Kolumne Apropos Wo weniger nicht mehr ist

Über das Schrumpfen, Minimum und Nasswerden.

Kolumne Apropos, Saarland 2022: Wo weniger nicht mehr ist
Foto: Robby Lorenz

Wo Fortschritt ist, da wird geschrumpft. Smartphones werden wieder handlicher, die Action-Cam wird Würfel, Kopfhörer und Lautsprecher werden kabellos. Weniger ist mehr.

Und wo Fahrrad ist? Ja, auch da wird geschrumpft und weggelassen. Da wäre das klappbare Faltrad und von E-Bikes geht die Entwicklung zu elektrischen Einrädern (Monowheels). Handlich, zum Mitnehmen und kabellos, selbstverständlich. Weniger ist mehr.

Konsequenterweise müsste mehr Weniger doch auch für Haltestellen gelten. Statt aufregendes Design wäre dann Nutzen maßgeblich, statt ausgefallener Pracht zweckmäßige Bauten: Wände und ein Dach – das Minimum. Weil weniger mehr ist.

Zumindest ist die Varianz im Design von Fahrradunterständen geringer als die moderner Bushaltestellen – suggerieren die Bildtreffer einer schnellen Internetsuche. Daher ließe sich auf Zweckmäßigkeit solcher Bauten schließen.

Aber Zweckmäßigkeit und Design schließen sich in moderner Architektur nicht aus, sie gehen bekanntlich Hand in Hand. Solange, wie die Reduktion aufs Minimum nicht unter dieses geht. Wir erinnern uns: bei Unterständen Wände und ein Dach.

Beides ist beispielsweise bei den Abstellplätzen im neuen Eingangsbereich des St. Ingberter Schwimmbads Blau allenfalls angedeutet, worauf ein Leser hinwies. Als Rückwand des Unterstands muss dort der Badzaun herhalten. Die Dachkonstruktion auf Stahlträgern besteht aus weiteren parallel liegenden Stahlträgern – in Abstand zueinander liegend. Die Folge: Wer sein Rad abstellt wenn‘s regnet, der stehet mitsamt Rad im blauen Nass.

Eine offene Dachkonstruktion, das ist zu viel an Reduktion beim Unterstand. Und beim Denken? Da wäre es doch klüger, statt der gut 20 Stahlträger als Dach gleich nur einen zu verwenden. Der Effekt wäre der gleiche: Rad und Radfahrer würden bei Regen konsequent nass. Und das Dach wäre dann wirklich konsequent aufs Minimum reduziert.

Noch konsequenter weniger? Warum nicht gleich den Abstellplatz mitten ins Schwimmbad, ganz ohne Dach und Zaun? Die Räder am Beckenrand abstellen – das Becken als Rückbegrenzung, der Himmel als Dach. Nass würden Rad und Radfahrer so auch.

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