Kolumne für St. Ingbert O Herr, lass ein Wunder geschehen!

Der Streit um St. Hildegard zeigt Grundsätzliches. Reicht die Kraft der Katholiken in St. Ingbert noch für Erhalt oder nur noch für Selbsterhalt?

Kolumne von Manfred Schetting zu Katholiken und Hildegardskiche
Foto: Robby Lorenz

Nimmt man die Pfarrversammlung in der Pfarrei Heiliger Ingobertus zum Maßstab, dann kann man den Katholiken in St. Ingbert-Mitte attestieren, dass sie sehr auf Versöhnlichkeit im Umgang miteinander bedacht sind. Und dass nicht nur, weil sich die immer weniger werdenden Gläubigen in der aktuellen Situation der katholischen Kirche mit einer zur emotionalen Kontroverse um die Zukunft ihrer Gotteshäuser nicht noch einen weiteren Klotz ans Bein binden wollen. Zugleich kann man aber erkennen, wie weit die Einschätzung der Situation in der Pfarrei vor allem bei der Hildegardskirche auseinander liegen. Die gewählten Gremien der St. Ingberter Katholiken versuchen in einer mit dem Wort angespannt schon nicht mehr treffend beschriebenen finanziellen Lage ein Gemeindeleben auch für die nächsten Generationen zu retten. Und ihr aktuellen Gegenpart will der Tradition und der Kunstgeschichte wegen ein für die Stadt bedeutendes Gotteshaus erhalten oder mit neuen Konzepten retten. Zugespitzt geht’s bei den Katholiken um Erhalt oder Selbsterhalt.

Einen Vorwurf müssen sich Pfarrei- und Verwaltungsrat gefallen lassen. Sie haben zu spät und bisher auch zu verzagt die Öffentlichkeit gesucht. Vielleicht auch deshalb, weil ihre Botschaft im Moment zugestandenermaßen schmerzlich ist. So brachte es der Pfarreirat-Vorsitzende Carsten Neuheisel erst jetzt auf den Punkt, was eigentlich zur Debatte steht. Um die Zahl der Gottesdienstbesucher und die noch vorhandene Kirchensteuer aufzufangen, würden in St. Ingbert-Mitte die Josefskirche, die Alte Kirche und das Pfarrheim auf dem Hobels ausreichen. Die Kirchen St. Franziskus und St. Michael seien also intern erstrittene Zugaben, um auch im Südviertel und am Mühlwald präsent zu bleiben. Die Kämpfer für den Erhalt der Hildegardskirche waren zuletzt öffentlich aktiver. Aber auch sie müssen einen Vorwurf hinnehmen. Bei der dramatischen Finanzlage der Kirche kann Geld nicht nur als schnöder Mammon gelten.

Zumindest sind nach der Pfarrversammlung harte Fakten klar. Der Verwaltungsrat hat der Übergabe der Hildegardskirche zugestimmt. Der Priesterrat hat vorsorglich deren Profanierung genehmigt. Der Denkmalschutz hat keine Einwände gegen die Pläne der Stadt im Bildungscampus Ludwigschule.

Und mit der Pfarrversammlung kann auch das Bischöfliche Ordinariat an das Konzept der Pfarrei Heiliger Ingobertus einen Haken machen. Und ein Angebot, bei einer Umnutzung zumindest den Erhalt des Gebäudes und eine kirchliche Mitnutzung zu sichern, gibt es alleine durch die Stadt und auch nur für die Hildegardskirche. Damit St. Hildegard eine Kirche bleibt, in der die Kirche bezahlt und bestimmt, müsste wohl ein Wunder geschehen.

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