Kolumne O, du ökologischer Tannenbaum

Es gehört zum aktuellen Zeitgeist: Beim globalen Klimawandel hängt alles mit allem zusammen. Und prompt wurde aus der lokalen Nachricht aus der Vorderpfalz, dass die Aktiven Unternehmer für Landau als Zeichen für den Klimaschutz ab sofort auf ihre Tannenbaumaktion verzichten wollen, eine Meldung mit bundesweiter Strahlkraft.

Kolumne von Manfred Schetting zu Tannenbäumen
Foto: SZ/Robby Lorenz

Schnell stellte sich die Frage, wer es wie mit Weihnachtsbäumen im öffentlichen Raum hält. Da es auch in St. Ingbert Brauch ist, in der Adventszeit eine große Tanne in der Fußgängerzone aufzustellen, wollten Journalisten vom Vorsitzenden von Handel und Gewerbe – obwohl allenfalls mittelbar zuständig – wissen, wie zeitgemäß ein solcher Weihnachtsbaum noch sei.

Zum Glück ist St. Ingbert in dieser Frage weihnachtlicher Tradition aber wohl aus dem Schneider. Die Tanne vor der Alten Kirche bietet seit Jahrzehnten eine offenkundige Win-win-Situation. St. Ingberter Bürger können eine Tanne, die Licht und Sicht nahm, kostengünstig loswerden. Und die Stadt konnte im Gegenzug in ihrer „gudd Stubb“ einen prächtigen Weihnachtsbaum präsentieren. Und jetzt besonders wichtig: Dessen Ökobilanz scheint nicht die schlechteste zu sein. Stammt das Weihnachtsgrün doch aus der Nachbarschaft, hat jahrelang die St. Ingbert Luft gereinigt, verursacht wenig Transportkosten und endet idealerweise im hiesigen Hackschnitzelwerk.

Ein Thema war der Weihnachtsbaum in der Fußgängerzone aber auch schon früher fast jedes Jahr. Allerdings aus anderen Gründen. Wer erinnert sich beispielsweise noch an das Machtwort, das der damalige SPD-Oberbürgermeister Winfried Brandenburg 1997 sprechen musste, als sich die Stadt aus Sparsamkeitsgründen das Aufstellen von St. Ingberts Weihnachtsbaum Nummer eins einsparen wollte? In den Folgejahren waren die Blaufichten, Serbische Fichten, Weißtannen oder Nordmanntannen dann mal zu ausladend, mal zu schmal. Oder ihr Schmuck nicht schick genug. Oder die Standsicherheit eine öffentlich diskutierte Frage, als ein 2,5 Tonnen schwerer Christbaum Anfang Dezember 2006 bei Sturmstärke 8 umknickte. 2011 gab es aber auch schon einmal einen ökologischen Touch. Denn seither wird auch der große Baum vor der Alten Kirche mit sparsamen LED-Leuchten illuminiert.

Bleiben noch die „Weihnachtsbäume der Zukunft“: 2013 haben Stadt und Staatsforst auf einem umzäunten Waldstück in St. Ingbert 800 Nordmanntannen pflanzen lassen. Nach den damaligen Plänen müssten diese jetzt groß genug sein, um von St. Ingberter Bürgern für die heimische Stube geschlagen werden zu können. Etwas gehört hat man von diesen Zukunftstannen aber noch nicht.

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