Klinikkkirche Virtuosität und Leidenschaft in der Klinikkirche

Homburg · Mit barocken Klängen begeisterten die Musiker der „Camerata musici con medici“ und Blockflötistin Corin Hild.

 Die sieben Musiker der „Camerata musici con medici“ und Flötistin Corin Hild verzauberten in der Kirche der Homburger Universitätsklinik mit barocken Raritäten.

Die sieben Musiker der „Camerata musici con medici“ und Flötistin Corin Hild verzauberten in der Kirche der Homburger Universitätsklinik mit barocken Raritäten.

Foto: Cordula von Waldow

„Ein wunderbares Konzert. Wunderschön! Einfach herrlich!“ Die mehr als 100 Zuhörer, die sich am Freitagabend von der „Camerata musici con medici“ zu den „Raritäten des Barocks“ entführen ließen, waren ausnahmslos begeistert. Mit ihrer Virtuosität und ihrer Leidenschaft fluteten die Musiker die Kirche mit wunderbaren Barockklängen. In ständig wechselnder Besetzung vermittelten sie mit seltener gespielten Leckerbissen barocker Komponisten die opulente Klangvielfalt dieser Zeit. Wer in den vorderen Bänken oder an der Seite
saß, konnte zudem den vollen Körpereinsatz beobachten, mit dem insbesondere die Frankfurter Ärztin Corin Hild als eine ehemalige Musikstudentin ihre Blockflöten zum Klingen brachte. Doch die Eröffnung stimmte mit dem Orgelkonzert F-Dur opus 9 Nummer 2 von Giuseppe Sammartini (1695-1750) das Publikum von der Empore aus ganz auf das Hören statt Sehen ein.

Heiter beschwingt, in barocker Opulenz und Polyphonie zauberte das erste Allegro gleich ein Lächeln auf die Gesichter der Zuhörer. Orgelsoli von Norbert Kreis mit perlenden Läufen wechselten mit rhythmisch-synkopischen Phasen. Über dem Klangteppich der Streicher schien die Orgelstimme aufzuseufzen. Farbenprächtig, mit brillanten rhythmischen Finessen, die das Amateur-Ensemble mitreißend
interpretierte, begeisterte die Sinfonia da camera a tre op II/6 von
Nicolo Porpora (16876-1766). Mit dem Konzert in B-Dur von Francesco Mancini (1672-1737) hatte Corin Hild ihren ersten Auftritt. „Eine Premiere“, sagte sie später. Da ihre eingespielte Altblockflöte andere „Ideen“ hatte, zückte sie kurzentschlossen die neu eingespielte, ebenholzfarbene Flöte aus Palisanderholz. Sich biegend, windend, zart und stark ihre Flöte anspielend und immer wieder im Blickkontakt mit den Geigern, entlockte sie ihrem Instrument in den Sätzen Larghetto - Allegro - Largo und Allegro jubilierende Klänge, die dank der hervorragenden Akustik die gesamte Kirche fluteten. Mit ihrer wandlungsfähigen, einfühlsamen Stimme, sang anschließen Julia Stodtmeister in der Kantate „La Rosa“ von Attilio Ariosti (1666-1729) unterschiedliche Phasen der Liebe: Sie verwelkt, doch im dramatisch-erzählenden Recitativ keimt Hoffnung auf, bis die Liebe in der abschließenden Glücks-Arie neu erblüht. Das Publikum quittierte die modulationsfähige, volltönende Stimme von Julia Stodtmeister mit besonderem Applaus.

Dynamische Kontraste, ein meditatives Largo, gefolgt von einem kraftvollen, mit Vehemenz gespielten Allegro charakterisieren das Concerto a quattro op V Nummer 8 von Guiseppe Torelli. Wer gemeint hatte, das von allen acht Musikern interpretierte Konzert C-Dur für Altblockflöte, Violine, Streichorchester und Basso Continuo von Johann Gottlieb Graun (1702-1771) sei der Höhepunkt, wurde eines Besseren belehrt. Dabei begeisterte das Duett von Flöte und Geige, über intensiven Blickkontakt fein miteinander abgestimmt, zu Recht.

Doch mit der Zugabe übertrafen sich die acht Musizierenden nahezu selbst. Beim Stöbern in einem Notenstapel hatte Julia Stodtmeister eine Arie von Georg Friedrich Händel entdeckt: ein Duett für Sopranstimme und Sopranino, die sich in rasante Läufe und Coloraturen sowie in höchste Höhen treiben, umrahmt von Streichern und Cembalo. Fast unsichtbar, flogen die Finger über die kleine Flöte mit den eng sitzenden Bohrlöchern, lupenrein perlten die Töne der Sopranstimme dazu. Der Applaus ging erneut in den „Zugabe-Rhythmus“ über – und die Musiker folgten gerne: mit der berühmten Flötensonate h-Moll von Johann Sebastian Bach, bei der Corin Hild ein letztes Mal ihre Finger über das Instrument tanzen ließ, sich im Rhythmus bog, nach vorne beugte, wieder aufrichtete und ganz mit ihrer Musik zu verschmelzen schien. Glückliches Strahlen, Umarmung mit den Geigern nach einem wunderbaren Konzert.

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