Kolumne für St. Ingbert Dünne Strafe fürs Übergewicht
Die St. Ingberter Feuerwehr rettet Menschen aus einem überfüllten Aufzug. Eine eigentlich positive Nachricht, die dennoch einige Fragen offen lässt – und vor allem gewichtige Normen auf den Prüfstand bringt.
Zum Jahresbeginn hat ein Feuerwehreinsatz in St. Ingbert landesweit für Schlagzeilen gesorgt. Im Pulvermühlhochhaus in der Albert-Weisgerber-Allee mussten die ehrenamtlichen Helfer mehrere Menschen aus einem feststeckenden Aufzug befreien. Dabei kletterten bekanntlich 16 statt der maximal 8 erlaubten Personen aus dem Fahrstuhl. Die folgenden Meldungen sorgten dann auch Spott über unbeteiligte St. Ingberter: Ob denn die Dengmerter nicht bis auf acht zählen können, musste sich mancher auswärts in Neujahrsrunden fragen lassen. Die in dem Hochhaus-LIft den Bauch eingezogen haben, hatten jedenfalls eine Rechenschwäche. Denn man muss kein Mathegenie sein, um herauszufinden, dass das Doppelte zu viel des Guten ist, vor allem in einem Aufzug.
Um aber nicht vorschnell zu urteilen, habe ich den vergangenen Tagen mehrere Fahrten in verschiedenen Aufzügen genutzt, um sofort nach den Knöpfen für die Etagen auch mal auf das Schildchen mit dem zulässigen Gesamtgewicht zu schauen. Ergebnis des überschlägigen Teilens des zulässigen Gesamtgewichts durch die zulässigen Personen, und egal, ob die Tätigkeitsstufe laut der Aufzugnormenreihe 320, 450, 630 oder 1000 Kilogramm betrug: Man landet immer irgendwo bei etwa 75 Kilogramm je Person. Also nahe an dem, was laut Din EN 81-20 bei den Sicherheitsregeln für die Konstruktion und den Einbau von Personenaufzügen als Durchschnittsgewicht gilt. Zugleich halte ich jede Wette, dass auch irgendeiner von denen, die sich in der Neujahrsnacht in den Aufzug quetschten, ebenso auf dieses Schildchen geguckt hat – und dann übersehen wollte, dass das Durchschnittsgewicht der dicht gedrängten Menschentraube in der Kabine, auch einige mitfahrende Kinder eingerechnet, nicht bei schlanksten 37,5 Kilogramm lag.
Eigentlich hätte ich mir aber wenigstens gewünscht, dass jetzt mindestens einem von den Liftboys die Rechnung für den Feuerwehreinsatz präsentiert wird. Doch das wird nicht passieren. Denn letztlich ging es auch hier um die Rettung von Menschen aus einer lebensbedrohlichen Lage – und die bezahlen wir alle aus unserer Gemeinschaftskasse.