Kolumne Unsere Woche Wind, Gegenwind und noch ein weißer Winterwald

Es war eine richtig spannende Woche. Da ging es unter anderem in Blieskastel um das Reizthema Windkraft, das, auf Geheiß der Rathaus-Verwaltung, quasi auf den letzten Drücker ins nächste Jahr vertagt worden ist.

Kolumne Unsere Woche für St. Ingbert
Foto: SZ/Robby Lorenz

Sagen wir mal so: Die Woche war außerordentlich stürmisch. Und nun ist es windstill. Bis (vielleicht) das neue Jahr sich zeigt. Da wird es mehr denn je um kluge Kommunalpolitik gehen. In dieser Hinsicht ist für mich der sozialdemokratische Bürgermeister Bernd Hertzler der regionale Star des Jahres. Er hat Ruhe hereingebracht in die mehr als aufgeheizte Windkraft-Diskussion in Blieskastel. Weil er und seine Mitstreiter in der Verwaltung verhindert haben, dass der entscheidende Tagesordnungspunkt rund um einen Kooperationsvertrag mit der VSE dieses Jahr noch im Stadtrat behandelt wird. Mehrheitlich hätten die Grünen-Fraktion und deren rote Mitstreiter diese Sache gerne verabschiedet und ihrer Heimatstadt viele neue Windkraft-Anlagen beschert. Wir haben ausführlich darüber berichtet. Viele Bürger haben sich gemeldet, telefonisch und per Leserbrief. Nach der gewaltigen Resonanz, die uns in der Redaktion erreichte, hätte es vor und in der Bliesgau-Festhalle, wo der Stadtrat tagte, einen Massenauflauf gegeben. Das konnte in dieser eh schon sehr angespannten Zeit niemand verantworten.

Unsere Zeitung gesteht auch ein, dass es ein wenig zugig war diese Woche, dass es Gegenwind gab hinsichtlich unserer Berichterstattung. Manch einer hielt uns vor, wir seien einseitig. Das liegt aber in der Natur von Meinungen, die die Berichte begleiten. Jeder sollte eine Meinung haben und sie nicht unterm Bett verstecken. Unterm Strich bleibt festzuhalten: Wir freuen uns über lebhafte Diskussionen in die eine wie in die andere Richtung. Denn gleichgültig kann jeder.

Mal ein kleiner Rückblick aufs Wetter diese Woche, das etwa am frühen Mittwochnachmittag mit 11 Grad Celsius glänzte. Und während ich so beim Fahren auf die Temperaturanzeige blicke, dringt aus den Lautsprechern das Liedgut unseres allseits geschätzten Heimatsenders. Flink wie eine Wüstenspringmaus schalte ich ab, als der „weiße Winterwald“ mein Gehör erreicht. Erinnert mich ein bisschen an einen Lanzarote-Urlaub im Dezember, als – eigens für die romantisch verklärten Deutschen – neben dem Ständer mit Sonnenöl ein geschmücktes Weihnachtsbäumchen stand.

 Erst Rabatt-Angebot und dann kam das Aus.

Erst Rabatt-Angebot und dann kam das Aus.

Foto: Michèle Hartmann

Ein paar geschmückte Holzbuden haben diese Woche die St. Ingberter Innenstadt bevölkert, teils mit hochwertigem Kunsthandwerk. Wenige Minuten vor der endgültigen Schließung am Dienstagabend kaufte eine Kundin noch geschwind zwei hübsche große Windlichter. Und dann war Schluss. Wobei schon Tage zuvor ein Schild an dem Häusschen sehr traurig stimmte. Da stand unübersehbar in Großbuchstaben: „Lockdown Rabatt verhandelbar“. Erst Rabatt und dann gar nichts mehr. Manches Geschehen geht einem gewaltig nach.

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