Kleine Helfer - auch beim Betrug

St. Ingbert. Der gute alte, liebevoll kleinstgeschriebene Spickzettel hat wohl endgültig ausgedient. Im Zeitalter der rasant wachsenden Anwendungsmöglichkeiten elektronischer Kleingeräte hat der moderne Schüler neue Möglichkeiten, Wissenslücken bei Klassenarbeiten zu kompensieren

 Smartphones bieten viele Möglichkeiten, auch die des Betrugs bei Klassenarbeiten oder Prüfungen. Foto: Wolfgang Krumm/dpa

Smartphones bieten viele Möglichkeiten, auch die des Betrugs bei Klassenarbeiten oder Prüfungen. Foto: Wolfgang Krumm/dpa

St. Ingbert. Der gute alte, liebevoll kleinstgeschriebene Spickzettel hat wohl endgültig ausgedient. Im Zeitalter der rasant wachsenden Anwendungsmöglichkeiten elektronischer Kleingeräte hat der moderne Schüler neue Möglichkeiten, Wissenslücken bei Klassenarbeiten zu kompensieren. Ob er nun seitenweise seine Unterlagen abfotografiert oder mal kurz auf der Schultoilette mit dem Smartphone im weltweiten Netz unterwegs ist - mit der nötigen Coolness ist so ziemlich alles drin. Die Bildungshäuser wissen um das Problem. Hans-Georg Ochs, Leiter des Albertus-Magnus-Gymnasiums in St. Ingbert, sagt etwa: "Es wird schon versucht, auf diese Art bei Klassenarbeiten zu täuschen." In der Hausordnung habe das AMG ein generelles Verbot solcher elektronischen Geräte im Unterricht festgeschrieben, es sei denn, der Lehrer erlaube einen Einsatz ausdrücklich. Da die notwendigen Kleinstcomputer heute schon im Armbanduhr-Format zu haben seien, habe die Lehrerschaft große Mühe, alle Möglichkeiten auszuschließen. Das Smartphone als unerlaubte Gedächtnisstütze ist ein Problem, das auch am St. Ingberter Leibniz-Gymnasium für Gesprächsstoff im Lehrerzimmer sorgt. Schulleiterin Beatrix Lafontaine: "Die Verbreitung von Smartphones schreitet schnell voran. Wir hatten bislang einen Verdachtsfall, dass ein Schüler damit auch bei einer Arbeit betrogen haben könnte." Die Schule sei gerade dabei, klare Regelungen zu erarbeiten, die das Pfuschen übers internetfähige Handy ausschließen sollen. Im Allgemeinen müssen an der Schule während des Unterrichts alle Mobiltelefone ausgeschaltet bleiben.In der modernen Elektronik erkennt Susanne Fritz zunächst eine Grundtechnik, die junge Menschen heute beherrschen müssten: "Ich stehe dem Ganzen nicht negativ gegenüber", sagt die Chefin der Erweiterten Realschule in Rohrbach, "leider hat die Technik aber nicht nur positive Seiten." An ihrer Schule musste sie sich bislang weniger mit Täuschungsversuchen per Smartphone auseinandersetzen denn mit Verletzungen der Privatsphäre. Wenn Schüler etwa Handyphotos ins Innere von Toilettenkabinen schössen, sei das nicht hinzunehmen. Auseinandersetzungen unter Schülern via sozialen Netzwerken gerieten zudem schnell zu Schlammschlachten. Fritz: "In der Anonymität bei Facebook sagt man sich Dinge, die man niemandem ins Gesicht sagen würde." An der ERS müssen alle Schüler unterschreiben, dass das Handy während der Schule aus bleibt.

Auch an der Gesamtschule Gersheim müssen die Mobiltelefone ausgeschaltet bleiben, außer im Notfall. Oliver Battel, stellvertretender Leiter, sorgt sich bislang nur wegen des "Unfugs", der mit den Geräten getrieben werden kann: "Das ist ein großes Problem. Es werden Inhalte ausgetauscht, die für Schüler nicht geeignet sind." Eltern erwarteten von der Schule, dass sie kontrolliere, was ihre Kinder während des Unterrichts im Netz zu Gesicht bekommen. Der völlig freie Zugang über das Smartphone zu allen möglichen Internet-Seiten sei ihnen aber wohl nicht immer bewusst.

"Wir hatten bislang einen Verdachtsfall, dass ein Schüler damit auch bei einer Arbeit betrogen haben könnte."

Beatrix Lafontaine, Leiterin Leibniz-Gymnasium

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