Kolumne aus St. Ingbert Der verzwickte Einzelfall

Erneut hat sich ein Lkw nach Sengscheid verirrt und dabei die Fassade eines Hauses beschädigt. Die Stadt spricht von „Einzelfällen“. Für die betroffene Anwohnerin, die nicht zum ersten Mal eine kaputte Häuserwand zu beklagen hat, eher schwer nachvollziehbar.

 Tom Peterson

Tom Peterson

Foto: SZ/Robby Lorenz

Mit den Zahlen ist es aber sowieso so eine Sache. Was dem einen noch als Einzelfall gilt, ist für den anderen schon eine Häufung. Grundsätzlich vertraut man einer Aussage mehr, wenn sie mit Zahlen untermauert wird. Aber spiegeln Zahlen wirklich immer die Realität wieder? Jüngstes Beispiel: Die Statistik zu Straftaten gegen Polizisten. Im Saarland soll sich die Zahl der Polizisten, die Opfer von Gewalt wurden, laut der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in den vergangenen vier Jahren deutlich gesteigert haben. Ein besorgniserregender Trend, der sich laut der GdP auch bundesweit abzeichne. Alleine 2018 habe das Bundeskriminalamt (BKA) mehr als 34 000 Fälle von „Widerstand gegen und tätlicher Angriff auf die Staatsgewalt“ registriert. „Eine Steigerung um 40 Prozent“, so die GdP. Nach einem Bericht des ARD-Faktenfinders musste die Gewerkschaft mit ihrer Darstellung allerdings zurückrudern. Denn durch eine Änderung des Strafgesetzbuches, werden seit 2018 nicht nur Widerstandsdelikte, sondern auch tätliche Angriffe gegen Polizeibeamte gezählt. Entsprechend stark sind die Zahlen gestiegen und ein Vergleich mit den Vorjahren ist daher nur bedingt möglich. Selbiges betont übrigens auch das BKA in seinem Bericht zur Gewalt gegen Polizisten.

Es zeigt sich also, Zahlen spiegeln nicht zwangsläufig die Realität wieder. Eine kritische Öffentlichkeit tut daher gut daran, sie mit einer gesunden Skepsis zu betrachten. Unabhängig, ob jetzt von Einzelfällen oder einer Zunahme die Rede ist.

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