Kolumne Polit-Phrasen und eine Petitesse

Habemus papam. So lautet die lateinische Formel, mit der eine erfolgreiche Papstwahl verkündet wird. Habemus Owwabürjamääschda so können nun die St. Ingberter rufen.

Kolumne St. Ingbert
Foto: SZ/Robby Lorenz

Denn endlich ist er inthronisiert, der neue OB, für den sozusagen der „Ernst des Lebens“ beginnt. Der Ernst des Lebens mit dem man alljährlich ABC-Schützen verschreckt. Natürlich legt der Neue ohne Schultüte los, statt dessen hat man ihm die Amtskette umgehängt, die ihn hoffentlich nicht zu Boden zieht – in Anbetracht der Probleme, die auf Lösung aus der Verwaltung warten. Gutes Gelingen möchten wir Ulli Meyer an dieser Stelle wünschen.

Was den Bliesgau angeht, so war diese Woche ein anderes Thema beherrschend: der Durchgangsverkehr auf der B 423 zwischen Biesingen und Webenheim. Es leiden Tausende von Menschen unter Lärm und Dreck. Einige Bürger, die das nicht länger hinnehmen möchten, haben schon grimmig das „Feinstaub-Reservat Bliesgau“ ausgerufen. Fahren Sie, liebe Leser, doch einfach mal durch die französische Gemeinde Carling hinter Lauterbach. Dort hat man das geschafft, was bei uns offenbar nicht gewollt oder (noch?) nicht möglich ist: Man hat Carling durch viele Schwellen verkehrsberuhigt, die man am besten nicht mit mehr als Tempo 30 überquert.

Von Amts wegen wird hierzulande darauf verwiesen, dass man Bundes- und Landstraßen nicht mit Schikanen ausstatten kann. Das Gesetz gebe das nicht her. Doch warum drängen Städte und Gemeinden nicht darauf, solche reichlich aus der Zeit gefallenen Gesetze zu ändern? Es gibt einen Städte- und Gemeindebund, der sich vehement dafür einsetzen könnte, dass auch Bundes- und Landstraßen innerörtlich verkehrsberuhigt werden.

Der Biesinger Bürger, der diese Woche die Diskussion rund um die B 423 angestoßen hat, hat Recht. Es sagt, es würden alle Anstrengungen unternommen, „um die kleinste Maus“ zu schützen. Nur an die Menschen denke man zu wenig. Im Übrigen wird der Rotmilan vor Windrädern geschützt. Die Fledermaus erhielt an der A 1 für 443 000 Euro ein artgerechtes Quartier, und auf der Göttelborner Halde gilt viel Aufmerksamkeit der blauflügeligen Ödlandschrecke. Aber Bürger mit Häusern an einer Bundesstraße – die dürfen sich mit beschwichtigenden Polit-Phrasen abspeisen lassen.

Eine Petitesse am Rande: Beim Blieskasteler Oktoberfest vor sieben Tagen, das an diesem Wochenende seine Fortsetzung findet, war doch mehr örtliche Prominenz, als vermutet. Wir hatten die Sause zur politikfreien Zone erklärt, weil wir keine Akteure dort entdeckten. Und ein junger Mann aus dem Publikum den Fassanstich vornahm. Gar nicht wahr, meinte nun Johannes Engel, der für die CDU im Stadtrat sitzt. Er sei da gewesen und ein paar andere Lokalpolitiker auch. Er, Engel, sei auch gefragt worden, ob er das Fass ansticht. Das gehe aber doch nicht, weil neuerdings ein Sozialdemokrat im Rathaus residiert. Nun denn, dem Fass wäre das egal gewesen. Hauptsache, das Bier läuft ungehindert raus..

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