Die Wochenkolumne für St. Ingbert Schuhnischdel und Klettverschluss

Heutzutage wird über alles debattiert: ob erst der Hund zu fressen kriegt und dann das Kleinkind. Ob die Bärchenwurst neben dem „Die Kuh die lacht“-Käse im Kühlschrank platziert wird oder nicht.

Kolumne Unsere Woche für St. Ingbert
Foto: SZ/Robby Lorenz

Kein Thema, das es nicht wert wäre, ausgewalzt zu werden.

Diese Woche bekam St. Ingbert neue Ampelmännchen. Hübsche kleine Bergleute mit Grubenlämpchen in der Hand. Erst wenn sie grün sind, sollte man, wie bisher auch, die Straßenseite wechseln. Insofern hat sich an den üblichen Gepflogenheiten im Straßenverkehr nichts geändert. Nun hört man, dass es im Ortsrat St. Ingbert-Mitte im Vorfeld Diskussionen gab, ob man solche Männchen den (ehemals) echten Bergleuten zumuten könne, oder ob diese sich durch die verniedlichende Darstellung auf Ampeln verhöhnt vorkommen könnten. Diese Frage wurde ernsthaft erörtert. Ich meine: Es ist schön, wenn St. Ingbert sich mit etwas schmückt, was andere nicht haben. Allerdings will man hier auch mal ganz dicke als IT-Standort glänzen. Doch wie sieht das denn auf einer Ampel aus? Daddel-Freak am PC mit Mouse? Dann doch lieber ein kleines grünes Männchen, das die Leute zum Schmunzeln bringt und an unsere traditionsreiche Vergangenheit unter Tage erinnert.

Mal was anderes: Diese Woche gab es beim fröhlichen Wörterrauskramen viel zu lachen

Ein Freund fing an und servierte mir den längst verschollen geglaubten „Schuhnischdel“. Für alle, die es nicht wissen, und das ist vornehmlich die junge Generation, denn sie ist mit dem Klettverschluss aufgewachsen: Es handelt sich um den Schnürsenkel, dieses nützliche Ding, das uns in guten wie in schlechten Zeiten begleitet. Weiter ging es mit dem „Telefonsheisje“. Erklärung für den Nachwuchs: Das war so ne Art Handy mit einem gewaltigen Glasgehäuse drumherum. Man stand aufrecht drin und gedachte zu kommunizieren, sofern in dem verbabbten Telefonbuch mal nicht gerade die Seite fehlte, auf der die gesuchte Nummer stand. Noch ein Wort, und dann hören wir auf: „Klo-Gutzje“ sagt der Freund und starrt mich an: „Du nit wisse?“. Nach heftiger Suche im Netz nach dem richtigen Wort wurde ich fündig: Urinalstein. Ja liebe Kinder, früher haben die Herren im Wirtshaus gegen gekachelte Wände gepieselt. Damit dies für die Nase erträglicher wurde, bemühte man Duftsteine.

Ich wünsche Ihnen allen ein gedeihliches Wochenende, und: Diskutieren Sie nicht all zu lange über irgend etwas. Das Leben ist einfach zu kurz für unlustige, müßige oder kleinkarierte Debatten.

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