Unsere Woche Spinnerei mit Vernunft

Wände, Saarvoir Vivre und gute Aussichten.

Kolumne St. Ingbert, Saarland: Spinnerei mit Vernunft
Foto: Robby Lorenz

Ein passendes Plätzchen zu finden, kann dauern. Wo hin also mit Weisgerber? An die Wand, das ist klar, gehört ein Wandbildnis. Aber an welche? Hendrik Beiwerks Werk – der Mann ist Street-Art-Künstler – müsste an möglichst exponierter Stelle in St. Ingbert sichtbar sein. Ein Plätzchen hat die Stadt noch nicht gefunden: „Holde Hausbesitzer – habt Ihr Wände frei?“

Spinnerei! Könnte man meinen. Gehen wir es wie der Stadtrat mit Vernunft an. Fürs Konzept (Baumwoll-)Spinnerei mit Vernunft hat man sich entschieden und Albert Weisgerber, dem Maler und Sohn der Stadt, zumindest dort ein Plätzchen zugeteilt. Ein Museum zu Ehren des Malers wird in der Alten – und bald Neuen – Baumwollspinnerei eingerichtet. Huldigung, eben.

Ein Buch, es huldigt den heimischen Orchideen. 49 Arten gibt es im Saarland und in Rheinland-Pfalz noch von der Königin der Blumen. Kaiserwetter aber begünstigte mehr die Weinlese im Bliesgau als die Orchideen. Die Bauern im Saarpfalz-Kreis spürten davon wenig bis nichts. Das Wetterjahr war zu kalt und zu nass. Statt Huldigung Hiobsbotschaften, die der Kreisvorsitzende des Bauernverbandes, Richard Schreiner, verlautbaren musste.

Beim Getreide lief es nicht gut, beim Raps enttäuschend, beim Weizen eher mäßig, der Strohertrag war immerhin okay, und die Gerste war von der Qualität „völlig in Ordnung“. Kurzum, die Welt der Landwirtschaft ist alles andere als in Ordnung. Da braucht es Kämpfer wie Schreiner, die für die Interessen der Landwirte einstehen. Vom Ministerpräsidenten gabs dafür den saarländischen Verdienstorden. Glückwunsch!

Heißt es bei den Genuss-Gastwirten noch nicht. Bei ihnen wird das Saarvoir Vivre auf die Probe gestellt. Test-Esser kosten, was die teilnehmenden Restaurants angerichtet haben. Kein Grund zur Sorge. Im Bellevue in Biesingen, das als einziges Restaurant im Kreis am Wettbewerb des saarländischen Wirtschaftsministeriums teilnahm, ist die Aussicht – der Name legt es nah – gut.

Und noch mehr gute Aussichten gibt es fürs Essen. Der Saarpfalz-Kreis will der erste Foodsharing-Kreis werden. Abnehmer von geretteten Lebensmitteln kann jeder sein. Vor wenigen Jahren hätte man Foodsharing wohl noch eher als Spinnerei abgetan. Vielleicht ist es ja heute immer noch ein bisschen Spinnerei. Aber eine mit Vernunft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort