Klassikmusik mit skurrilem Humor

St. Ingbert. Musikinstrumente scheinen auf Comedians bisweilen eine magische Anziehungskraft auszuüben. Selbst Loriot kam mit seinem Klassiker "Ein Klavier, ein Klavier!" an ihnen nicht vorbei. Am Donnerstagabend zeigten nun zwei Holländer im Rahmen der letzten "A la Minute"-Kleinkunstveranstaltung für dieses Jahr, was man mit einem Klavier alles machen kann

 Wilbert Kivitz (links) und Tiny van den Eijnden alias "Stenzel" bei ihrem Auftritt in St. Ingbert. Foto: Jörg Martin

Wilbert Kivitz (links) und Tiny van den Eijnden alias "Stenzel" bei ihrem Auftritt in St. Ingbert. Foto: Jörg Martin

St. Ingbert. Musikinstrumente scheinen auf Comedians bisweilen eine magische Anziehungskraft auszuüben. Selbst Loriot kam mit seinem Klassiker "Ein Klavier, ein Klavier!" an ihnen nicht vorbei. Am Donnerstagabend zeigten nun zwei Holländer im Rahmen der letzten "A la Minute"-Kleinkunstveranstaltung für dieses Jahr, was man mit einem Klavier alles machen kann. In der Stadthalle waren Stenzel und Kivitz jedoch nicht zum ersten Mal. 2009 traten sie bei der St. Ingberter Pfanne auf. Inzwischen hat sich ihr aktuelles Programm "The Perfect Concert - Part II" weiterentwickelt.

Das Rezept: Die Verbindung von anspruchsvoller klassischer Musik mit Humor. Geht nicht? Aber klar. Tenor Tiny van den Eijnden (Stenzel) und sein Meisterpianist Wilbert (Kivitz) bewiesen dies am laufenden Band. Das Ganze wirkt zunächst wie eine ernsthafte Sache: zwei Männer im Frack und ein schwarzer Flügel. Von wegen. Die beiden stehen nämlich irgendwie unter Strom. Sie sind so sehr unter humoristischer Hochspannung, dass das Publikum das Fieber selbst erhascht. Schnell schaukeln sie sich gegenseitig hoch und beziehen das Publikum dabei mit ein. Da werden Ablenkungsmanöver gestartet und einem Besucher der Stuhl geklaut. Aber, es hat immer ein gewisses Niveau und artet nie in Klamauk à la Kindergeburtstag aus. Doch, da war noch ein Instrument, welches die beiden spielerisch einbauen. Gut, das können viele. Stimmt. Aber nicht, wenn das Instrument auf der Seite liegt. Oder, wenn es wegwandert und der Spieler Kivits, natürlich weiterspielend, hinterher hechelt, während Stenzel kraftvoll Arien schmettert. Da kann es sein, dass der aalglatt-gegelte Gigolo Stenzel seinen musikalischen Gegenpart - mit wirrem Haar und Intellektuellenbrille - beim Figaro durch Gesang so erschreckt, dass dieser vom Stuhl fällt und die Noten durch die Gegend fliegen. Slapstick pur.

Doch da gibt es auch einen selbstgebastelten Kontrabass, der angeblich eine Saite aus dem Blinddarm von Vivaldis Katze haben soll. Auf zu den "Vier Jahreszeiten", ehe man sich zur "Arie ohne Husten" begibt. Ach so, damit meinen die beiden Niederländer den russischen Klassiker "Kalinka". In der Rockversion mit irrer Pudelmütze versteht sich. Und jetzt stellen Sie sich das Ganze mit Akrobatik und Gerutsche auf dem seitlich liegenden Klavier vor. Natürlich während Kivits ununterbrochen weiterspielt. Man kann den Flügel auch zum wippenden Pferd umbauen und "Don Quichote" darstellen, während man oben sitzt und die durchs Publikum wandernde Windmühle abschießt. Oder seine eigene Person als Marionette spielen, während man auf einem Mini-Mini-Hocker sitzt. Und: Dabei eine kleine Nachtmusik auf dem Ultra-Mini-Flügel spielt. Zuguterletzt: Schuberts Unvollendete war fertig! Doch! Dem Komponisten fehlte nur das Geld fürs Notenpapier. Die Schallplatte rückwärts beweist dies. Bei der "Arie mit extremer Höhenangst" (Nessun Dorma), fliegen die beiden rund ums Klavier. Wahnsinn!

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