinsam bei den üblichen Lesungen in der Stadtbibliothek auftreten zu lassen. Am Mittwoch hatten nun Besucher unter dem Motto "Aus der Nähe" die Gelegenheit, Kurzgeschichten, Auszüge aus Theaterstücken und Gedichte zum Thema Bergbau und St. Ingbert zum Besten zu geben.

"Dinnjer" und "Maie gehn"

Doch was bedeutet Mundart eigentlich genau? Worin liegen die Unterschiede zwischen St. Ingbert und der Landeshauptstadt? "Wer kennt Dinnjer?", fragte zu Beginn die "Mundartpäpstin" Edith Braun. Die Zuhörer wussten gleich, dass es um den alten Begriff für "Maler" ging. Man war sich schnell beim "Mundart-Grundkurs" einig: Mundart muss gepflegt werden, sonst droht sie auszusterben. "Maie gehn" beispielsweise, der Ausdruck für das gepflegte Gespräch unter Freunden oder Nachbarn, kennt kaum noch jemand. "Saarberchmannsläwe" ist ein Text von Manfred Kelleter, der die Härte des Arbeitslebens unter Tage beschreibt. Der St. Ingberter hatte aber auch noch "Mei Heimatlieb - Huldichung an Dengmert" im Gepäck. Es sei eine Folter, ein Gedicht für eine Lesung auszusuchen, wenn man tausend Stück zur Wahl hat, meinte Kelleter. Die Qual der Wahl hatten sicherlich auch die Schauspielerin Ursula Ochs-Steinfeld und Philologe Albrecht Ochs. Werke des St. Ingberters Karl Uhl ("Wie das Glückauf uffkomm isch") und Heinrich Kraus ("Die arm Widdfra") waren ihre Schwerpunkte. Ochs verriet mit einem Eugen Motsch-Text aber auch, dass die Rohrbacher Küche "die beste der Welt" sei. Brandaktuell hingegen war die Lesung von Gerdi Karp. Sie las aus ihrem aktuellen Buch "Die Fregg, de Gaarde unn de Oschderhass" vor. Bei "Inkaafe mit Meinem" erkannten sich viele Besucher der Leser wieder. F. Peter Wilhelm offenbarte mit "Uffklärung uff saarländisch" wie man als Frau durch einen einfachen Biss in einen Apfel schwanger werden kann. "No de Schicht", die Kurzgeschichte des Hasseler Peter Loibl, erheiterte, indem sie die Story eines Bergmannes erzählt, der am falschen Bahnhof aussteigt und dies gekonnt kaschiert.

Horst Lang trug Auszüge aus seinem Theaterstück "Zappeduschder" von 2003 vor. Dabei geht es um Geldmangel in einer Familie. Das an sich ernste Thema wurde jedoch so unterhaltend vorgetragen, das kaum ein Auge trocken blieb. Hans-Guido Klinkner steuerte am Mittwochabend "Mazurka" bei. Das Gedicht widmete sich seinem Großvater, der sich vom Sterbebett aufraffte, seinen besten Anzug anzog, Geige spielte und dann den Tod erwartete. Die Übersetzung ins Saarländische ("Massurga") nahm Edith Braun vor.

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