Kolumne Unsere Woche für St. Ingbert Da bleibt einem die Spucke weg

Manchmal bleibt einem die Spucke weg. Man liest und denkt: Das glaube ich nicht. In der SZ-Regionalverbandsausgabe wurde diese Woche erneut berichtet über das Abholzen eines beträchtlichen Waldstücks in Gersweiler zur Erweiterung des Unternehmens Woll.

Alles rechtens, alles in Ordnung, meinen Stadt Saarbrücken und Landesumweltamt.

Zu dem aktuellen Vorgang äußerte sich öffentlich auch der Sprecher des BUND in der Landeshauptstadt, Ronald Maltha. Explizit erklärte er gegenüber unserer Zeitung, er sei gegen die Baumfällungen. Aha, das ist höchst interessant. Denn Maltha trat neulich in unserem Lokalteil auch als Sprecher des Klimaschutzbündnisses Saar in Erscheinung. Es handelt sich hier um ein Netzwerk, in dem sich nach eigenen Angaben 14 Verbände und Organisationen im Saarland zusammengeschlossen haben, um sich gemeinsam für den Klimaschutz einzusetzen. Das will man auch in Blieskastel, wo das Netzwerk jede Menge neue Windkraftanlagen gutheißen würde. Wir haben darüber berichtet.

Es sind dies gigantische Industrieanlagen. Und die sollen auch und vor allem im Wald platziert werden, im südlichen Teil der Barockstadt. Unbestritten ist, dass der Waldanteil im Bereich südlich der Blies, also in der neuralgischen Windkraft-Zone, nur 20 Prozent beträgt. Und wenn die Stadt im Sinne der Windkraft über ihr Eigentum verfügt und es veräußert, ist dies mit dem Stadtwald gleichzusetzen.

HAW steht für historisch alter Wald – damit hat man es hier zu tun. Ein feststehender Begriff für Wälder und deren Böden, die viele Aspekte beinhalten. Und mitunter das Wertvollste sind, was der Bliesgau zu bieten hat. Auch und vor allem in Hinblick auf die biologische Vielfalt. Dass ausgerechnet dort Windkraftanlagen stehen sollen – das kratzt das Klimaschutzbündnis dann offenkundig nicht. Eine grüne Lunge vernichten, um das Klima zu schützen – auf diese Idee muss man erstmal kommen. Auch die Grünen in Blieskastel schaffen das – ohne Hemmungen und Gewissensbisse.

Glücklicherweise aber hat sich der sozialdemokratische Bürgermeister Bernd Hertzler gegen ein solches Vorgehen klar und deutlich ausgesprochen, auch das haben wir berichtet. Da kann man nur inständig hoffen, dass er und seine Fraktion im Stadtrat nicht wieder umfallen. Zur Erinnerung: Im Jahr 2013 hat sich die SPD Breitfurt ganz entschieden gegen „Mega Windkraft“ in Blieskastel ausgesprochen, damals noch in der Opposition. Wir werden darauf auch noch einmal ausführlicher zurückkommen.

Unterm Strich sei gesagt, dass große finanzielle Interessen im Spiel sind. Mit der scheinheiligen Behauptung, man wolle unserer Umwelt etwas Gutes tun. Mein lieber Schwan! Mein lieber Rotmilan!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort