Kolumne zum Cispa-Campus Der Campus ist zum Erfolg verdammt

Die Ansiedlung des Cispa-Campus ist eine Riesenchance für St. Ingbert. Etliche Akteure sind aber auch in der Pflicht, auf der Alten Schmelz große Versprechen tatsächlich einzulösen.

Manfred Schetting

Manfred Schetting

Foto: SZ/Robby Lorenz

Das schon seit dem Frühjahr erwartete Okay der Landesregierung für die Alte Schmelz in St. Ingbert als Standort des Cispa-Innovation Campus bleibt auch mit Verzögerung ein starkes Signal. Mit 20 Millionen Euro aus Landesmitteln als Anschub kann an historischer Stätte wieder Historisches entstehen. Hier ist der Begriff einer Leitinvestition, der oft allzu verschwenderisch verwendet wird, mal wirklich angebracht. Und was auf der Alten Schmelz geplant ist, hat ohne Übertreibung das Zeug, nicht nur St. Ingbert, sondern das Saarland zu verändern.

Bei allen großen Investitionen gibt es Chancen und Risiken. Doch das Vorhaben Cispa-Innovation Campus ist zum Erfolg verdammt. So können es sich Ministerpräsident Tobias Hans und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger nicht erlauben, die hoch gesteckten Erwartungen an den IT-Campus in St. Ingbert unerfüllt zu lassen. Angesichts des Abschwungs bei den bisherigen Stützen der Saarwirtschaft wie etwa Automobilbau und -zulieferung muss gerade auch durch die IT-Wirtschaft ein Ausgleich her. Alles andere wäre verheerend. Und auch Cispa-Chef Michael Backes hat sein öffentliches Ansehen eng mit dieser Entscheidung verbunden. Obendrein waren die Rahmenbedingungen für seinen Campus in großer Dimension von Anfang an ziemlich klar auf die Alte Schmelz in St. Ingbert zugeschnitten. Dort steht nun auch er im Wort, wirklich Großes zu schaffen. Wer viel verspricht, muss vieles halten.

Das gilt auch für den St. Ingberter Oberbürgermeister. Die Zeit, sich in dem Ansiedlungs-Coup zu sonnen, war für Ulli Meyer schon vorbei als (vor Monaten) das grüne Licht für den Campus auf der Alten Schmelz zwischen Landesregierung und Stadtverwaltung bereits vertraulich aufzuleuchten begann. Längst ist der OB eine zentrale Figur in der Planertruppe, die eine Jahrhundertchance für St. Ingbert nutzen will. Die Gelegenheit, die Mittelstadt wirklich zum versprochenen „Herz der Digitalisierung im Saarland“ zu machen, ist einmalig und kommt so bestimmt nie wieder. Das gilt auch für die Aussicht, den demografischen Abwärtstrend in St. Ingbert durch neue Wohnungen, mit Kitas und vielleicht sogar einer internationale Schule aufzuhalten. Ein weiterer jetzt möglicher Nebeneffekt: Das Desaster bei der Baumwollspinnerei, das dem Image der Stadt geschadet hat, könnte etwas korrigiert werden – auch dieses einzigartige Gebäude wissen „Gründer“ vermutlich zu schätzen.

Auch jeder große Wurf beginnt aber mit kleinen Schritten. Schnell und keineswegs nur nebenbei gilt es jetzt, bei einer möglichst breiten Öffentlichkeit im Land Wissenslücken zu schließen. Selbst vielen Einheimischen ist die Alte Schmelz nur in Teilen oder gar nicht bekannt. Wie kurz die Wege von der Alten Schmelz zur Saar-Universität, der St. Ingberter Innenstadt oder dem Flughafen sind, sollte offensiv verbreitet werden, um auch den Zweiflern klar zu machen: Die Wahl der Alten Schmelz war zwingend und kein Zufall.

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