Kolumne zu St. Ingbert Starker Regen sorgt für Unsicherheit

Die Sorge vor Unwettern, die lange Zeit weit weg schien, ist jetzt auch bei uns ganz nah. Der Schutz vor Elementarschäden wird für Experten, aber auch jeden Einzelnen zur Zukunftsfrage

Kolumne von Manfred Schetting Fogen der Unwetter
Foto: Robby Lorenz

Noch vor ein paar Wochen schienen mir Wetterkatastrophen meilenweit weg. In meiner direkten Umgebung in St. Ingbert gibt es keinen großen Fluss, so etwas wie Hangrutsche kannte ich nur in abgelegenen Waldgebieten, und Hochwasser traf doch nur Straßen und Häuser, die sich an den wenigen tiefer gelegenen Stellen finden, wo heftiger Gewitterregen durch die Kanäle schießt. Schluss mit dieser Selbstsicherheit war aber bereits Mitte des Monats, als sintflutartige Regenfälle ganze Landstriche in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen verwüsteten und hunderte Tote und Vermisste zur Folge hatte. Und nicht nur die Einsatzkräfte aus unserer Region, die an Ahr und Mosel den Katastrophenopfern halfen, zeigten, wie nah extreme Folgen des Klimawandels längst sind.

Die Katastrophe im Westen Deutschands hinterließ aber vor allem Bilder im Kopf, die mich begleiteten, als ich jetzt zum Starkregen in St. Ingbert recherchierte. Dass es auch bei uns bereits real ist, dass in einer Viertelstunde ein Schauer zur Sintflut wird, ist schockierend. Und das gilt auch für die Erkenntnis, dass Unwetter auch in einem Gebiet ohne Extremlage rasend schnell aufziehen können und längst unkalkulierbar sind. Plötzlich trifft Starkregen Straßen, die als geschützt galten, während zugleich die direkte Nachbarschaft verschont bleibt. Und keiner kann erklären, warum das Mikroklima so unbeherrschbar ist. Inzwischen ist ein Punkt erreicht, in dem Unwetterwarnungen noch nicht einmal mehr für einen Stadtteil ausreichen, sondern für einzelne Straßenzüge notwendig wären. Mit denen, die jetzt in unserer Region Warnsysteme zum Schutz der Bevölkerung erarbeiten müssen, möchte ich nicht tauschen. Die Verantwortung ist riesengroß.

Aber nicht nur die Experten in Krisenstäben, sondern alle Bürger müssen handeln. Eine Elementarversicherung, die Schäden durch Naturgewalten abdeckt, muss überall Pflicht werden. Ganz egal, ob diese der Staat oder die eigene Vernunft auferlegt. Der Beitrag zu dieser Versicherung wird dabei wohl das geringste sein, was die Klimaänderung auch die Bürger langfristig kosten wird, die bisher von deren schlimmsten Folgen noch verschont blieben. Die zunehmende Unsicherheit vor Wetterfolgen ist ein Gefühl, das richtig ins Kontor schlägt.

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