Kolumne Eine Lehrstunde für den Elektro-Banausen

Ein Kabelfehler im Niedrigspannungsnetz gibt ein Rätsel auf: Wie ist es möglich, in den eigenen vier Wänden gleichzeitig Strom und doch keinen Strom zu haben? Die Antwort ist eine Sache für Spezialisten.    

Kolumne von Manfred Schetting zu Strumausfall
Foto: SZ/Robby Lorenz

Zum Glück war nicht mal ein kleiner Nachweis von zumindest minimalen Kenntnissen in Haustechnik Bedingung, als ich vor Jahren gemeinsam mit meiner Frau unser Reihenhaus gekauft habe. Ich wäre in solchem Hausherrntest krachend gescheitert. Meine Grundkenntnisse in Sachen Elektro beispielsweise haben allerniedrigste Spannung: Ich weiß, wo der Stromzähler nahe dem Sicherungskasten hängt, wo es Steckdosen gibt und wie das Licht angeknipst wird. Wie wenig Ahnung ich tatsächlich von der Elektroinstallation habe, die ja schon da war, als wir einzogen sind, habe ich in dieser Woche erlebt.

Als ich gerade erdgeschossig dem Feierabend frönte, kam aus einer Etage höher die Schreckensnachricht: „Der Strom ist weg. Fernseher, Lampen und Kühlschrank – alles ist aus.“ Cool bleiben, fachmännisch tun. Da ist die Sicherung raus! Doch im Sicherungskasten war alles wie gewünscht. Mist. Es wurde aber noch mist-eriöser. In der einen Etage blieb auch bei der Ersterkundung im Kerzen- und Taschenlampenlicht alles stockdunkel, während es drüber und drunter weiter Licht und Strom satt gab. Der Anruf beim Bereitschaftsdienst der Stadtwerke nahm aber Last von den eigenen Schultern, auch andere traf offenbar die bereits bekannte Strompanne. Das entspannte auch das Gespräch mit den mitbetroffenen Nachbarn über die Frage aller Fragen an diesem Abend, wie es um Gottes willen sein kann, dass man in den eigenen vier Wänden Strom und doch keinen Strom haben kann. Geplauscht wurde dabei im Mondschein, weil auch die Straßenlaterne erloschen war. Nach einer Stunde im Kerzenschein strahlte wieder alles – die Lampen, Displays und Gesichter.

Tags drauf lieferten dann die Stadtwerke dem Elektro-Laien Erklärungen. Die Stromkreise im Haus werden aus drei Phasen gespeist. Und wenn’s ganz dumm läuft, kann auch eine einzelne von diesen ausfallen und je nach Installation zu einem Stromausfall in den entsprechenden Teilen der Wohnung führen. Und bei mir ist es dumm gelaufen? Ja, genau. Irgendwo in der Nähe sei es vermutlich zu einem Kabelfehler im Niedrigspannungsnetz gekommen. Dann folge automatisch eine partielle Abschaltung – mit mir jetzt bekannten Folgen.

Aber auch den Stadtwerken gab der „ungewöhnliche Fall“ noch Rätsel auf. Zum einen achte man peinlich genau auf das öffentliche Stromnetz, Stromausfälle in mehreren Haushalten gleichzeitig seien zum Glück in St. Ingbert fast seltener als selten. Auch eine Firma, die seit Tagen an einer Trafostation in meiner Nachbarschaft werkelte, sei wohl unschuldig. Aha. Die genaue Fehlersuche darf aber jetzt wieder die Spezialisten elektrisieren. Bei mir ist trotz einigem Erkenntnisgewinn der Stecker für die überraschenden Details im Haus wieder gezogen.

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