Kolumne Apropos Edle Apachen, gute Deutsche, schwacher Plot

Was würde Karl May, schon weit über 100 Jahre tot, zur aktuellen Diskussion um Winnetou sagen? Wir wissen es nicht. Aber in den neuen Film um den Apachen braucht ja niemand reinzugehen.

Kolumne Apropos Karl May Winnetou kulturelle Aneignung
Foto: Robby Lorenz

Jetzt hat es auch noch den alten Karl May erwischt. Ein Rassist war er, ein kultureller Aneigner, wie er im Buche steht. Ok, dass ein neuer Film das Leben des jungen Winnetou spiegeln möchte, zeugt in der heutigen Zeit nicht gerade von Sensibilität.

Aber ältere Jahrgänge wissen: Der May Karl hat sich eine Menge aus den Fingern gesogen an seinem Schreibtisch im 19. Jahrhundert. Edle Apachen, verschlagene Wilde, gute Deutsche, versoffene Einwanderer aus vorwiegend anderen europäischen Gefilden. Letztlich ist es ein simpler Plot, den der Autor von Abenteuergeschichten seinerzeit erschaffen hat. In goldenen Kindertagen ließ sich das einst dennoch gut lesen.

Verführte junge Menschen wie mich andererseits dazu, sich für den Karneval ein Indianerkostüm zu wünschen. Dabei war nur der Cowboy eine adäquate Ausdrucksform an meinem Körper auf den großen Umzügen im Saarbrücker Stadtteil Burbach oder der Neunkircher City, wie ich heute weiß. Junge Menschen verkleiden sich mittlerweile lieber als Pokémon.

Das ist unter dem Aspekt der kulturellen Aneignung ein Fortschritt. Auch wenn ich mir die Namen der bunten Wesen leider gar nicht merken kann. Karl May aber sollten wir nicht exhumieren. Seine Zeit ist lange vergangen. Und der Film mit einem jungen Winnetou? Nicht reingehen reicht auch schon.

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