Gaststätten und Einkauf Es geht auch langsam

Wie Else Kling, die Hausmeischdasch aus der TV-„Lindenstraße“, fühle ich mich, seit ich dienstlich in der St. Ingberter Fußgängerzone Platz genommen habe. Im ersten Obergeschloss mitten drin im Getümmel, damit mir nur ja nichts entgeht.

Kolume von Michèle Hartmann
Foto: SZ/Robby Lorenz

Und was sehe ich da an warmen Tagen? Dass es brummt auf so mancher Terrasse der Gastronomie. Vom Weizenbier bis zum mörderischen Eisbecher wird ordentlich auf die Tische serviert und dann auch genüsslich verzehrt. Da sitzen allesamt „entschleunigte“ Menschen, wie es heutzutage heißt. Die machen langsam, haben gerade mal die Handbremse gezogen und sich was Gutes getan.

Unfreiwillig die Handbremse gezogen hat derweil diese Woche in Blieskastel ein Mensch im fortgeschrittenen Alter, der beim Einkauf zu sehr beschleunigte. Sie kennen das: Man steht in einer der Schlangen nach dem Einsammeln der Ware und ist ein wenig missmutig. Weil es nicht so recht voran geht. Und dann diese sechs erlösenden Worte, wenn es durch den Lautsprecher schallt: „Liebe Kunden, wir öffnen Kasse 4.“ Nun ja, der rüstige Rentner beschleunigte von Null auf etwa 30 km/h und dann das Malheur, als er die Kassiererin ansteuerte: Womöglich auf einem klitschigen Gemüseblatt oder auf einer wässrigen Lache rutschte er aus, schlug hin und riss noch ein paar im Angebot befindliche Yucca-Palmen mit.

Die misslungene Akrobatik zog zwar heftige körperliche Schmerzen nach sich, die aber längst nicht so schlimm waren wie die Worte eines anderen Ruheständlers, der da sagte: „Mach doch langsam. Mir Alte hann doch Zeit.“ In diesem Sinne wünschen wir Ihnen, liebe Leser, ein Wochenende mit angezogener Handbremse. Es geht auch gemütlich.

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