St. Ingbert Gefillde und Bier statt Brot und Wein

St Ingbert · Anstelle des üblichen Beisammenseins nach der Fronleichnamsprozession bot die Pfarrei Heiliger Ingobertus am Donnerstag Essen für zu Hause an. Dass die Aktion ein Volltreffer war, bewiesen glückliche Köche und Verköstigte gleichermaßen.

 Die Produktion von 1150 Gefüllten für das Fronleichnamsessen stemmten zehn Helfer des Männer-Kochklubs St. Michael und ihre Assistenten. Schon am Mittwoch trafen sich die Kloß-Former zum Vorbereiten.

Die Produktion von 1150 Gefüllten für das Fronleichnamsessen stemmten zehn Helfer des Männer-Kochklubs St. Michael und ihre Assistenten. Schon am Mittwoch trafen sich die Kloß-Former zum Vorbereiten.

Foto: Cornelia Jung

Was haben Klöße mit der Sehnsucht nach Gemeinschaft zu tun? Eveline Bautscha und Marion Schwarz vom Pfarreienrat der Pfarrei Heiliger Ingobertus beantworten die Frage: „Es sind zwei Jahre coronabedingt bei uns in der Pfarrei viele Feste ausgefallen. Und weil wir nicht gemeinsam feiern können, hatten wir die Idee, an Fronleichnam die Aktion ‚Pfarressen to go’ zu starten und für Interessenten Klöße zum Abholen anzubieten.“ So wollte man als Pfarrei nochmal miteinander in Kontakt kommen, wenn anfänglich auch nur per Telefon, Anrufbeantworter und E-Mail.

Bei Marion Schwarz liefen nach dem Aufruf, sich Essen für den Feiertag bestellen zu können, die Drähte heiß. Allein dieser organisatorische Aufwand war enorm. Nicht alle Besteller hatten die Möglichkeit, ihre Gefüllten in der Unterkirche von St. Franziskus abzuholen. Kurzerhand wurde für jene ein Lieferdienst organisiert. Auch dieser wollte gut vorbereitet sein. Insgesamt 158 Haushalte meldeten sich im Vorfeld für ein warmes Mittagessen an und so gab es dort am vergangenen Donnerstag mit Hackfleisch gefüllte Klöße, natürlich mit der obligatorischen Specksoße und mit Sauerkraut.

Einen Tag vor der Ausgabe roch es in der Unterkirche schon verführerisch, und das Herz der Fotografin hüpfte. Zuerst waren bei Betreten des Raumes auf mehreren Tischen die 1150 zur Füllung vorbereiteten Klöße aufgereiht, im Hintergrund werkelten die Personen, ohne die diese Aktion nicht möglich gewesen wäre – zehn Helfer vom Männer-Kochklub St. Michael. Wer von ihnen noch nicht in Rente ist, nahm sich extra für den Mittwoch Urlaub.

Bereits am Vortag der Ausgabe begannen die Köche morgens um 8 Uhr mit ihrer Arbeit, und auch um 17 Uhr waren alle noch bestens gelaunt. „Das ist super und macht einen Riesenspaß. Heute treffen wir uns seit langer Zeit noch einmal in echt“, gibt ein gut gelaunter Kloß-Former zwischendurch Auskunft. Extra fürs Kochen haben sich alle vorher testen lassen. Also stürzte sich das Orga-Team negativ getestet und positiv gestimmt in die Essensproduktion.

Und die Freude ist nicht nur bei den Machern groß, sondern auch bei den „Kunden“, die sich schon aufs Essen freuten. „Es waren ganz viele Leute, die sich bei uns bedankt haben, dass so etwas stattfindet“, erzählt Marion Schwarz. Für einige St. Ingberter ist dieses spezielle Essen eine ganz besondere Aktion, denn einige Kunden der St. Ingberter Tafel, des „Treffs em Gässje“ und von „St. Ingbert hilft“ kostet das schmackhafte Mittagessen dank zuvor ausgeteilter Gutscheine nichts. An diese Initiativen, mit denen die Pfarrei ein gutes Verhältnis pflegt, geht auch der Gewinn der Kochaktion. Das Orga-Team hat sich deshalb im Vorfeld mit den Verantwortlichen der drei genannten Einrichtungen abgestimmt und lobt die unkomplizierte Zusammenarbeit.

 In Reih und Glied liegen die geformten Klöße bereit, bevor es ins Wasserbad geht. Obligatorisch gab es Speckrahmsoße und Sauerkraut dazu.

In Reih und Glied liegen die geformten Klöße bereit, bevor es ins Wasserbad geht. Obligatorisch gab es Speckrahmsoße und Sauerkraut dazu.

Foto: Cornelia Jung

Auch das Ordnungsamt habe der Idee zu ihrer Umsetzung verholfen und sei „der Aktion sehr wohlgesonnen“ gewesen, wie das Orga-Team berichtet. Und noch einen Helfer wollen die Akteure erwähnen: „Oliver Muskalla vom Sudhaus hat uns unterstützt. Wir verkaufen mit dem Essen nicht nur sein ‚Herz und Heimat’-Bier, sondern er lieh uns auch Töpfe sowie Warmhalteplatten und stand uns bei der Logistik mit Rat und Tat zur Seite.“ Am Donnerstag zahlte sich die wochenlange Vorarbeit aus.

Dankesworte, freudige Gesichter und natürlich ein leckeres Mittagessen waren der Lohn für all den Aufwand. Jeder einzelne Kloß war Handarbeit und wurde mitsamt Füllung gewogen, damit die gekauften Zutaten wirklich für alle reichen. Und dass das auch wirklich funktioniert, dafür hatten die Schwiegerväter von Marion Schwarz und Eveline Bautscha, beide Gründungsväter des Männer-Kochklubs St. Michael, vor Jahren den Grundstein gelegt. Denn sie schrieben auf, welches Mischungsverhältnis das richtige ist. Und dabei ist es bis heute geblieben.

1150 Klöße brachten viel Arbeit, aber auch viel Freude und Genuss. Allen Beteiligten war der Spaß anzusehen. Und das neu gewonnene Wir-Gefühl ist unbezahlbar. „Dies hier stärkt vor allem das Gemeinschaftsgefühl in der Pfarrei. Es war schön, wieder was gemeinsam machen zu können und dass hier wieder Treiben ist. Das hat gefehlt“, hielt Eveline Bautscha zum guten Schluss fest.

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