Kolumne Unsere Woche Die schöne neue Arbeitswelt

Auf den ersten Blick wirken moderne Arbeitsweisen sehr verlockend. Aber wie sieht es mit Kehrseiten aus?

Kolumne Unsere Woche St. Ingbert Wie sich Arbeitsleben ändert
Foto: Robby Lorenz

Wie war das mit den Chefs vor 20, 30 oder noch mehr Jahren? Gerne mal schlecht gelaunt, gute Stimmung beim Personal sorgte für Argwohn. Solche Erinnerungen kommen im Rückblick hoch, wenn es gewiss auch andere Charaktere in Führungspositionen gab. Und die Arbeitsplätze, die Büros? Definitiv nichts zum Wohlfühlen. Arbeiten war nach Schule und Ausbildung so etwas wie eine eiskalte Dusche.

Das ist lange her. Gott sei Dank, die Welt ändert sich auch im Arbeitsleben. Wer heute gute Köpfe für sich gewinnen will, muss mehr bieten als ein halbwegs anständiges Gehalt und ausreichend Urlaubstage. Ältere Semester mit ihrer Lebenserfahrung mag es etwas befremden, wenn sie Entwicklungen wie jetzt im „Coworking Space“ in der St. Ingberter Kaiserstraße mitverfolgen oder über die geplanten Bürotürme in Rohrbach lesen, die Kita und Fitness-Stube gleich in ihr Konzept integrieren wollen. Bei beiden Projekten fällt auf: Die Zukunft des Arbeitens soll von einem positiven Lebensgefühl begleitet sein. Warum auch nicht. Eine positive Identifikation kann im Arbeitsprozess durchaus hilfreich sein. Zugleich macht ein Fakt bei der neuen Adresse in der Kaiserstraße zumindest stutzig: Die Büros sind sieben Tage die Woche über 24 Stunden einsatzbereit. Samstagnachts mal eben noch eine Präsentation fertig machen? Klingt nicht gut. So schön es sein mag, am Arbeitsplatz mit den Kollegen einen Kaffee zu trinken in einer Wohlfühlecke, den sportlichen Ausgleich im selben Gebäude zu finden, es stecken auch Gefahren in der schönen neuen Arbeitswelt. Das Auflösen der strikten Grenzen zwischen Job und Privatleben kann eine neue Art der Überforderung bringen. Welche Aspekte überwiegen, wird die Zukunft zeigen.

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